Pandemie nicht vorbei

Keine Masken an Schulen: Experte mahnt zu Vorsicht

Österreich
14.06.2021 14:31

Die Maskenpflicht am Sitzplatz in den Klassen der Ober- und Unterstufen wird mit Dienstag nahezu komplett gekippt. In der entsprechenden Verordnung des Bildungsministeriums ist festgeschrieben, dass Masken nur noch außerhalb von Klassen- und Gruppenräumen zu tragen sind. Zudem können Oberstufenschüler auch nur noch Mund-Nasen-Schutz tragen, die Pflicht zur FFP2-Maske in der Altersgruppe fällt. Im Turnsaal sind nun auch wieder Sportarten erlaubt, bei denen der Sicherheitsabstand unterschritten wird. Mikrobiologe Michael Wagner mahnt allerdings zur Vorsicht.

Bei ausreichendem Sicherheitsabstand sind auch Singen und Musizieren mit Blasinstrumenten in Innenräumen wieder zugelassen. Kann der Abstand nicht eingehalten werden, muss mit Maske gesungen werden. Außerdem sind nun auch Kooperationen mit außerschulischen Personen bzw. Vereinen im Schulgebäude wieder erlaubt (derzeit nur im Freien).

(Bild: APA/HARALD SCHNEIDER)

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hatten die Erleichterungen mit den stabilen und weiterhin sinkenden Infektionszahlen begründet. Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien sieht diesen Schritt angesichts der Infektionslage ohne Sorge. Er gab allerdings zu bedenken, dass die jetzt „gut funktionierende Maßnahme“ des Maskentragens im Unterricht ab der fünften Schulstufe im Herbst bei geänderter Infektionslage schwierig wieder einzuführen sei. Nur noch rund jedes tausendste Schulkind unter 14 Jahren ist momentan Träger des SARS-CoV-2-Virus, ohne dies zu wissen, so der Leiter der Schul-Gurgelstudie.

Das „international beispielgebende“ verpflichtende Testen an Schulen oder das gestaffelte Maskentragen (Volksschüler mussten Mund-Nasen-Schutz nur abseits ihres Platzes im Schulgebäude tragen, Schüler ab zehn auch am Platz und Schüler ab 14 FFP2-Masken) habe an Österreichs Schulen das Infektionsgeschehen deutlich eingebremst, konstatierte er. Bei einer ähnlichen Gesamtinzidenz wie aktuell lag im Herbst 2020 im Rahmen der groß angelegten Studie an 250 Schulen die Dunkelziffer dort bei rund 0,4 Prozent.

(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)

„Keine Fallexplosionen“
Dieser Wert sei nun noch niedriger, so der Wissenschaftler: „Lockert man diese wirkungsvollen Maßnahmen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Dunkelziffer in den Schulen wieder ansteigt.“ Dass schon ein Teil der Eltern geimpft ist und „auch der von mir und vielen anderen Experten in seiner Dimension etwas unterschätzte“ starke saisonale Effekt wirke dem natürlich entgegen. In den wenigen verbleibenden Schultagen könne er sich durch das Wegfallen der Maskenpflicht am Platz ab Dienstag „keine Fallexplosion vorstellen“, so Wagner.

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Lockert man diese wirkungsvollen Maßnahmen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Dunkelziffer in den Schulen wieder ansteigt.

Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien

Mutationen sorgen für steigende Zahlen
Auch wenn bis zum Ferienstart vermutlich nicht viel passieren werde, sende man hier trotzdem auch ein weiteres Signal an die Bevölkerung, dass die Pandemie vorbei sei: „Das ist es halt nicht.“ Man sehe etwa in Großbritannien, dass durch die erstmals in Indien detektierte, offenbar deutlich ansteckendere Delta-Variante vor allem unter den - natürlich meist noch ungeimpften - Kindern und Jugendlichen die Zahlen erneut ansteigen.

Monitoringsystem weiterhin wichtig
Laut Modellierungsexperten könnten schon vermutlich um die 30 Prozent Nicht-Geimpfte insgesamt für eine „signifikante vierte Welle“ ausreichen. Würde dann im Herbst vielleicht wieder eine Verschärfung der Maßnahmen an Schulen nötig, habe man möglicherweise „Schwierigkeiten beim Re-Installieren“ der mittlerweile gut etablierten Maskenpflicht. Wichtig sei deshalb nach wie vor ein engmaschiges Monitoringsystem mit wiederkehrenden PCR-Tests. Die positiven Proben sollten dann alle genomsequenziert werden, um zu wissen, welche Virenvarianten an den Schulen tatsächlich zirkulieren.

Das „international beispielgebende“ verpflichtende Testen an Schulen oder das gestaffelte Maskentragen hat an Österreichs Schulen das Infektionsgeschehen doch deutlich eingebremst. (Bild: APA/BARBARA GINDL)
Das „international beispielgebende“ verpflichtende Testen an Schulen oder das gestaffelte Maskentragen hat an Österreichs Schulen das Infektionsgeschehen doch deutlich eingebremst.

„Stundenlanges Maskentragen Belastung für Kinder“
Dass die Maskenpflicht nun eingeschränkt wird, ist für den Sprecher des Bundesverbandes der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen, Christoph Drexler, ein positives Signal: „Man darf nicht vergessen, dass die betreffenden Kinder, also Sekundarstufe I und II, die Maske für sechs, acht oder sogar zehn Stunden am Tag tragen mussten. Das war natürlich schon eine Belastung für die Kinder und Jugendlichen.“

„Guter Schritt“
AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß (FCG) begrüßte den Schritt im Ö1-„Morgenjournal“ ebenfalls. „Es ist ganz klar, je wärmer es wird, desto unangenehmer ist das Tragen der Masken für alle. Insofern ist das sicher ein guter Schritt“, so Weiß, der hervorhob, dass dies auch eine Erleichterung für die Lehrer sei, etwa bei engen Gruppenarbeiten aber noch immer die Maske getragen werden könne.

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