Zum immateriellen Kulturerbe wurde nun ein Stanser Brauch ernannt, der nur alle zehn Jahre stattfindet. Das „Staner Anklöpfeln“ fiel 2020 leider aus, doch heuer will man das mysteriöse Adventsspektakel nachholen.
Das Gegenteil der klassischen „Herbergssuche“ ist das Staner Anklöpfeln. Denn der Brauch, welcher nur alle zehn Jahre stattfindet, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts vermutlich als Satire ins Leben gerufen – die Aufführung kritisiert sowohl weltliche als auch kirchliche Oberhäupter. Jeden Advent-Samstag klappert der Zug von Darstellern diverse Gasthäuser und Bauernhöfe ab, um die Posse singend vorzutragen.
Spitzhüte und Holzbuch
Maria und Josef wären bei diesen Anklöpflern fehl am Platz: Der Großteil des Zuges besteht aus den 25 „Leviten“. Bekleidet mit schwarzen Spitzhüten und Bärten aus Baumflechten wandern die schwer einzuordnenden Gestalten durch die Nacht, angeführt von einem klassischen Tiroler, dem so genannten „Urbal“. In den jeweiligen Einzugsorten wird ein Kreis gebildet – es folgt der Auftritt des „Bacchus“.
Er dient mit seinem dicken Bauch als Ablage für ein schweres Buch aus Holz, aus dem der „Hohe Priester“ singend vorträgt – der Leviten-Chor springt regelmäßig ein. In zwölf Strophen wird das Anklöpferlied vorgetragen, welches Elemente aus dem alten Testament und Tirolerisches Brauchtum besingt. Das darauffolgende „Bettlerlied“ kritisiert Oberhäupter, die der Bevölkerung im 19. Jahrhundert das Betteln verbieten wollten. Die ganze Aufführung dauert knapp 15 Minuten.
Brauch eint Gemeinde
Fast die ganze Dorfgesellschaft nimmt dabei eine wichtige Rolle ein. Die Abläufe werden mündlich überliefert und die einzelnen Darsteller verwahren die Kostüme und das Gemeindeamt das Liederbuch.
Diese Zusammenarbeit überzeugte nun die UNESCO-Kommission, die erklärt: „Trotz zehnjähriger Intervallzeiten wird deutlich, dass der Brauch eine identitätsstiftende Funktion für die Gemeinschaft hat.“ 2020 musste das Spektakel leider ausfallen – heuer will man es aber nachholen.
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