Bei der Uraufführung des „Lumpazivagabundus“ im Jahr 1833 grassierte unter den Menschen die Furcht vor der Cholera und vor einem Kometen, was bei vielen entweder zu Fatalismus oder zum Hoffen auf ein Wunder führte. Dazu war die Wirtschaftslage schlecht und es gab viele Arbeitslose. Das alles kommt einem zwangsläufig ziemlich bekannt vor, gerade weil man sich das Stück wenig glamourös auf einem Bildschirm anschauen muss.
Androgyner Geist
Und so sympathisiert man leicht mit den drei wunderbar abgerissen gespielten Hallodris Leim (Daniel Klausner), Zwirn (Jan Nikolaus Cerha) und Knieriem (Julian Sigl), die sich täglich betrinken, weil ihnen schon alles egal ist. Eine Wette zwischen Fortuna (Angela Waidmann) und Amorosa (wunderbar in zuckerlrosa: Eva-Maria Aichner) soll das ändern, ein Wunder in Form eines Lotteriegewinns soll die Burschen läutern. Aber da hat Lumpazivagabundus – eine grandiose Idee, Theresa Palfi als androgynen Geist im Gothic-Look (Kostüme: Cornelia Kraske) zu besetzen – noch ein Wörtchen mitzureden
Sehenswerte Inszenierung
Georg Schmiedleitner serviert eine trostlose, unheil versprechende Version des Stücks in düsterer Umgebung (Bühne: Harald B. Thor) und webt ins berühmte „Kometenlied“ noch eine aktuelle Coupletstrophe zu Fake News & Co. ein. Eine sehenswerte Inszenierung, auch wenn sie noch Striche vertragen hätte, etwa bei der elendslangen Brieflese-Szene. Tipp: Wer das Stück live erleben möchte, kann dies ab 9. Juni im Schauspielhaus tun. Bis kommenden Freitag ist „Lumpazivagabundus“ noch in der TVthek des ORF online abrufbar.
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