Wie konnte es nur so weit kommen? Es ist gerade einmal der vierte Monat dieses Jahres vorüber und Österreich zählt bereits neun Frauenmorde. Der letzte Name, der auf dieser traurigen Liste hinzugefügt werden musste, ist der einer zweifachen Mutter: Marija M. Die Krankenschwester aus Wien hinterlässt zwei Kinder im Alter von zwölf und drei Jahren.
Sie kümmerte sich als Krankenschwester aufopferungsvoll um ihre Patienten, in ihrer Rolle als Mutter einer 12-jährigen Tochter und eines kleinen Sohnes ging sie vollends auf. Als liebevolle Partnerin stand sie hinter dem Vater ihrer beiden Kinder - selbst als dieser als „Bierwirt“ bekannt wurde, der einen schlagzeilenträchtigen Prozess gegen Sigrid Maurer führte oder im September 2020 vor seinem Lokal festgenommen wurde, weil er betrunken randaliert hatte.
Opfer zog Schlussstrich
Erst kürzlich dürfte Marija M. diese Eskapaden ihres Partners nicht mehr ausgehalten haben. Laut Informationen der „Krone“ zog die 35-Jährige vor Kurzem einen Schlussstrich und trennte sich von dem 42-Jährigen.
Am Donnerstagabend kam es dann zum blutigen Drama: Der „Bierwirt“ richtete Marija M. - laut Bewohnern vor den Augen der Kinder, der Mutter des Opfers und eines Nachbarn - mit einem Kopfschuss in ihrer Wohnung im Winarskyhof in der Brigittenau hin. Wenig später wird der sturzbetrunkene Albert L. mit der Tatwaffe in der einen Hand und einer Wodkaflasche in der anderen im Innenhof der Wohnhausanlage festgenommen.
„Das ist so furchtbar. Marija war so ein positiver Mensch. Ich kenne sie nur lachend. Am Vormittag haben wir noch gemeinsam Wäsche gewaschen“, so eine Nachbarin beim „Krone“-Lokalaugenschein im Winarskyhof.
Frauen, die Gewalt erleben, finden Hilfe und Informationen:
Betroffene von Gewalttaten und Verbrechen können sich an die Opferschutzorganisation Weißer Ring wenden unter der Telefonnummer 0800/112-112 und unter opfernotruf.at
Droht akute Gewalt, rufen Sie sofort den Polizeinotruf unter 133 oder 112. Gehörlose und Hörbehinderte können per SMS an 0800/133 133 Hilfe rufen.
Was jetzt noch bleibt, ist Entsetzen über die Grausamkeit der Bluttat, Unverständnis für den bereits neunten Frauenmord in diesem Jahr - und nicht zuletzt tiefe Trauer um Marija M. - eine Mutter, die sterben musste, weil sie ihr Leben ohne einen gewaltbereiten, polizeibekannten Mann weiterführen wollte.
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