Risiko für Depression

Eltern fühlen sich durch Schreibaby überfordert

Gesund
21.04.2021 05:00

Säuglinge, die täglich mehr als drei Stunden heftig weinen und sich nicht beruhigen lassen, gelten als „Schreibabys“. Eine belastende Situation für Eltern, die durch die Pandemie noch verstärkt wird, warnen Experten.

Etwa jedes fünfte Baby schreit besonders viel. Weint ein Säugling täglich mehr als drei Stunden an mindestens drei von sieben Tagen über mehr als drei Wochen aus unerklärlichen Gründen bzw. lässt er sich kaum beruhigen, sollten sich betroffene Mütter und Väter unbedingt an ihren Kinderarzt wenden. „Dieser kann sicherstellen, dass keine Krankheit die Ursache für das ,Brüllen‘ ist, und die Eltern beruhigen. Außerdem informiert er über Hilfsangebote“, erklärt Pädiater Prim. Univ. Prof. Dr. Reinhold Kerbl, der die Kinder- und Jugendabteilung am LKH Hochsteiermark in Leoben leitet. Warum kommt es eigentlich zu solchen Schreiattacken? Früher sprachen Experten von „Dreimonatskoliken“, da sie vermuteten, dass u.a. Blähungen für das übermäßige Weinen verantwortlich seien. Heute verwenden Fachleute eher den Begriff „Regulationsstörung“, wobei die genauen Mechanismen noch nicht geklärt sind. Säuglinge reagieren vermutlich in einer bestimmten Phase ihrer Entwicklung empfindlicher auf Reize von außen, wie z.B. Gerüche, Geräusche und Schmerzen - und können sich dann oft schwer selbst beruhigen. Aber auch die (noch unvollständige) Anpassung an den Tag-Nacht-Rhythmus könnte eine Rolle spielen.

Manche Mütter, die sich hilflos fühlen und sich dennoch keine Unterstützung holen, hören stressbedingt frühzeitig mit dem Stillen auf, einige entwickeln sogar Depressionen. In extremen Fällen beuteln Eltern ihren Nachwuchs aus Verzweiflung oder halten ihm den Mund zu. „Beim Schütteln fällt der Kopf des Babys nach vorne und hinten, denn die Nackenmuskulatur ist noch zu schwach, um das Haupt zu halten. Die Gehirnmasse bewegt sich hin und her, wodurch Blutgefäße reißen können und es mitunter zu Hirnblutungen und ‑verletzungen kommt. Auch in der Augennetzhaut sind Blutungen möglich, die unter Umständen Sehstörungen oder sogar Blindheit zur Folge haben. Wenn Eltern dem schreienden Kind den Mund zuhalten, besteht zudem Erstickungsgefahr“, warnt Prim. Kerbl, der auch Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde ist, eindringlich vor den Folgen solch unüberlegter Reaktionen.

Rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen! 

Stark belastete Familien erhalten auf Wunsch bereits während der Schwangerschaft und in den ersten drei Lebensjahren kostenlose Unterstützung durch regionale Frühe-Hilfen-Netzwerke. Auf https://www.fruehehilfen.at//de/Regionale-Netzwerke/Fruehe-Hilfen-Netzwerke.htm finden Eltern Adressen, wohin sie sich wenden können. Außerdem gibt es spezielle Einrichtungen, wie Schreiambulanzen, die Eltern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Infos dazu u.a. auf https://www.gesundheit.gv.at/leben/eltern/baby/schreiambulanz

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