Kleinster ganz groß

Audi e-tron Q4: Der E-legante Bruder im Strome

Motor
15.04.2021 15:05

Immer neue SUVs. Immer mehr E-Autos. Logisch, dass es also auch immer mehr E-SUVs gibt. So wie den ab Juni erhältlichen Audi Q4 e-tron. Wie häufig im VW-Konzern, ist er letztlich so was wie ein Edel-Ableger, in diesem Fall heißen die Schwestermodelle ID.4 oder Enyaq. Er ist Audis kleinster Stromer - aber ein ziemlich großes Auto.

(Bild: kmm)

In diesen Tagen gleichen Automobilhersteller großen Transformations-Werken. Für die PS-Branche ist der Umbau auf Elektroantrieb eine Operation am offenen Herzen während der Ladenöffnungszeiten. Das gilt natürlich auch für Audi. Die Ingolstädter haben gerade angekündigt, keine neuen Verbrennungsmotoren mehr zu entwickeln und bis 2025 über 20 neue, reine E-Modelle vorzustellen. Ein teurer Kraftakt, der innerhalb des VW-Konzernverbunds mit vereinten Recourcen nicht ganz so weh tut. So teilt sich der gerade eingeführte Imageträger e-tron GT seine E-Technik mit dem Porsche Taycan und auch beim neuen, ab über 40.000 Euro erhältlichen Q4 e-tron - gebaut in Zwickau - hilft die Familie, die Haushaltskasse zu schonen. Der SUV wirft sein schnörkelloses Kleid über die Elektroplattform, die bereits auch VW ID.4 und Skoda Enyaq nutzen.

Dank des MEB-Technikkasten zeichnen die Designer offensichtlich wie befreit drauf los. Die neue Garde der Steckermodelle verbindet ihre kurzen Überhänge, großen Räder und langen Radstände. Was - na klar - auch die Proportionen verändert. So wirkt der immerhin 4,59 Meter lange Q4 e-tron fast schon kompakt, kurz und bündig. Besonders stolz sind sie bei Audi auf die ausgefeilte Aerodynamik (cW-Wert 0,28) und auch auf die schlaue digitale Lichtsignatur. Sie lässt sich über das MMI in vier verschiedenen Layouts einstellen, und verleiht dem eigenen Q4 einen individuellen „Augen-Blick“.

Innen gibt es vor allem eines: Platz satt. Der Radstand von 2,76 Meter entspricht fast dem des Q5, weder Kardantunnel noch Getriebe oder Auspuffanlage liegen den Passagieren im Weg rum. Wer hinten mitfährt, wähnt sich beinahe schon in einem Chauffeurs-Auto. In den Kofferraum passen 520 bis 1.490 Liter Gepäck, beim Q4 e-tron Sportback, der etwas später startet, werden es 535 bis 1.460 Liter sein. Zusätzlichen Stauraum gibt es reichlich, dazu in allen Türverkleidungen praktische Einschübe für Einliter-Flaschen.

Wer Audi kennt, hat im Q4 keine Berührungsängste. Vieles ist vertraut, einiges neu. Wie das optionale Lenkrad mit hinterleuchteten Touchflächen, das nun oben und unten abgerundet ist, die scheinbar schwebende Mittelkonsole oder der Cockpitkasten in Diamantenform, der serienmäßig ein 10,25 Zoll großes digitales Kombiinstrument beherbergt. Erstmals sorgt Sonos für den guten Ton in einem Auto und das bis zu 11,6 Zoll große Touch-Display in der Mitte ist das Größte, das je in einem Serien-Audi eingebaut wurde. Schließlich entführt uns die neue Augmented-Reality-Funktion in eine Welt der erweiterten Realität. Über das Head-up-Display wird ein großes virtuelles Bild der Außenwelt erzeugt. Wie eine Drohne schwebt etwa zehn Meter vor dem Auto ein Pfeil, der einem den Weg weist.

Beim Antrieb kann sich Audi nur wenig Extravaganzen erlauben. Hier gibt der MEB-Baukasten die technischen Parameter vor. Vorsprung durch Technik wäre zu teuer geworden. Das heißt beim Q4 eben auch, dass die Systemspannung nicht 800 (wie etwa beim neuen Hyundai Ioniq 5), sondern „nur“ 400 Volt beträgt, geladen werden kann höchstens mit einer Leistung von 125 kW. Immerhin verspricht Audi, dass unter idealen Bedingungen in rund 10 Minuten Strom für 130 Kilometer in den Akku fließt.

Es wird zwei Batteriegrößen mit 52 kW/h und 77 kW/h geben, die Systemleistung liegt je nach Modell bei 125 kW/170 PS, 150 kW/204 PS oder 220 kW/299 PS, die Reichweiten gibt Audi mit 342 bis 504 Kilometer an, rekuperiert wird in drei Stufen über Paddels am Lenkrad, eine Wärmepumpe verringert allzu große Reichweitenverluste vor allem auf Langstrecken und im Winter.

Von Natur aus treiben den neuen Einstiegs-SUV im elektrifizierten Q-Stall die Hinterräder an. Bei den stärkeren Versionen gesellt sich vorne ein Asynchronmotor hinzu. Schon haben wir einen Quattro. Aus Effizienzgründen beteiligt sich der vordere E-Motor nur an der aktiven Bewegung, wenn mehr Grip oder Leistung gefordert wird.

Bei der ersten Testrunde mit dem Topmodell Q4 50 e-tron quattro fällt vor allem die Souveränität des Antriebs auf; trotz eines Gewichts von über 2,1 Tonnen. Wer schon mal elektrisch unterwegs war, registriert etwa als Fußgänger mit kurzem Kennerblick, die Selbstverständlichkeit dieser (fast) lautlosen Fortbewegung: geschmeidig, gleichmäßig in der Beschleunigung, enorm kraftvoll und in 6,2 Sekunden auf Tempo 100. Bis zu 180 km/h Spitze sind drin. Alle Komponenten arbeiten zusammen, als spielten sie seit Ewigkeiten im gleichen Team. Was ein wenig fehlt - aber das gilt im Prinzip für alle E-Fahrzeuge - ist ein eigener Charakter, sind Ecken und Kanten. Der Gänsehaut-Generator gehört bei E-Mobilen noch nicht zur Serienausstattung. Audi geht das Thema Faszination eher über grundsätzliche Tugenden an. Über den gediegenen Komfort, die Top-Verarbeitung oder auch den kleinen Wendekreis von nur 10,2 Metern, der den Q4 erstaunlich handlich macht.

Anfang Juni surrt der Audi in wahlweise acht Farben und drei Ausstattungslinien (Basis, Advanced, S-Line) zu den Händlern. Zwischen ihm und dem Technikbruder VW ID.4 liegen rund 5000 Euro.

SPX/Tomas Hirschberger

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(Bild: kmm)



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