Neun Jahre Haft

Pädophiler verurteilt: „Kinderleben zerstört“

Tirol
13.03.2021 08:00

Es war einer der erschütterndsten Prozesse der letzten Jahrzehnte am Landesgericht: Nach Auffliegen eines Pädophilenrings in Nordrhein-Westfalen (D) geriet ein Tiroler (31) ins Visier der Ermittler. Mehrfach reiste er zu den Drahtziehern und vergriff sich im Auto und in einem Ferienhaus an 5- bzw. 10-jährigen Buben. Ermittler fanden dann seine Handynummer bei einem der Haupttäter ...

„Dieses Verfahren hat alles gesprengt, was je über meinen Schreibtisch ging“, schnaufte die Staatsanwältin. Und selbst Sexualstrafrichter Norbert Hofer konnte sich in den letzten 18 Jahren kaum an einen derart abscheulichen Fall erinnern. Vor Gericht saß ein Tiroler (31), der aufgrund seiner Neigungen verschlüsselte Chat-Kontakte mit den später verhafteten Haupttätern pflegte.

Reales Treffen nach Chats
Aus gemeinsamen Fantasien wurden reale Treffen. Ein Deutscher brachte seinen 5-jährigen Sohn mit, den er nach einem McDonald’s-Besuch dem Tiroler für Hand- und Oralpraktiken im Auto überließ! Weitere Pläne wurden in Chats „vorfreudig“ besprochen, nachher ließ man alles Revue passieren („Oberhammer“, „mega“, „ein Traum“). „Deutsche Ermittler konnten die verschlüsselten Chats knacken, daher können wir in die Gedankenwelt der Täter blicken“, erklärte die Staatsanwältin.

Kind nur mehr „Objekt“
Ein weiteres Treffen fand in einem eigens gemieteten Ferienhaus in Winterberg (D) statt. Der Stiefsohn (10) eines Täters wurde auf einer Matratze am Boden liegend zum „Objekt“ für die pädophilen Männer degradiert, wobei der Tiroler ähnliche Handlungen wie beim früheren Treffen im Auto setzte.

„Am Tiefpunkt“
Der Angeklagte räumte alles ein, betonte aber, er sei ganz im Bann des Haupttäters gestanden, der ihn stets ermuntert habe („Trau dich doch“). Mit der Umsetzung von noch gewalttätigeren Fantasien, die den Münsterer Pädophilenring europaweit berüchtigt machten, hatte er nichts zu tun. Es wurden jedoch kinderpornografische Dateien beim ihm sichergestellt. Im Schlusswort erklärte der einst beliebte Vereinsmensch: „Ich bin am Tiefpunkt meines Lebens, es gibt nichts zu beschönigen. Aber meine Familie steht hinter mir, vom Therapeuten in der Justizanstalt habe ich gute Rückmeldungen.“

Frage ohne passende Antwort
Die Urteilsverkündung begann der Richter mit der rhetorischen Frage: „Was sind zwei zerstörte Kinder wert?“ Darauf könne es keine passende Antwort geben. Der Schöffensenat verhängte neun Jahre Haft (nicht rechtskräftig).

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