„Es geht auch anders“

So kämpft Obertauern um seine Ski-Saison

Österreich
29.12.2020 15:40

Im Netz kursieren gerade Bilder einer Influencerin, die sie beim Urlaub in einem Ski-Apartment in Obertauern zeigen. Wie ist das möglich, wenn doch noch bis zum 18. Jänner das Betreten von Beherbergungsbetrieben in ganz Österreich verboten ist? Geschäftsführer Josef Storch bewirbt den Aufenthalt auf dem eigenen Instagram-Kanal und gibt krone.at bereitwillig Auskunft: „Sie hat einen Kooperationsvertrag mit uns, der auch mit dem Tourismusverband Obertauern abgesprochen ist.“ Die junge Frau dürfe „Werbung für die Zeit nach dem Lockdown“ machen, weil es sich dabei um eine Dienstreise handle und davon sei das Betretungsverbot ausgenommen.

Wir hatten extreme Ausfälle in der Urlaubsplanung und möchten mit einer guten Belegung starten“, argumentiert Storch die Zusammenarbeit mit der Influencerin, die auf Instagram knapp 150.000 Abonnenten erreicht. Denn man brauche eine gewisse Auslastung, um überhaupt überleben zu können. 

Storch spricht von einem leeren Buchungskalender und vielen Fragezeichen, was die heurige Wintersaison betrifft: „Wir haben große Angst, dass trotz der Öffnung am 18. Jänner zu wenig Gäste kommen, deshalb arbeiten wir mit dieser österreichischen Bloggerin zusammen.“

Geregeltes Anstellen in Obertauern
Angesprochen auf die verstörenden Bilder der letzten Tage, mit Warteschlangen vor den Gondeln und Skiliften, antwortet Storch: „Ich war die letzten Tage selber jeden Tag auf der Skipiste. Ich kann garantieren, dass die Moral hier sehr stark ist. Alle sind mit der vorgeschriebenen FFP2-Maske unterwegs. Es ist ein geregeltes Anstellen, es gibt keine Wartezeiten.“

Fahrende Lifte, aber leere Pisten
„Wir sind skeptisch, ob der Start auch gut gelingt. Die Lifte dürfen zwar fahren, aber die Pisten sind leer“, sagt Storch. Tourismusdirektor Mario Siedler bestätigt die Aussagen im Gespräch mit krone.at: „Wir kämpfen natürlich mit der Situation, dass immer nur einzelne Bilder von Menschenansammlungen in den Medien auftauchen, was aber nicht der Standard ist, schon gar nicht in Obertauern.“ Die wenigen Skifahrer würden sich sehr vorbildlich verhalten, Abstände einhalten und FFP2-Masken tragen. Kritik übt er an den Kapazitätsbeschränkungen: „Wenn ich nur die Hälfte der Leute auf den Lift setzen kann, entstehen Wartezeiten.“ 

Auch Siedler für Ende der Personenbeschränkung
Der Tourismuschef aus Obertauern ist deshalb ebenfalls für ein Ende der Personenbeschränkungen, wie es ÖVP-Mandatar und Seilbahnen-Obmann Franz Hörl bereits wiederholt gefordert hatte. „Man muss sich die Frage stellen, FFP2-Maske oder Kapazitätsbeschränkung, denn beides ist an sich ein Widerspruch, weil man ohnehin nur wenige Minuten gemeinsam im Sessellift sitzt“, so Siedler. Derzeit sei man in Obertauern bei maximal 25 Prozent Auslastung, weil man nur zwischen 3000 und 4000 Tagesgäste empfangen könne. „Wir haben 10.000 Gästebetten im Ort, die Tagesgäste kommen sonst noch dazu.“

In Obertauern wartet man auf „klare Ansagen“ der Politik, um Planungssicherheit zu haben. „Gerade die Tourismusbranche ist durch diese sich ständig ändernden Voraussetzungen extrem zum Handkuss gekommen. Wir hoffen, dass es mit 18. Jänner losgehen kann“, sagt Siedler. Was bleibt ist die Hoffnung auf ausländische Gäste, die in Obertauern 75 Prozent der Urlauber ausmachen, aber: „Wir haben in den letzten Monaten gelernt, dass man mit gar nichts mehr rechnen darf.“

Zumindest einen kleinen Teil der Saison will man in dem auf 1600 Meter Höhe liegenden Wintersportort noch retten: „Wir haben ja bis Anfang Mai geöffnet, weil wir aufgrund der Höhenlage sehr schneesicher sind“, sagt Siedler.

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