In Terfens

Deponie statt Wald: Anrainer laufen Sturm

Tirol
22.09.2020 08:00
In Terfens ist ein Kräftemessen wegen einer geplanten Bodenaushubdeponie mitten im Ort im Gang. Auch ein geschützter Wald wäre betroffen. Jetzt wurde mit den Rodungsarbeiten begonnen, obwohl noch gar keine Bewilligung vorliegt. Die Anrainer starteten eine Petition. Die BH Schwaz brütet noch über den Gutachten.

Knapp die Hälfte des Waldstücks, das vielen Bewohnern als Naherholungsgebiet dient, soll der geplanten Aushubdeponie zum Opfer fallen. Angesucht hat dafür der Terfener Bürgermeister Hubert Hußl. Er selbst äußert sich dazu nicht, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt: „Das entscheiden andere“, sagt er.

Vize-Bürgermeister Hans Hußl, der im Gemeinderat die absolute Mehrheit besitzt und der Cousin des Bürgermeisters ist, äußert sich hingegen schon: „Es wurden sehr viele Stellungnahmen dazu abgegeben und eine Unterschriftenaktion gestartet, aber nur bei jenen Haushalten, die unmittelbar betroffen sind“, erläutert er im „Krone“-Gespräch. „Etwa 80-90% der Hausbewohner haben unterschrieben, das sind 133 Personen.“

Im geschützten Wald Fakten geschaffen
In der Zwischenzeit hat ein Trupp von Baumfällern im südlichen Bereich des Waldes Fakten geschaffen und uralte Bäume einfach umgeschnitten. Eine Expertin der Umweltanwaltschaft war vor Ort und stellte fest, „dass 6 bis 7 Eichen und ein mächtiger Bergahorn gefällt wurden. Bei den Eichen wurden wohl augenscheinlich die ältesten und beeindruckendsten Bäume – also die wichtigsten für einen gedeihlichen Fortbestand der Hirschkäferpopulation – geschlägert“, heißt es in dem Bericht der Expertin.

Relikt-Hangwandbestände
Genau dieser Eichenbestand wurde im UVP-Verfahren Hochleistungsstrecke Unterinntal mit zahlreichen Schutzmaßnahmen, begleitendem Monitoring und weiterführenden Maßnahmen bestmöglich geschützt, „da bereits im Verfahren zur Unterinntaltrasse die außerordentliche Schutzwürdigkeit dieser Relikt-Hangwaldbestände bekannt und dokumentiert war“.

Die Umweltanwaltschaft wurde offenbar durch Zufall auf die Arbeiten aufmerksam. „Nach mehrmaliger Rücksprache erhielten wir seitens der Polizei dann doch die Antwort, dass man die Tätigkeit in nochmaliger Absprache mit dem Journaldienst der BH einstellt.“

Anrainer befürchten Unzahl an Lkw-Fahrten
Dass dieser als Biotop ausgewiesene Eichenmischwald für eine Deponie geopfert werden soll, sei „nicht bewilligungsfähig“. Vize-BM Hußl rechnet damit, dass der Bescheid der BH Schwaz in Kürze ergeht.

Die Anrainer machen seit Wochen gegen das Projekt mobil. Sie befürchten nicht nur einen Verlust an Lebensqualität, sondern auch unzählige Lkw-Fahrten am Wochenende und ein Verkehrschaos auf der Landesstraße mit drei Engstellen innerhalb von 200 Metern.

Keine Parteistellung
Zudem gebe es im nahen Umkreis schon genügend Deponien, die teils direkt an Wohnhäuser angrenzen. „Das grundlegende Problem ist, dass weder Gemeinde noch Anrainer Parteistellung haben“, zeigt Vize-BM Hans Hußl auf. „Es ist uns unbegreiflich, dass eine Deponie vom Bürgermeister persönlich unmittelbar neben dicht besiedeltem Wohngebiet und intakter Natur in Erwägung gezogen wird“, sagen die Anrainer.

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