Oppositionelle in Haft
Weißrussland: Welle von Festnahmen geht weiter
Die Regierung in Weißrussland verschärft ihren Kurs gegenüber Oppositionspolitikern. Zwei Tage nach dem Verschwinden von Maria Kolesnikowa wurde jetzt der Anwalt Maxim Snak am Mittwoch nach Angaben von Unterstützern in Gewahrsam genommen. Snak gehörte dem Koordinierungsrat an, der in den vergangenen Wochen die Proteste gegen die Wahlfälschungen und Präsident Alexander Lukaschenko organisierte.
Die Agentur Interfax meldete unter Berufung auf Vertraute Snaks, in zivil gekleidete Maskierte hätten ihn aus seinem Büro geführt. Auch das Büro des inhaftierten Oppositionspolitikers Viktor Babariko werde durchsucht, hieß es. Der litauische Außenminister Linas Linkevicius schrieb auf Twitter, dass auch die weißrussische Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch in ihrer Wohnung von Unbekannten belästigt werde.
Mehrere tausend Menschen festgenommen
Die Regierung in Minsk verschärft seit Tagen ihre Vorgehen gegen die anhaltenden Demonstrationen in der Hauptstadt und anderen Städten des Landes. Die Polizei teilte mit, dass sie am Dienstag in mehreren Orten 121 Personen verhaftet habe. Die Gesamtzahl der Inhaftierten wird auf mehrere tausend Personen geschätzt.
Am Dienstagabend hatte es vor allem in der Hauptstadt Minsk Solidaritätsaktionen für die festgenommene Oppositionelle Kolesnikowa gegeben. Auf Bildern bei den Demonstrationen war zu sehen, wie maskierte Einsatzkräfte Menschen teils brutal festnahmen und die Gruppen auseinandertrieben.
Kolesnikowa war nach Behördenangaben vom Dienstag an der Grenze zur Ukraine festgesetzt worden. Die Agentur Interfax Ukraine hatte unter Berufung auf die Regierung in Kiew gemeldet, Kolesnikowa habe ihren Pass zerrissen, um eine Abschiebung zu verhindern. Sie war seit Montag unauffindbar. Nach Medienberichten wurde die 38-Jährige im Zentrum von Minsk verschleppt.
Oppositionelle Tichanowskaja hält Neuwahlen für einzigen Ausweg
„Ich fordere die sofortige Freilassung von Maxim Snak, der verhaftet oder richtiger ‘entführt‘ wurde“, teilte Swetlana Tichanowskaja mit, die gegen Staatschef Alexander Lukaschenko in der Präsidentenwahl Anfang August angetreten war und mittlerweile in das EU-Land Litauen geflohen ist. Die weißrussische Oppositionelle hält Neuwahlen für den einzigen Ausweg aus der derzeitigen Situation in ihrem Land.
„Nur eine neue Wahl kann unser Land retten“, sagte Tichanowskaja am Mittwoch in Warschau nach einem Treffen mit Polens Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki. „In den Augen des Volkes ist Lukaschenko nicht mehr länger der legitime Präsident.“ Die Oppositionsbewegung stehe in der Mitte ihres Kampfes.
Die Agentur RIA teilte indessen unter Berufung auf Diplomaten mit, dass Lukaschenko am 14. September nach Moskau reisen werde.
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