Minen-Unglück

Rückschlag in Chile: Bohrer steckt im Felsen fest

Ausland
13.09.2010 10:46
Die Rettungsbemühungen um die verschütteten Bergleute in Chile haben einen schweren Rückschlag erlitten bzw. müssen wahrscheinlich teilweise neu begonnen werden. Bergbauminister Laurence Golborne bestätigte Gerüchte, wonach bei der bisher erfolgreicheren der beiden Rettungsbohrungen eine Bohrspitze abgebrochen sei und nun im rund 300 Meter vorangetriebenen Tunnel feststecke. Bekommt man sie nicht raus, heißt es "zurück zum Start".

Golborne musste am Sonntag zugeben, dass die Arbeiten im am weitesten fortgeschrittenen Schacht zur Rettung der 33 Kumpel ins Stocken geraten sind, beharrte aber gleichzeitig darauf, dass sich damit am Zeitplan für die Bergung der Arbeiter nichts ändere. Dieser sieht vor, dass die Arbeiter spätestens zu Weihnachten bzw. sogar schon im November aus ihrem "Gefängnis" in 700 Metern Tiefe geholt werden können.

Die Bohrerspitze war kaputtgegangen, als sie in rund 300 Metern Tiefe auf einen Stahlträger eines ehemaligen Schürftunnels stieß. Man habe sofort aus den USA ein Ersatzteil und weiteres Bergegerät liefern lassen, doch die Spitze stecke nach wie vor fest. Sollte sie nicht komplett entfernt werden können, müsse die Bohrung abgebrochen werden, gestand Minister Golborne ein.

Arbeiter hörten keine Bohrgeräusche mehr
Die Angehörigen der Arbeiter hatten zuvor gegenüber chilenischen Medien berichtet, dass die Eingeschlossenen besorgt seien, weil das Geräusch des Bohrers vergangene Woche jäh verstummte. 

"Ich verstehe, dass sich die Kumpel angesichts der Probleme Sorgen machen", meinte Golborne. Allerdings seien mit Blick auf derartige Probleme von vornherein drei Tunnelbohrungen geplant gewesen. Mit der ersten nach konventioneller Bergbautechnologie wurde am 31. August begonnen, der zweite Bohrer lief fünf Tage später an. 

"Plan C" mit Ölbohrer aus Kanada
Die dritte Tunnelbohrung soll, wie am Wochenende bekannt wurde, nicht mit "handelsüblichem" Bergbaugerät vollzogen werden. Für den "Plan C", wie das dritte Bohrloch genannt wird, ist der 45 Meter hohe Ölbohrturm RIG-422 des kanadischen Unternehmens Precision Drilling in die Atacama-Wüste gebracht worden. Allein für den Transport der Gerätschaften wurden 42 Lastwägen benötigt. 

Derzeit wird mit Lkw-Ladungen voll Schotter, Fels und Beton rund um die Uhr ein Areal in Größe eines Fußballfeldes präpariert, damit die Maschine aufgebaut werden kann. Sollten keine unvorhergesehenen Hindernisse auftauchen, kann der Ölbohrer in der Rekordzeit von nur 45 Tagen in 700 Meter Tiefe vorstoßen. Mit der Einsatzbereitschaft wird aber frühestens in zwei Wochen gerechnet.

Seit 5. August eingeschlossen
Die Bergleute sitzen seit einem Felssturz am 5. August in der Gold- und Kupfermine in San José in der Atacama-Wüste in 700 Metern Tiefe fest. Den Behörden zufolge können bis zu vier Monate vergehen, ehe sie wieder ans Tageslicht geholt werden können. Über schmale Schächte werden die Männer mit Wasser, Essen und anderen wichtigen Dingen versorgt. Via Bildtelefon sind die Arbeiter mittlerweile ständig mit der Außenwelt in Kontakt.

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