Kein Ende des Leidens

Dammbrüche und Taliban verschärfen Lage in Pakistan

Ausland
27.08.2010 15:04
Im Süden Pakistans haben die Wassermassen des Flusses Indus erneut Dämme bersten lassen. Hunderttausende Menschen waren am Freitag auf der Flucht vor den Fluten. Zu der katastrophalen Lage in den Hochwassergebieten kommen nun auch noch Drohungen der Taliban gegen die internationalen Hilfsorganisationen. Die "Horde von Ausländern" sei "in keiner Weise akzeptabel", sagte ein Sprecher der Islamisten.

Den USA und anderen Staaten, die Hilfe zugesagt hätten, gehe es demnach nicht wirklich um die Flutopfer. Dabei deutete er unmissverständlich an, dass die Extremisten zur Gewalt greifen könnten.

UNO will sich nicht abschrecken lassen
Die Vereinten Nationen nehmen die Drohung ernst, wie UN-Nothilfekoordinator John Holmes sagte: "Wir treffen geeignete Vorsichtsmaßnahmen, aber wir werden uns nicht davon abschrecken lassen, das zu tun, was wir für notwendig erachten, nämlich dem pakistanischen Volk zu helfen."

In der südpakistanischen Provinz Sindh verschärfte sich die Lage am Freitag nochmals. An zwei Stellen des Flusses Indus brachen die Dämme. Betroffen war auch ein Deich, der die Stadt Thatta schützte. Allein dort flüchteten 175.000 Bewohner vor den Wassermassen. Seit Mittwoch seien in den Bezirken Thatta und Qambar-Shadadkot eine Million Menschen obdachlos geworden, sagte UN-Sprecher Maurizio Giuliano. "Wir teilen Hilfe immer schneller und schneller aus, aber die Flut scheint entschlossen, unseren Einsatz zu überholen."

Nach Schätzungen von UNICEF müssen weitere drei Millionen Kinder dringend mit sauberem Trinkwasser, einfachen sanitären Einrichtungen und Hygienebedarf versorgt werden. Nur so lasse sich das Risiko tödlicher Krankheiten durch schmutziges Wasser eindämmen, so das Kinderhilfswerk der UNO in einer Aussendung. 800.000 Kleinkinder unter fünf Jahren und 1,2 Millionen schwangere Frauen und stillende Mütter müssen noch mit Zusatznahrung versorgt werden. 1,5 Millionen Kleinkinder brauchen Impfschutz gegen gefährliche Krankheiten wie Masern und Polio.

Seit Beginn der Flutkatastrophe sind vom gebirgigen Norden Pakistans bis zum landwirtschaftlichen Kernland im Süden fast 17,2 Millionen Menschen von den Wassermassen erheblich und direkt geschädigt worden, schätzen die UN. Etwa 1,2 Millionen Häuser sowie die Infrastruktur wurden zerstört.

Geberkonferenz in Islamabad geplant
Unterdessen will Pakistan Ende November eine internationale Geberkonferenz in der Hauptstadt Islamabad ausrichten. Dies teilte die für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva in Brüssel nach einem Besuch in der Krisenregion mit. "Sie planen, Gastgeber einer Geberkonferenz zu sein, sobald die Schätzung für den Wiederaufbau gemacht wurde", sagte die EU-Kommissarin. "Natürlich wird die EU dort sein."

Mitte Oktober soll in Brüssel ein Treffen der "Freunde eines demokratischen Pakistan" stattfinden, das von der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton und dem pakistanischen Außenminister Shah Mahmood Qureshi geleitet wird, sagte Georgieva. Dabei soll in einem erweiterten Format auch über die Hochwasser-Hilfe gesprochen werden. Die gesamte EU habe Pakistan 230 Millionen Euro an Soforthilfe zur Verfügung gestellt, davon kommen 70 Millionen Euro aus dem Gemeinschaftshaushalt, erklärte die Kommissarin. Damit habe die Europäische Union rasch und großzügig reagiert.

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