Doskozil überzeugt:

„Ruhe wird in SPÖ erst mit dem Erfolg einkehren“

Politik
17.05.2020 11:32

Der rote burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil rechnet nach dem großem Zuspruch für seine Parteichefin Pamela Rendi-Wagner bei der Mitgliederbefragung nicht damit, dass sich die interne Stimmung deshalb schlagartig bessert: Er denkt vielmehr, dass die Turbulenzen in der SPÖ auf Bundesebene „erst wirklich überwunden sind, wenn der Erfolg sich wiedereinstellt. Aus meiner Sicht wird Ruhe einkehren mit dem Erfolg, das ist so im Leben“, betonte er.

Das sehe man auch bei anderen Parteien, so Doskozil im Interview mit der APA. In der FPÖ sei „nicht alles eitel Wonne“ und in der ÖVP habe man sich unter Reinhold Mitterlehner als Parteichef „beflegelt auf menschlich tiefstem Niveau“. So weit sei es in der SPÖ nicht: „Wir diskutieren wenigstens inhaltlich, 30-Stunden-Woche versus Mindestlohn beispielsweise.“ Die SPÖ sei eine „stolze Partei“, die Mitglieder hätten einen gewissen Erfolgsanspruch. „Und der Erfolgsanspruch wird mit 17 Prozent in den Umfragen nicht zufriedengestellt.“

In solchen Situationen gelte es, Führungsqualität zu beweisen. In Hinblick auf die von Rendi-Wagner angesprochenen „destruktiven Kräfte“ in der SPÖ betonte Doskozil, dass es Strömungen gebe, die andere Meinungen vertreten. „Aber die Unterscheidung zwischen Destruktivität und Unzufriedenheit - berechtigter und unberechtigter Unzufriedenheit - das ist eine schmale Gratwanderung.“ Auch er selbst habe schon viel Kritik hinnehmen müssen. „Aber ich glaube, ich habe noch niemandem, der mich kritisiert, mit Parteiausschluss gedroht“, sagte er.

Ärzte rieten Doskozil zu Berufswechsel
Gesundheitlich und stimmlich funktioniere nach seiner dritten Stimmband-Operation „soweit alles“, so Doskozil. „Man merkt schon, es ist natürlich noch ein bisschen ein Hürdenlauf. Das ist ein ständiges logopädisches Training.“ Er sei aber froh, sich für die Operationsmethode entschieden zu haben. „Weil andere Ärzte haben mir angeraten, ich soll das vielleicht nicht machen und soll mir einen Beruf suchen, wo ich nichts sagen muss und keine Stimme brauche. Von daher bin ich froh, dass ich auf diese Ärzte nicht gehört habe“, betonte der Landeshauptmann.

Doskozil musste Hochzeit und Geburtstagsfeier absagen
Die Auswirkungen der Corona-Krise spürt Doskozil auch im Privaten. Die für 30. Mai geplante Hochzeit musste verschoben werden. Sie werde nächstes Jahr stattfinden, Termin gebe es noch keinen. Auch auf eine große Geburtstagsfeier zum 50er am 21. Juni muss der Landeshauptmann verzichten. „Die ist Gott sei Dank abgesagt. Ich bin froh, muss ich ehrlich sagen, weil ich diese persönlichen Feiern nicht mag. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben Geburtstag gefeiert. Vielleicht als Kind, das weiß ich nicht.“

Landeshauptmann sind Regelungen selbst teils unklar
Dass er als Politiker derzeit nur eingeschränkt Kontakt zu den Menschen haben könne, sei mittlerweile fast schon normal, meinte Doskozil. Er kritisierte allerdings, dass in einigen Bereichen Unklarheit über Regelungen herrsche. „Meine Lebensgefährtin ist aus Deutschland. Ich wüsste derzeit nicht: Darf sie rausfahren oder nicht? Gibt es eine Quarantäne, gibt es keine Quarantäne? Braucht man ein Gesundheitszeugnis oder nicht?“

Doskozil findet Umgang mit Causa Ischgl „unfair“
Auch sonst sparte er nicht an Kritik an der Regierung: Wie man Tirol in der Causa Ischgl behandle, findet Doskozil „unfair“. Anfang März habe es eine erste Sitzung mit dem Kanzler, Ministern und den Landeshauptleuten gegeben. „Das war ein salopper Meinungsaustausch - keine Vorgaben, keine Einschätzungen, noch nichts wissend über Restriktionen, über den Lockdown“, erklärte Doskozil. „Und gleichzeitig fällt man jetzt über den Landeshauptmann Platter her und über die Verantwortlichen in Tirol, dass Ischgl viel zu spät reagiert hat.“

Landeshauptmann verweigert Videokonferenzen mit Regierung
Bei den Videokonferenzen des Bundes mit den Ländern oder bei den Pressekonferenzen, die stattfinden, „wird nur moderiert“, nannte Doskozil einen weiteren Kritikpunkt. Er selbst nehme nicht mehr an der Videokonferenz teil. Es heiße bei den Konferenzen, „ja, ja es kommt ein Erlass. Aber es wird kein Inhalt transportiert. Es wird nur ein PR-Programm abadministriert mit den Medien. Zumindest die SPÖ-Landeshauptleute erfahren erst aus den Zeitungen, was kommt und was gemacht wird.“

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