LH Günther Platter:

„Ist meine bisher schwierigste Situation“

Tirol
15.03.2020 10:00

Landeshauptmann Günther Platter spricht am Samstag im großen Interview mit „Tiroler Krone“-Chefredakteur Claus Meinert über die schwierigste Situation seiner Laufbahn, die drastischen Maßnahmen, die getroffen wurden - und die Urkraft der Tirolerinnen und Tiroler auch mit außergewöhnlichen Lagen fertig zu werden. Für den Sonntagvormittag kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz indes an, dass der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter für Tirol weitere Maßnahmen verkünden werde. 

„Krone“:Herr LH Platter, wie sieht aktuell Ihr Tagesablauf aus?
Günther Platter: Ganz einfach: Ich habe mich hier im Büro eingerichtet und bleibe 24 Stunden am Tag hier, um ständig im Krisenstab zu sein. Meine ganze Konzentration gilt dieser Krisenbewältigung. Alles andere wird total zurückgefahren, das persönliche Leben sowieso. Alles ist auf Krisenmodus umgestellt.

Keine anderen Termine?
So gut es geht mache ich Videokonferenzen. Ich habe eine Vorbildfunktion und konzentriere mich voll auf die Herausforderungen, diese ändern sich von Minute zu Minute.

Wir stehen aktuell bei mehr als 220 Corona-Infizierten, die meisten in ganz Österreich. Tirol wurde als Risikoland eingestuft. Was bedeutet das für unser Land?
Das bedeutet für uns, unabhängig von der Einstufung als Risikogebiet, dass jeder einzelne die sozialen Kontakte deutlich reduzieren muss. Dass sich all jene Bürgerinnen und Bürger, die sich in der letzten Zeit in Risikogebieten aufgehalten haben, zu Hause in 14-tägige Heim-Quarantäne begeben sollen. Ich appelliere eindringlich, das auch wirklich zu tun.

Gibt es da einen Bescheid?
Nein, Bescheid wird keiner ausgestellt. Da geht es um Eigenverantwortung und ich bitte um Verständnis, dass das öffentliche Leben gerade in Risikoregionen, vor allem im Tiroler Oberland, komplett reduziert wird. Aber diese Maßnahmen gelten natürlich für ganz Tirol. Und ich kann es nicht laut genug sagen: Enkelkinder sollen sich BITTE nicht mit den Großeltern treffen!

Wird sich der Coronavirus weiter so rasant ausbreiten?
Die Besorgnis besteht. Ich weiß, dass viele jetzt enttäuscht sind, wenn man solche drastischen Maßnahmen vornimmt. Aber wir müssen uns halt die nächsten Wochen komplett reduzieren. Wir werden da durchkommen, da bin ich mir sicher. Und danach haben wir wieder ein ganz anderes Leben, es wird sich alles wieder normalisieren. Wir packen das!

Haben wir genug medizinisches Equipment in Tirol?
Ja, wir bestellen jetzt auch wieder Masken und Beatmungsgeräte nach. Aber ich betone: So eine schwierige Lage wie derzeit hat es in der Nachkriegszeit noch nie gegeben. Und mir ist lieber, wenn es später heißt, man hat übertrieben als man hat zu wenig getan.

Sie sind seit 34 Jahren im politischen Geschäft. Ist das Ihre schwierigste Situation?
Ja, absolut!

Packen wir diese Situation?
Ja, wir packen das. Hundertprozentig. Die Tirolerinnen und Tiroler schaffen es immer, mit außergewöhnlichen Situationen fertig zu werden. Das ist ja die Urkraft der Tirolerinnen und Tiroler. Eigenverantwortung, Solidarität und Zusammenhalt funktionieren, da bin ich mir ganz sicher.

Wie wird jenen geholfen, die ihren Job verlieren, die finanziell in Bedrängnis geraten, Unternehmer genau so wie auch Mitarbeiter?
Ich habe in allen Bezirken Krisenstäbe eingerichtet, an die sich die Bevölkerung wenden kann. Da können Probleme deponiert werden. Außerdem wird für ganz Tirol ein medizinischer Plan aufgestellt, Notquartiere in den Bezirken, Ambulanzen etc. Ich kann versprechen, dass niemand im Stich gelassen wird.

Hat Tirol genug Geld?
Ja. Aber ich bitte um Verständnis, dass ich meinen Kurs, keine neuen Schulden zu Lasten der nächsten Generationen zu machen, kurzfristig verlassen muss.

Manche sagen, Tirol hat zu spät den Brenner zugemacht?
Also da muss ich massiv dagegenhalten. Wir waren die Ersten, die die Après-Ski-Lokale, die Schulen und Universitäten zugesperrt haben, und die das Wintersaisonende verordnet haben. Andere Bundesländer folgten dann. Ich glaube sagen zu können, gerade in Fragen des Krisenmanagements viel Erfahrung zu haben.

Wie schützt sich denn der Landeshauptmann von Tirol?
Wenig Termine und wenige Leute im Raum. Soziale Kontakte werden komplett zurückgefahren.

Und Ihr privates Umfeld?
Gibt es derzeit keines!

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