Häuser evakuiert

„Sabine“: Erster Schwerverletzter in Deutschland

Ausland
09.02.2020 22:20

Während in Österreich die befürchteten Auswirkungen des Orkantiefs „Sabine“ erst am Montag richtig zu spüren sein werden - für den Norden des Landes wurde die Warnstufe Rot ausgerufen -, wurde unser Nachbar Deutschland bereits am Sonntag von dem Sturm erfasst, der mehrere Schäden verursachte. In Paderborn etwa verletzte ein herabstürzender Ast nach Polizeiangaben einen 16-Jährigen schwer. In Pinneberg nahe Hamburg evakuierte die Feuerwehr mehrere Häuser, da ein Kran umzukippen drohte. Die Deutsche Bahn stellte den Fernverkehr bundesweit ein. An mehreren Flughäfen kam es zu Verspätungen oder Ausfällen. Auf der Nordseeinsel Norderney kämpften die Bewohner bereits am Nachmittag mit heftigen Böen (siehe Video oben).

Wie die Polizei gegenüber dem WDR berichtete, sei der 16-Jährige mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden. In Pinneberg nahe Hamburg seien laut NDR die meisten der 120 evakuierten Bewohner bei Verwandten und Bekannten untergekommen. Weil der 33 Meter hoher Kran wegen des Sturmtiefs umzukippen drohte, hatte die Feuerwehr mehrere Gebäude evakuiert. Das Gebiet sei abgesperrt worden. Der Kran soll laut Feuerwehr nur bei Windgeschwindigkeiten von bis etwa 120 km/h stabil sein. Es wurden aber höhere Windgeschwindigkeiten in der Nacht erwartet. Sollte der Kran umkippen, könne er keinen Personenschaden anrichten, begründete die Feuerwehr die Evakuierung.

In Berglagen Orkanböen von bis zu 180 km/h möglich
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden am Sonntagabend im Westen und Nordwesten Deutschlands Sturmböen von bis zu 100 Stundenkilometern und einzelne Orkanböen bis zu 115 Stundenkilometern verzeichnet. Am Montag erwarte man Orkanböen von bis zu 130 Stundenkilometern, In Berglagen würde man sogar mit extremen Orkanböen von 160 bis 180 Kilometer pro Stunde rechnen. Wetterexperten warnten vor entwurzelten Bäumen, herabstürzenden Dachziegeln und schweren Schäden an Gebäuden.

Sonntagmittag erreichte das Sturmtief, das zuvor im Norden Europas unter dem Namen „Ciara“ für zahlreiche Schäden gesorgt hatte, die norddeutsche Küste. Etliche Fährverbindungen zu den Nordseeinseln wurden eingestellt. „Sabine“ ist laut DWD ein Winterorkan, wie er etwa alle zwei Jahre vorkommt. So stark wie „Kyrill“ (2007) oder „Lothar“ (1999) werde „Sabine“ nicht.

Deutsche Bahn stellt Fernverkehr nach und nach ein
„Der Orkan ist doch so heftig, dass wir gezwungen sind, den Fernverkehr in Deutschland am Sonntagabend komplett einzustellen“, sagte Bahn-Sprecher Achim Stauß. Es solle vermieden werden, dass „ein voll besetzter Zug auf freier Strecke irgendwo stehen bleibt“. Die Bahn biete den betroffenen Reisenden Hotelgutscheine an, sagte Stauß. Zudem stünden in vielen Bahnhöfen Überachtungszüge bereit.

Zug fuhr gegen Baum, Fahrgäste saßen zwei Stunden fest
Auch im Regionalverkehr kam es in mehreren Bundesländern zu erheblichen Beeinträchtigungen. In Nordrhein-Westfalen stellte die Bahn ihren Nahverkehr komplett ein. Im Emsland fuhr am Nachmittag ein Intercity gegen einen umgestürzten Baum. In dem Zug aus Amsterdam Richtung Berlin befanden sich rund 300 bis 350 Reisende. Sie saßen rund zwei Stunden in dem IC fest, der schließlich von einer Lok zurück in den Bahnhof Bad Bentheim geschleppt wurde.

Sobald der Sturm nachlasse, werde unter anderem mit Hubschraubern kontrolliert, ob es auf den Strecken „Beschädigungen gibt und ob Bäume noch umzustürzen drohen“, sagte Stauß. Die Bahn hatte Fahrgästen bereits am Samstag empfohlen, Zugfahrten zwischen Sonntag und Dienstag möglichst zu vermeiden.

Höchste Warnstufe im Schwarzwald
Für große Teile Deutschlands galt am Sonntag eine Unwetterwarnung, im Schwarzwald sogar die höchste Warnstufe vier. Die Warnungen sollten teilweise bis Montagabend aufrecht erhalten werden. Im Laufe des Sonntags sollte sich das Sturmtief, das auch Regen und Gewitter mit sich bringt, kontinuierlich über die Mitte und in der Nacht auf Montag dann weiter in den Süden Deutschlands ausbreiten.

Bereich um Kölner Dom weiträumig abgesperrt
In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kam es in einigen Haushalten zu Stromausfällen. In Köln wurde der Bereich um den Dom weiträumig abgesperrt - um niemanden in die Gefahr von Steinschlägen zu bringen. Die Klassik Stiftung Weimar warnte vor dem Besuch ihrer historischen Park- und Gartenanlagen. Es bestehe die Gefahr, dass Äste von teils mehr als 200 Jahre alten Bäume abbrechen oder Bäume umstürzen. In Paderborn verletzte ein herabstürzender Ast nach Polizei-Angaben einen 16-Jährigen. In Mecklenburg-Vorpommern berichtete die Polizei von umgestürzten Dixi-Klos.

Auch zahlreiche Flüge gestrichen
„Sabine“ beeinträchtigte teilweise auch den Flugverkehr. An zahlreichen Flughäfen, unter anderem in München, Hamburg und Bremen, wurden Flüge gestrichen. In Düsseldorf wurden am Sonntag 120 Starts und Landungen annulliert, für Montag wurden bereits hundert Flüge abgesagt. Auch am Flughafen Köln-Bonn mussten am Sonntag Dutzende Flüge gestrichen werden. Eurowings unterbrach wegen der Extremwetterlage seinen gesamten Flugbetrieb an den Flughäfen Hamburg, Berlin, Hannover, Dortmund, Düsseldorf, Köln und Stuttgart. Auch der Flughafen Frankfurt erwartete aufgrund der Wetterlage Verspätungen und einzelne Ausfälle von Flügen.

Auch für Autofahrer sorgte „Sabine“ für Komplikationen: Mehrere Bundes- und Landstraßen waren schon am Nachmittag nicht mehr problemlos befahrbar, weil Bäume im Weg lagen. 

Viele Schulen bleiben am Montag zu
In Köln bleiben am Montag alle 260 städtischen Schulen und die 226 städtischen Kindergärten geschlossen. Auch in Aachen bleiben die Schulen am Montag zu. In Bayern kommt es ebenfalls zu einem flächendeckendem Unterrichtsausfall. In Hessen wurde den Schulen vom Kultusministerium freigestellt, den Unterricht am Montag ausfallen zu lassen. In Baden-Württemberg können Eltern entscheiden, ob sie ihre Kinder angesichts des Unwetters zur Schule schicken.

Video: Das Sturmtief „Sabine“ erreicht Europa

Alarmstufe Rot für weite Teile Österreichs
Am Montag wird „Sabine“ dann auch in Österreich erwartet. Vor allem der Norden wird die Kraft des Orkantiefs zu spüren bekommen. In Salzburg wurden bereits erste Vorsichtsmaßnahmen getroffen: Friedhöfe, Parks sowie der Zoo Hellbrunn bleiben am Montag geschlossen. Erste Flüge wurden gestrichen.

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