„Lebendes Fossil“
Mysteriöser Koboldhai vor Urlaubsinsel aufgetaucht
Ein besonders seltener Meeresbewohner ist vor der Küste von Gran Canaria gesichtet worden: Ein Koboldhai (Mitsukurina owstoni) geriet vor San Cristóbal in die Netze zweier Fischer. Es handelt sich um die erste bestätigte Sichtung dieser Art in den Gewässern der Kanarischen Inseln.
Wie die „Canarian Weekly“ berichtet, waren die Fischer Marcos Hernández und Ramón Santana in etwa 900 Metern Tiefe auf der Suche nach Seehecht und Tiefseebarsch unterwegs, als sie auf das ungewöhnliche Tier stießen. „Als es hochkam, wussten wir nicht, was es war“, sagte Hernández. „Zuerst hielten wir es wegen der langen Schnauze für einen Schwertfisch, aber dann merkten wir, dass es etwas anderes war.“
Nach eigener Aussage erkannten sie den Koboldhai erst nach einer Internetrecherche. Sie filmten das Tier, machten Fotos – und setzten es vorsichtig wieder aus. Es schwamm daraufhin zurück in die Tiefe.
Hai mit Horror-Schnauze
Der Koboldhai gilt als eine der außergewöhnlichsten Haiarten der Weltmeere. Seine abgeflachte Schnauze, die vorstülpbaren Kiefer und sein geisterhaftes Erscheinungsbild haben ihm den Beinamen „lebendes Fossil“ eingebracht. Die Tiere leben bevorzugt in Tiefen zwischen 250 und 1300 Metern und ernähren sich von Fischen, Krebstieren und Tintenfischen. Ihre Fortpflanzung verläuft langsam – sie sind ovovivipar, die Embryonen ernähren sich im Mutterleib von unbefruchteten Eiern.
Die Sichtung wurde auch von den Experten Alberto Brito, Ichthyologe, und Asier Furundarena, Meeresökologe bei der öffentlichen Umweltgesellschaft GESPLAN, als wissenschaftlich bedeutsam eingestuft. Sie betonen, dass der Koboldhai zu den „am wenigsten verstandenen“ Haiarten in den kanarischen Gewässern gehört und bislang keinerlei bestätigte Nachweise in der Region vorlagen.
Sichtung ein „außergewöhnliches Privileg“
Sichtungen dieser Art sind weltweit äußerst selten. Im östlichen Atlantik wurden bislang nur vereinzelt Exemplare vor Madeira, Galicien, dem Golf von Biskaya und Portugal dokumentiert – meist handelte es sich um Jungtiere oder Subadulte. Die größte bekannte Exemplarin war ein weiblicher Koboldhai mit rund sechs Metern Länge, gefangen im Jahr 2000 im Golf von Mexiko.
„Ein solches Tier zu dokumentieren und sicher in seinen Lebensraum zurückzubringen, ist ein außergewöhnliches Privileg“, schreiben Brito und Furundarena. Die Sichtung unterstreiche die enorme biologische Vielfalt in den Tiefen rund um die Kanarischen Inseln – und den dringenden Bedarf, dieses Naturerbe zu schützen.
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