Donald Trump erschüttert Hollywood: Der US-Präsident will im Ausland produzierte Filme mit hohen Zöllen belegen. Das könnte auch das Geschäftsmodell der US-Studios treffen, da sie selbst viel im Ausland drehen, um die Kosten zu senken. Die Filmindustrie in Amerika sei am Sterben, behauptete Trump. Der Grund ist ihm zufolge, dass andere Länder Filmemacher und Studios mit verschiedenen Anreizen aus den USA zu sich lockten.
Trumps Lösung: Ein Zoll von 100 Prozent auf Filme, „die in unser Land kommen und im Ausland produziert wurden“. Details dazu gab es nicht – auch nicht bei einem Pressetermin in der US-Hauptstadt Washington am frühen Nachmittag (Ortszeit), bei dem sich Trump erneut dazu äußerte. Dort kündigte er Gespräche mit Vertretern der Filmindustrie an. „Ich möchte sicherstellen, dass sie damit zufrieden sind, denn es geht uns um Arbeitsplätze.“ Es sei eine große Industrie, die ihren Ursprungsort – die USA, verlassen habe. „Wir werden sie zurückholen.“
Hollywood-Manager ratlos
Unklar ist, wie solche Zölle überhaupt funktionieren sollen, da Filme nicht wie Waren mit einem festen Preis importiert werden und oft grenzüberschreitende Produktionen sind. Die US-Regierung müsste also unter anderem einen Weg finden, Filme dafür zu bewerten – und festzulegen, ab wann sie als ein Import gelten. Handelsminister Howard Lutnick verkündete umgehend, er sei an dem Thema dran.
Hollywood-Manager versuchten derweil am Sonntagabend zu verstehen, was die Ankündigung für ihr Geschäft bedeuten könnte, schrieb das „Wall Street Journal“. Insbesondere teure Blockbuster drehen sie gern in Kanada, Großbritannien, Ungarn, Australien – oder im Studio Babelsberg bei Berlin. Auch TV-Serien werden oft dort gemacht. Und zum Modell von Netflix gehört grundsätzlich, überall auf der Welt zu produzieren.
Memphis in Australien
Disneys Marvel Studios etwa begannen gerade mit Dreharbeiten für den nächsten „Avengers“-Film in London. Von „Furiosa: A Mad Max Saga“ über „Planet der Affen: New Kingdom“ bis hin zu „The Fall Guy“ mit Ryan Gosling und Emily Blunt wurden viele Filme in Australien gedreht. Für die Filmbiografie „Elvis“ wurde dort die Gold Coast zu Memphis in Tennessee.
Ein weiteres Problem: Die Zölle könnten Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder auslösen. Doch die Auslandsmärkte sind in den vergangenen Jahren für Hollywood immer wichtiger geworden und bringen den Großteil des Geldes ein.
„Bedrohung der nationalen Sicherheit“
Wie kam es also zu Trumps Vorstoß? Im Jänner hatte er die ihm zugeneigten Schauspieler Jon Voight, Mel Gibson und Sylvester Stallone zu seinen „Botschaftern“ in Hollywood ernannt. Voight besuchte Trump am Wochenende in Florida. Sein Manager Steven Paul sagte dem Finanzdienst Bloomberg zuvor, die beiden wollten dem Präsidenten vorschlagen, Dreharbeiten in den USA mit Steuervergünstigungen zu fördern. Schon in ganz anderen Branchen wie der Chip-Industrie sind aus Sicht von Trump aber Zölle eine bessere Lösung als Subventionen.
„Hollywood und viele andere Gebiete in den USA werden vernichtet“, schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. „Dies ist eine konzertierte Aktion anderer Nationen und daher eine Bedrohung der nationalen Sicherheit.“
Alarm in „Aussiewood“
In Australien löste die Ankündigung große Sorge aus. Kulturminister Tony Burke versicherte, dass er sich für die Rechte der australischen Filmindustrie einsetzen werde. Vor allem als das Filmen in den USA wegen der Corona-Pandemie immer schwieriger wurde, bot sich „Aussiewood“ bereitwillig als Alternative an. Die Regierung lockt ausländische Produktionen seither mit hohen finanziellen Anreizen. Das Land bietet zudem eine Kombination aus hochmodernen Studioeinrichtungen, Visual-Effects-Studios sowie Locations, mit denen fast jeder Ort auf der Welt nachgeahmt werden kann.
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