Dutzende Verletzte

Hongkong: Schlägertrupp verprügelt Demonstranten

Ausland
22.07.2019 11:27

Die Massenproteste in Hongkong laufen immer mehr aus dem Ruder. Bei neuen Demonstrationen kam es am Sonntagabend nicht nur zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei, die mit Tränengas die wütende Menschenmenge in Zaum halten wollte, sondern es kam auch zu blutigen Attacken eines regierungsfreundlichen Schlägertrupps. Auf Videos ist zu sehen, wie Männer in weißen T-Shirts mit Eisenstangen und Holzstöcken auf Aktivisten einschlagen. Dabei wurden mindestens 45 Personen verletzt, sechs davon schwer. Ein Mensch schwebt in Lebensgefahr.

Nach dem Angriff des Schlägertrupps ist scharfe Kritik an Polizei und Regierung laut geworden. Der bekannte Demokratie-Aktivist Nathan Law twitterte in der Nacht auf Montag, wenn „chinesische Mobs“ Bürger angreifen würden, greife die Polizei nicht ein. „Schande über die Regierung.“

Der bei der Attacke verletzte Abgeordnete Lam Cheuk Ting kritisierte die Polizei ebenfalls. Er machte für den Angriff Mitglieder krimineller chinesischer Banden, der sogenannten Triaden, verantwortlich.

Polizei griff trotz dramatischer Hilferufe nicht ein
Der mit Metallstangen und Holzstöcken bewaffnete Schlägertrupp schlug am Sonntag an einem Bahnhof im Norden Hongkongs zu. Trotz dramatischer Hilferufe der angegriffenen Demonstranten griff die Polizei erst nach mehr als einer Stunde ein. Die Beamten nahmen die in weiße T-Shirts gekleideten Angreifer dann auch nicht fest, obwohl diese sich weiterhin in den Straßen nahe des Bahnhofs aufhielten.

Später wurden Männer gesehen, die den Ort in Autos mit Kennzeichen von Festland-China verließen. Der Bahnhof Yuen Long, an dem sich der Angriff zutrug, liegt unweit der Grenze zwischen Hongkong und Festland-China.

Lage spitzt sich durch Schlägertrupp weiter zu
Mit der Attacke des Schlägertrupps auf die regierungskritischen Demonstranten hat sich der politische Konflikt in Hongkong stark zugespitzt. Es wachsen die Sorgen, dass sich die Triaden, das sind mafiaartige Verbände, in die politische Auseinandersetzung in der chinesischen Sonderverwaltungszone einschalten könnten. Bereits 2014 hatte es gewaltsame Attacken auf Demonstranten der „Regenschirm“-Demokratiebewegung gegeben.

Polizei ging mit Tränengas gegen Demonstranten vor
Abgesehen von den blutigen Attacken des Schlägertrupps kam es am Sonntag auch wieder zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten, die seit rund einem Monat auf die Straße gehen und dabei Anfang Juli auch das Parlament stürmten. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, um Aktivisten zu vertreiben, die Straßen blockierten. Erstmals richtete sich der Protest, an dem laut Organisatoren 430.000 Menschen teilnahmen, nicht mehr nur gegen die Hongkonger Regierung, sondern auch direkt gegen Pekings Vertretung.

Nach dem Protestmarsch zogen Hunderte Menschen zum Verbindungsbüro der chinesischen Führung. Einige bewarfen das Gebäude mit Eiern und schwarzer Farbe. Auch das Emblem der Volksrepublik wurde beschmutzt.

Helle Empörung in Chinas Staatsmedien
Chinas Staatsmedien reagierten empört. „Das ist ein Aufruhr“, schrieb die „Global Times“. Das Verbindungsbüro verurteilte den Angriff als Herausforderung der Autorität der Pekinger Zentralregierung und des Grundsatzes „ein Land, zwei Systeme“, nach dem die chinesische Sonderverwaltungsregion autonom mit eigenen Freiheiten regiert wird. Die Hongkonger Regierung kritisierte den Angriff als Verstoß gegen Recht und Ordnung.

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