Job oder Hobby?

Influencerin bittet Follower um Spenden – für sich

Web
19.07.2019 10:41

Die deutsche Influencerin Louisa Dellert will ihre Reichweite auf Instagram (382.000 Follower) für Gutes nutzen: Sie setzt sich für die Umwelt sowie den Tierschutz ein und bittet Politiker zum Interview, um sie auch für die jüngere Zielgruppe nahbar zu machen. Ihr Einsatz kostet die 29-Jährige nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Dellert bittet ihre Follower deshalb nun um finanzielle Unterstützung. Damit erntet sie einen - nicht ganz unerwarteten - Shitstorm und löst eine heftige Diskussion aus: Geht man als Influencer einem Job nach oder handelt es sich vielmehr nur um ein Hobby?

Dellert, die auf Instagram zunächst mit Fitness und später mit dem Thema Selbstliebe Tausende Follower generierte, nutzt ihre Reichweite seit geraumer Zeit nun, um sich unter anderem für den Klimaschutz und artgerechte Tierhaltung starkzumachen. Dafür reist die Braunschweigerin - freilich mit der Bahn - quer durch Deutschland, um beispielsweise Strände auf Sylt von Plastik zu befreien oder um auf die Zustände in Zoos sowie Aquarien aufmerksam zu machen.

Zudem bemüht sich Dellert, in direkten Kontakt mit Politikern zu treten. Dafür führt sie im deutschen Bundestag Interviews, wobei sie sich als Interessensvertreterin ihrer Zielgruppe versteht. So stellt sie hauptsächlich Fragen, um deren Antwort ihre Follower gebeten haben. Die Interviews veröffentlicht sie dann in Form von Videos.

Kein Geld von Kooperationspartnern
All das - Reise, Unterkunft, etc. - kostet aber eben auch Geld. So verdient Dellert, die nebenbei seit Ende 2017 einen Online-Shop für nachhaltige Produkte und Zero Waste führt, für ihren Einsatz für die Umwelt lediglich, wenn Kooperationspartner sie bezahlen. Gerade im nachhaltigen Bereich würden jedoch viele Unternehmen auf die kostenlose Unterstützung der Influencerin hoffen. „Sie meinen dann, ich will ja eh die Welt retten“, so Dellert.

Da ihr Online-Shop noch nicht so viel abwerfe, um neben den „normalen“ Lebenserhaltungskosten wie Miete und Lebensmittel auch noch ihre Arbeit als nachhaltige Influencerin finanzieren zu können, wagte Dellert nun einen riskanten Schritt: Sie bat ihre Follower um Spenden. „Ich möchte weiterhin aber unabhängig und neutral bleiben, über wichtige Themen sprechen und keine Sorgen haben müssen, ob ich nach einer Fahrt in den Bundestag noch Geld auf dem Konto habe. Das ist kein Muss. Und ich werde monatlich transparent auflisten, was ich mit dem Geld bezahlt habe. Erstmal soll es eine BahnCard 100 werden und Hilfe beim Videoschneiden“, so Dellert. Mit dem Nachsatz: „Wenn ihr wollt, könnt ihr mich unterstützen. Wenn nicht, ist das auch VÖLLIG okay.“

„Such dir einen richtigen Job“
Dellert ist nicht neu in dem Business und wählte ihre Worte daher wohl bereits mit Bedacht. Einen Shitstorm konnte die Deutsche dennoch nicht verhindern. „Ganz ehrlich. Kein Verständnis dafür. Dann musst du dir - wie wir alle hier - einen richtigen Job suchen“, lautet nur einer von zahlreichen Kommentaren mit ähnlichem Tenor.

Unterstützer spenden 7300 Euro
Trotz Shitstorm konnte Dellert jedoch auf ihre Unterstützer zählen: Binnen eines Tages kamen 7300 Euro zusammen. „Vielen vielen vielen Dank an alle, die meinen Aufruf vor zwei Tagen nicht negativ aufgefasst haben und mir vertrauen“, schreibt die 29-Jährige auf Instagram. Und auch an ihre Kritiker richtet sie noch einige Worte: „Viele von euch sagen, dass diese politische Arbeit mein Hobby ist. Ja, vielleicht ist sie das, wenn ihr das so seht. Aber dann stehe ich gerne zu 100% dahinter, dass ich für dieses Hobby nach finanzieller Unterstützung gefragt habe. Jetzt habe ich die Möglichkeit, da noch mehr Arbeit reinstecken zu können. Also Danke!“

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