Merkel-Nachfolgerin

Türkises Lob und blauer Hohn für Kramp-Karrenbauer

Ausland
07.12.2018 21:56

Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich im Kampf um die Nachfolge Angela Merkels an der Spitze der CDU - wenn auch nur knapp - durchgesetzt. Was aber bedeutet das nun für Österreich? Die Spitzen von ÖVP, FPÖ und SPÖ sind geteilter Meinung: Während Kanzler und Rote herzlich gratulieren, fällt die blaue Reaktion unfreundlich aus.

Nicht nur Deutschlands scheidende Kanzlerin Angela Merkel scheint in Österreichs Parteienlandschaft zu polarisieren: Denn auch die Reaktionen auf die Wahl Kramp-Karrenbauers zur neuen CDU-Chefin fielen deutlich unterschiedlich aus. So richtete etwa Kanzler Sebastian Kurz der neuen Vorsitzenden der ÖVP-Schwesterpartei CDU aus, dass er ihr „alles Gute für die künftige Arbeit als Chefin der Christdemokraten“ wünsche. Der Kampf um die Merkel-Nachfolge sei „ein fairer Wettbewerb gewesen“. Auch die SPÖ gratulierte: Kramp-Karrenbauer steht laut Geschäftsführer Thomas Drozda „für politische Kontinuität und Stabilität in Deutschland“.

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und Bundeskanzlerin Angela Merkel (Bild: The Associated Press)
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und Bundeskanzlerin Angela Merkel

AfD: „Fortsetzung von Merkel mit anderen Mitteln“
Die Reaktion der Freiheitlichen fiel unterdessen deftig aus: Vizekanzler Heinz-Christian Strache erklärte, dass bei der AfD angesichts dieser Wahl „heute die Sektkorken knallen“.

Tatsächlich kritisierte die rechtspopulistische Alternative für Deutschland den Wahlausgang beim CDU-Parteitag als Bestätigung des Kurses der deutschen Kanzlerin. „Kramp-Karrenbauer bedeutet: Weiter so! Sie ist Merkel 2.0!“, erklärte Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel. AfD-Parteichef Alexander Gauland sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die neue CDU-Chefin sei „die Fortsetzung von Merkel mit anderen Mitteln“. Sie habe die Flüchtlingspolitik mitgetragen und werde sie nicht korrigieren, lautete die Prognose Gaulands.

Solche Vorwürfe lässt aber die neue starke Frau an der Spitze der CDU nicht gelten. Sie habe sehr wohl ein eigenes Profil und setze andere Akzente, betonte die 57-jährige Saarländerin in den vergangenen Wochen stets, wenn ihre Gegner den Status der Merkel-Vertrauten ins Spiel gebracht hatten. Auch Härte in der Asylpolitik demonstrierte Kramp-Karrenbauer, als sie die Abschiebung von Straftätern nach Syrien in Erwägung zog. Aber sie setzte sich bewusst nicht von Merkel ab.

Abschiebung von abgelehnten Asylwerbern (Archivbild) (Bild: APA/dpa/Daniel Maurer)
Abschiebung von abgelehnten Asylwerbern (Archivbild)

Merkels Position als Kanzlerin gestärkt?
Kramp-Karrenbauer gilt auch als Wunschkandidatin Merkels. Einige Beobachter sehen die Kanzlerin nun sogar in ihrer Position gestärkt. Es ist eher nicht davon auszugehen, dass die beiden Frauen an der Spitze der CDU sich das Leben gegenseitig schwer machen werden. Mit einer Konstellation Merkel-Merz wäre das mit Sicherheit anders, ist er doch ein großer Kritiker der Asylpolitik der Großen Koalition. Der ehemalige Unions-Fraktionschef Friedrich Merz gibt seiner Partei unter der Führung Merkels die Schuld für den Aufstieg der AfD. Die Vorbereitung auf die Nachfolge im Kanzleramt könnte sich also bis zum Ende der laufenden Amtszeit Merkels im Jahr 2021 hinziehen.

Sie hat ihre Wunschkandidatin durchgebracht: Applaus von Kanzlerin Angela Merkel für die frischgebackene CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (Bild: APA/AFP/Odd ANDERSEN)
Sie hat ihre Wunschkandidatin durchgebracht: Applaus von Kanzlerin Angela Merkel für die frischgebackene CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer

Kramp-Karrenbauer, die sich laut eigenen Aussagen den Kanzlerposten zutraut, hat nun die Aufgabe, die Partei nach den Flügelkämpfen zu einen. Bereits nach ihrer Kür am Freitag gab sie sich überzeugt: „Ich kann keinen Riss erkennen.“ Schließlich hätten auch ihre Konkurrenten Merz und Jens Spahn auf dem Parteitag in Hamburg erklärt, der Zusammenhalt sei ihr größtes Ziel. Es gehe auch darum „allen Flügeln Raum zu geben, das ist absolut notwendig, aber das wird keine einfache Aufgabe sein“, betonte Kramp-Karrenbauer in der ZDF-Sendung „Was nun?“.

Kronen Zeitung/krone.at

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