Verschiedene Sorgen:

Bischof berichtet Papst vom Rumoren im Kirchenvolk

Oberösterreich
18.11.2018 07:20

„Bitte tue es!“, hat Wirtschaftsvertreter Christoph Leitl an Bischof Manfred Scheuer geschrieben (wir berichteten): Nämlich Frauen zu Diakonen zu weihen. Einen Antwortbrief hat Leitl von Scheuer (noch) nicht bekommen und der Bischof wird dem Appell Leitls auch nicht unmittelbar folgen. Aber er hat sich entschlossen, an Papst Franziskus einen Brief zu schreiben, um ihm vom entsprechenden „Rumoren im Kirchenvolk“ zu berichten. Das war durchaus ein „Knalleffekt“ am Samstag (17. November) beim Diözesanforum „Kirche weit denken“ im Bildungshaus Puchberg bei Wels. Es handelte sich dabei um das zweite große Treffen im Rahmen des diözesanen Zukunftsweges. Geladen waren unter Anderem die Vertreter und Vertreterinnen der großen Räte innerhalb der Diözese wie Pastoralrat, Priesterrat und Dechantenkonferenz. In Summe werden es rund 250 Personen gewesen sein. Der Auftakt zum Zukunftsweg war ziemlich exakt vor einem Jahr, am 11. November 2017.

Christoph Leitl, Europa- und Weltpräsident der Wirtschaftskammern, muss doch noch nicht zum letzten Mittel greifen: Bischof oder gar Papst werden, um statt dem Amtsinhaber in Linz, Manfred Scheuer, die Weihe von Frauen zu Diakonen durchzusetzen - siehe Karikatur. Leitl hat, wie von uns vergangenen Sonntag berichtet, vor knapp zwei Wochen einen Brief an Bischof Scheuer geschrieben, in dem er für die Weihe von Frauen zu Diakonen eintritt. Leitl: „Ich bin mit vielen engagierten Katholiken einer Meinung, dass dies (die Nichtzulassung von Frauen zu diesem kirchlichen Amt, Red.) ein sowohl für die Kirche (Nächstenliebe), als auch die Gesellschaft (Diskriminierung) unhaltbarer Zustand ist, der das Vertrauen in die Kirche schwächt in einer Zeit, in der diese in einer Welt voll Veränderungen mehr denn je Orientierungspunkt sein sollte.“

Ein Auszug aus dem Brief von Christoph Leitl an Bischof Manfred Scheuer. (Bild: Snipping Tool)
Ein Auszug aus dem Brief von Christoph Leitl an Bischof Manfred Scheuer.
Bischof Scheuer und Präsident Leitl (re.) im Zwiegespräch. (Bild: Kronen Zeitung/ Chris Koller)
Bischof Scheuer und Präsident Leitl (re.) im Zwiegespräch.

Bericht über Gelingendes und über Sorgen
Denn am Samstag beim Diözesanforum in Puchberg hat der Linzer Bischof das Thema aufgegriffen: Es habe im ersten Jahr der Zukunftsdebatte viele Anfragen und Rückmeldungen in Bezug auf die Zulassungsbedingungen zu Weiheämtern (Priesteramt, Diakonat) gegeben. Es gebe ein deutliches „Rumoren“ in der Diözese in dieser Frage. Er habe sich daher entschieden, in einem Brief Papst Franziskus über die Situation in der Diözese Linz zu informieren: über Gelingendes und die Grundhaltung der Hoffnung, die in der Diözese lebe und für ihn immer wieder erfahrbar werde, aber auch über die Sorgen vor allem in Bezug auf die personelle Situation, den Mangel an Priestern und deren Überalterung.

Was das Kirchenvolk fordert
Er habe im Brief auch auf die Eucharistie als Quelle, Mitte und Höhepunkt kirchlichen Lebens hingewiesen und auf diesem Hintergrund formuliert, was im Kirchenvolk gefordert wäre: die Veränderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt - die Weihe von sogenannten „viri probati“ (bewährten verheirateten Männern) und die Entbindung vom zölibatären Gelübde unter Beibehaltung des geistlichen Amts - und die Weihe von Frauen zu Diakonen. Bischof Scheuer wörtlich: „Es braucht ein Ringen um Lösungsvorschläge in dem Bewusstsein, dass wir unseren Weg in der Einheit mit der Gesamtkirche gehen.“

Christoph Leitl und Bischof Manfred Scheuer, von unserem Karikaturisten Milan A. Ilic in vertauschten Rollen verewigt. (Bild: Milan A. Ilic)
Christoph Leitl und Bischof Manfred Scheuer, von unserem Karikaturisten Milan A. Ilic in vertauschten Rollen verewigt.

Werner Pöchinger, Kronen Zeitung

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