Land der Düfte

Oman: Eine Reise für die Seele

Reisen & Urlaub
17.09.2018 13:25

Unendliche Wüsten, atemberaubende Canyons, einsame Strände und edle Düfte. Der Oman ist ein Land voller Magie, der man als Luxusreisender genauso erliegen kann wie als Abenteurer.

Wenn man nach einer schweißtreibenden Wanderung inmitten der kargen Felsen nahe dem kleinen Ort Bidiyya zum ersten Mal die Palmen und das Wasser des Wadi Bani Khalid erblickt, versteht man die Magie, die das Wort Oase in alten fernöstlichen Erzählungen verströmt. Dieser Ort bietet nicht nur körperliche Erfrischungen - man kann hier baden oder im kleinen Café eine eisgekühlte Zitronen-Minz-Limonade trinken -, sondern ist auch Balsam für die Seele.

Doch noch sind wir nicht am Ziel unseres ersten Ausflugs im Oman: Von der Oase aus kann man zum Ursprung der Quelle wandern. Der Oleander wächst hier wild aus dem Stein, immer wieder sammelt sich das Wasser zu kleinen Pools. Wir springen ins kalte Nass und schwimmen weiter in die Schlucht hinein. Die Felsen ragen links und rechts zig Meter in die Höhe, die Sonne zeichnet Muster an die Wasseroberfläche, die wir einsam durchschwimmen. Magie pur!

Schweiz der arabischen Welt
Der Oman ist mit vielen solcher magischen Orte gesegnet - das schätzen nicht nur die Omanis selbst, sondern auch die wachsende Zahl an Touristen, die es in die „Schweiz der arabischen Halbinsel“ lockt. Sultan Qabus regiert hier schon seit 1970. Er hat den Reichtum, den Öl und Erdgas dem Land beschert haben, in Schulen, Krankenhäuser, Universitäten oder in eine beeindruckende Oper in der Hauptstadt Maskat gesteckt.

Und er hat Maskat mit der Sultan-Qabus-Moschee ein prachtvolles Gotteshaus geschenkt, das voller Meisterwerke der Handwerkskunst ist. Der Großteil der Omanis sind Ibaditen, eine spezielle Form des Islam. Den radikalen Auslegungen des Glaubens hat der Sultan eine klare Absage erteilt. Ob Frauen im Oman etwa einen Schleier tragen, bestimmen nicht Staat oder Kirche, sondern die Familientradition. Wenn man abends durch die Marina von Al Mouj flaniert, sieht man traditionelle Kleidung genauso wie westliche Designer-Mode - oft auch keck kombiniert.

Land der tausend Düfte
Nur eines gilt für so gut wie alle Omanis: Ohne Parfüm aus dem Haus zu gehen ist undenkbar. Überall duftet es nach Weihrauch, Oud, Minze, Sandelholz. Kein Wunder also, dass in Maskat eine der besten Parfümerien der Welt zu finden ist: Amouage. Luxus wie diesen kann man im Oman jederzeit finden - etwa in der exklusiven Mall bei der Oper oder an den Bars der Luxushotels. Aber im Vergleich zu Dubai etwa ist Maskat weit weniger protzig. Statt auf Gigantomanie setzt man touristisch auf Natur - auch in der Hauptstadt. Zahlreiche Strände laden zu gemütlichen Pausen zwischen den Stadterkundungen ein - viele von ihnen sind tagsüber fast menschenleer.

Wer mit dem Boot in die Bucht von Maskat hinausfährt, wird nicht nur mit spektakulären Küstenlandschaften belohnt, sondern darf auch auf einen Besuch von Delfinen hoffen. Das Meer vor der Hauptstadt ist eine der fischreichsten Gegenden im arabischen Raum. Dementsprechend lohnt es sich, nahe den wenigen noch verbliebenen alten Fischerdörfchen inmitten der Stadt, die sich über eine Länge von rund 40 Kilometer die Küste entlangschlängelt, essen zu gehen.

Die Sonne küsst den Canyon
Doch wir fahren hinaus aus der Stadt zum Jebel-Shams-Gebirge, berühmt für seinen Canyon. Es ist eine abenteuerliche Fahrt durch schroffe Felslandschaften, bis wir auf dem Plateau auf gut 2000 Höhenmetern ankommen. Die Sonne geht gerade unter, viele Camper sitzen am Lagerfeuer, doch wir gönnen uns ein Zimmer. Die Wanderung bis zum Canyon dauert von hier eine halbe Stunde. Wir wollen den Sonnenaufgang dort erleben, also geht es früh ins Bett.

Diese Disziplin wird am nächsten Morgen mit einem Naturspektakel belohnt. Wir sitzen auf einem Felsvorsprung und blicken gut 100 Meter in die Tiefe, als die ersten Sonnenstrahlen den Canyon küssen. Jetzt ist auch die Seele wach und bereit, die felsige Bergwelt zu erkunden, bevor wir für ein herzhaftes Frühstück zurück zum Plateau wandern.

Kostproben im Suk von Nizwa
Auf dem Rückweg Richtung Maskat entdecken wir neben der Straße ein verlassenes Bergdorf. Die Steinhäuser haben begonnen in sich zusammen zu fallen, es ist ein traurig schöner Anblick. Inmitten der Ruinen steht ein alter Mann und erklärt (so gut es die Sprachbarriere zulässt), dass in den alten Mauern kein modernes Leben mehr möglich war. Nur die Palmen, die so gute Früchte abwerfen, werden weiter gepflegt. Kaufen kann man die Datteln in Nizwa, wenige Kilometer vom verlassenen Dorf entfernt. Die Stadt war einst politisches und religiöses Zentrum des Omans. Eine beeindruckende Festung erinnert noch an diese Zeit. Zu deren Füßen sich ein riesiger Soukh erstreckt, in dem Händler ihre Waren feilbieten. Ein eigener Bereich ist nur den Datteln gewidmet - man erahnt die unglaubliche Vielfalt jener Frucht, die einst ein wichtiges Hauptnahrungsmittel der Wüstenvölker war. Kosten darf man gerne - gratis - sollte aber am Ende der Entdeckungstour auch was kaufen. Auf jeden Fall sollte man auch vom Omani Halwa probieren, eine Art Gewürz-Pudding, die mit Nüssen und oft auch einem Schuss Rosenwasser verfeinert wird.

Die Magie der Wüste
Zum Abschluss unserer Reise führt der Weg vom Gebirge in die Wüste. Wir kehren zurück in die Nähe von Bidiyya, parken unser Auto im Schatten einer Palme und steigen auf ein wüstentaugliches Gefährt um - zur Auswahl stehen ein Jeep oder ein Kamel. Immer mehr dominiert der Sand die Landschaft, bis wir über eine Kuppe kommen und nur noch rotgoldene Dünen sehen. Sandkäfer und Wüstenmäuse sind hier zu Hause, und auch einige Beduinenvölker ziehen noch ganz traditionell durch die Wahiba Sands. Für eine Nacht schlagen auch wir hier unser Lager auf. In luftigen Hütten zwischen Sanddünen steht unser Bett, unser Gastgeber reicht zur Begrüßung ein Glas omanischen Kaffee.

Bei einer ersten Wanderung durch die Dünen können wir uns gar nicht sattsehen an der Vielfalt der Sandlandschaft. Dabei wird es in der Wüste erst abends richtig magisch. Nach einem traditionellen Abendessen im Zelt ist nur das Blöken eines Kamels ist zu hören, als sich die Sonne langsam am Horizont verabschiedet. Schnell kühlt die Nacht den Sand ab, doch wer sich unter die Oberfläche wühlt, legt noch einmal die Hitze des Tages frei. In dieser warmen Mulde liegend, mit Sand zwischen den Fingern und Blick in den sternenklaren Himmel, verabschieden wir uns aus dem Oman und wissen - wir kommen wieder!

Christoph Hartner, Kronen Zeitung

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