Blick nach Tel Aviv:
„Seit 13. Juni hat hier keiner mehr geschlafen“
Nach dem Krieg mit dem Iran normalisiert sich das Leben in Israel wieder. Ein junger Bewohner von Tel Aviv schildert der „Krone“ die Momente der Raketeneinschläge.
Die Zelte in den Tiefgaragen und Luftschutzkellern werden weggepackt, die Cafés in Tel Aviv sind wieder gut besucht, über die Straßen wälzen sich die üblichen Staus und auch der Flughafen Ben Gurion ist wieder in Betrieb. Die Israelis sind geübt darin, wieder in das normale Leben zurückzufinden – so auch nach dem 12-Tage-Krieg mit dem Iran. Und das, obwohl der Krieg gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen weitergeht.
Unter dem Schein der Normalität versuchen nun viele, das in den letzten Wochen Erlebte, zu verarbeiten. Bei manchen sei die Psyche regelrecht in den Kosmos geflogen, erzählt ein Augenzeuge der „Krone“. Der gebürtige Moskauer Roman Schigun (32) ist im Jahr 2022 nach Israel gezogen und lebt heute in Tel Aviv. „Seit dem 13. Juni hat in Israel niemand mehr geschlafen – nicht nur wegen des Schocks, sondern weil man dauernd von iranischen ballistischen Raketen, vom Luftalarm und von den auf dem Handy eintreffenden Warnhinweisen geweckt wurde“, schildert er.
Hier hat Roman die Angriffe des Iran auf Video eingefangen:
Ungewöhnlicher Zeitzeuge
Bei dem Gespräch sitzt Roman relativ gelassen in seiner Wohnung, hin und wieder lässt sich ihm sogar ein Lächeln entlocken. Noch nie hat der hartgesottene Historiker, der ein Jahr in der russischen Armee gedient hatte, den Luftschutzkeller aufgesucht. Im Grunde genommen verhielten sich die Menschen sehr diszipliniert – sobald dir Sirenen heulten, seien alle in die Bunker gerannt. „Ich bin der Einzige, der auf die Straße geht, um sich die Angriffe anzuschauen – aber das ist ein fürchterlicher Anblick“, gesteht der 32-Jährige im Gespräch.
„Wie in einem Katastrophenfilm“
Die erste iranische Raketenattacke hat Roman auf der Straße erlebt. „Ich werde den Moment nie vergessen, als es mitten in der Nacht für ein paar Sekunden so hell wurde wie am Tag. Der Himmel hat ausgesehen, wie bei Meteoritenregen in einem amerikanischen Katastrophenfilm“, versucht der Russe, Worte für seine Eindrücke zu finden. Erschwerend komme die Besonderheit der menschlichen Wahrnehmung hinzu – es entstehe der Eindruck, dass „alles direkt auf dich zufliegt“.
Ein paar Raketen sind tatsächlich in der Nähe von Roman eingeschlagen: „Da kribbelt es im ganzen Körper, für eine Sekunde spürst du einen heißen Wind. Aber das mit Abstand Schrecklichste ist dieser unglaublich laute Knall.“
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