Fintech statt Filiale

Wieso Banken Milliarden in IT-Aufrüstung stecken

Digital
21.06.2018 09:06

Der Bankensektor befindet sich im Umbruch. Die Zahl der Filialen und Mitarbeiter ist rückläufig, das Geschäft findet zunehmend im Internet und am Smartphone statt. Das zwingt die Branche zum Umdenken. „Wir sind dabei, unsere Geschäftsmodelle zu adaptieren“, sagte der Präsident des österreichischen Bankenverbandes, Robert Zadrazil.

Seine Branche werde in den nächsten Jahren Milliarden in Innovationen, IT und Infrastruktur investieren. Sogenannte Fintechs - IT-Firmen mit Finanzbezug - seien dabei „hochinteressante Partner“ für Banken, so Zadrazil. In Österreich habe es hier einen Rückstand gegeben, der seit einigen Monaten wettgemacht werde, räumte der Obmann des Vereins Fintech Austria, Patrick Pöschl, ein.

Banken öffnen Datenbanken zunehmend für Dritte
Gespräche für „Open Banking“ liefen. Dabei öffnen Banken ihre Daten für Drittanbieter. Hierzulande gibt es knapp über 100 solcher Finanz-Start-ups wie den Online-Berater baningo oder cashpresso, ein Anbieter für Ratenzahlungen und Online-Kredite.

Während digitale Kanäle am Vormarsch sind, hat sich die Zahl der Bankfilialen weiter reduziert. Per Ende 2017 gab es in Österreich 3775 Filialen, nach 3926 im Jahr davor. Auch die Zahl der Bankbeschäftigten ist seit Jahren rückläufig, im Schnitt um sechs bis sieben Prozent pro Jahr, wenngleich hier auch natürliche Abgänge hinzuzählen. Laut Nationalbank gab es per Ende 2017 im Bankensektor 73.712 Beschäftigte, nach 74.543 per Jahresende 2016.

Jeder Dritte wickelt noch alles in der Filiale ab
„Die Bankfiliale hat dennoch Zukunft. Das persönliche Gespräch und die Beratung sind essenziell“, sagte Zadrazil. Gut ein Drittel der Menschen würden für alltägliche Bankgeschäfte noch ausschließlich die Filiale besuchen, berief sich der Bankensprecher auf aktuelle Umfragen. Prognosen zeigten aber, dass in fünf Jahren 50 Prozent der Bevölkerung ihre alltäglichen Bankgeschäfte via mobile Banking erledigen werden. Derzeit liegt dieser Anteil bei 30 Prozent.

Branche verdient trotz aller Umwälzungen prächtig
Trotz aller Umwälzungen sieht sich der Bankensektor gut aufgestellt. Die Ertragslage der Branche hat sich 2017 verbessert, im Schnitt stieg das Betriebsergebnis um 22 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Auch das Kreditwesen floriert. Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen haben im vergangenen Jahr aufgrund der niedrigen Zinsen mehr Kredite aufgenommen.

An heimische Firmen vergaben die Banken 2017 Kredite in Höhe von fast 142 Milliarden Euro, um 5,4 Prozent mehr als im Jahr 2016. Das Kreditvolumen an inländische private Haushalte stieg um 2,7 Prozent auf fast 150 Milliarden Euro. Das Volumen der im Zuge der Krise in Verruf geratenen Fremdwährungskredite brach hingegen um fast ein Viertel auf etwa 16 Milliarden Euro ein. Dass Menschen inzwischen wieder zu billig und leicht an Geld kommen, wie die Finanzmarktaufsicht (FMA) kürzlich am Beispiel von Wohnbaukrediten kritisierte, sieht Zadrazil nicht. „Es gibt Richtlinien, die korrekt eingehalten werden“, sagte er.

Banken würden gern Bankomatgebühr verrechnen
Ein Dorn im Auge ist der Bankenbranche das Thema Bankomatgebühren. Seit 13. Jänner dürfen Banken ihren Kunden für Barabhebungen mit der Bankomatkarte nur mehr in Ausnahmefällen etwas verrechnen. Die Kreditinstitute wehren sich dagegen. Insbesondere ärgert es sie, dass sie seit Jahresbeginn von Drittanbietern verrechnete Bankomatgebühren übernehmen müssen, zum Beispiel vom unabhängigen Betreiber Euronet. Welche Kosten den Banken dadurch seit Jahresbeginn entstanden sind, konnten die Branchensprecher nicht sagen.

Die Hoffnung ruht nun bei den Höchstrichtern. Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) verhandelt am kommenden Dienstag öffentlich das Thema Bankomatgebühren. Wann hierzu eine endgültige Entscheidung fällt, ist aber nicht klar.

In Österreich gibt es derzeit mehr als 8700 Bankomaten, 7350 davon werden von österreichischen Banken betrieben.

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