Orkan "Friederike" wütet in Mitteleuropa und die Alpen versinken im Schnee. Doch nun gibt es im Landeswesten erstmals leichte Entspannung: Die Vorarlberger Orte Lech, Zürs und Stuben sind seit dem frühen Dienstagnachmittag wieder auf dem Straßenweg erreichbar. Trotzdem bleibt die Lawinengefahr auf Stufe vier ("groß") der fünfteiligen Skala. Erste kontrollierte Sprengungen von Schneebrettern wurden etwa in Vorarlberg (siehe Video) durchgeführt, um die Gefahr zu bannen.
In Vorarlberg waren oberhalb von 1600 Metern bis Dienstagfrüh noch einmal 20 bis 40 Zentimeter Neuschnee hinzugekommen, lokal auch ein halber Meter.
Erhöhte Alarmbereitschaft
Die Einsatzkräfte bleiben in erhöhter Alarmbereitschaft. Etwa 50 Mann beim Bundesheer in Vorarlberg und 120 in Kitzbühel stationierte Soldaten seien sofort verfügbar, erklärte Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner am Dienstag. Außerdem stünden drei Helikopter zum Einsatz bereit. Bisher habe es keine größeren Lawinenabgänge gegeben, auch in Sachen Hochwasser sei die Situation nicht kritisch. Gargellen im Montafon ist noch von der Umwelt abgeschnitten.
Der Landeshauptmann verwies auf die "ausgezeichnete Arbeit" der landesweit 63 Lawinenkommissionen, die in 43 Gemeinden tätig sind. Auch wenn die Lawinengefahr leicht nachgelassen habe, so sei sie doch nach wie vor erhöht und akut. "Wir beobachten die Situation genau", betonte Wallner. Am Vormittag seien erste Hubschrauberflüge erfolgt.
Lawinen mittels Sprengung entschärft
Auch Lawinensprengungen wurden durchgeführt: Am Omeshorn etwa (siehe Video) ging eine Lawine kontrolliert auf der Nord-Weste Seite in Richtung Zug ab. Alle umliegenden Pisten, insbesondere die Routen ums Madloch, waren zuvor freilich gesperrt worden.
Die Arlbergstrecke bleibt wegen Lawinengefahr bis auf Weiteres gesperrt. "Derzeit sind wegen des Nebels keine Erkundungsflüge möglich", erklärte ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair am Dienstag. Sobald sich die Wetterbedingungen verbessern, sollen Kontrollflüge durchgeführt und die Lage neu beurteilt werden. Auch einige Straßensperren wurden bereits aufgehoben.
Heli-Einsätze in Tirol
In Tirol waren seit den Morgenstunden der Landeshubschrauber, zwei Bundesheerhelikopter sowie ein privater Hubschrauber im Einsatz, um Erkundungsflüge für die Lawinenkommissionen durchzuführen. Die Experten des Landes Tirol meldeten leichte Entspannung bei der Lawinengefahr. Marcel Innerkofler, Leiter der Landeswarnzentrale, rechnete im Laufe des Tages mit einer weiteren Verbesserung der Situation: "Nach den Erkundungsflügen der Lawinenkommissionen ist damit zu rechnen, dass nach und nach wichtige Straßenverbindungen für den Verkehr wieder freigegeben werden können." Zehntausende Urlauber sitzen nach wie vor fest. Von angespannter Stimmung vor Ort jedoch keine Spur – viele der Touristen nutzten den Tag etwa zum Skifahren.
Jetstream Schuld an Extremwetterlagen
Eine der Hauptursachen für das extreme Wetter der vergangenen Woche ist die Lage des Jetstreams, berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) am Dienstag in Genf. Der Jetstream, eine hohe Luftströmung, die das Klima maßgeblich beeinflusst, verläuft derzeit weiter südlich als üblich, sagte WMO-Sprecherin Clare Nullis. Folgen seien Orkanwinde wie bei Sturmtief "Friederike", heftige Niederschläge, die in den Alpen das Schneechaos mit der Lawinengefahr auslösten, und für Jänner ungewöhnlich milde Temperaturen.
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