Neue Bestäubungsart

Tropischer Baum staubt Vögel mit "Blasebalg" ein

Wissenschaft
04.07.2014 10:00
Bei Feldforschungen an tropischen Kleinbäumen in Bergregenwäldern Zentral- und Südamerikas haben Forscher der Universität Wien einen ausgeklügelten neuen Bestäubungsmechanismus identifiziert. Die Bäume locken dabei Sperlingsvögel zu farbigen, zuckerhaltigen Anhängseln ihrer Staubblätter, wo sie beim Zupacken mit dem Schnabel ein spezielles "Blasebalg-Organ" auslösen, das ihren Kopf mit Pollen einstaubt.

Die Bäume der Gattung Axinaea gehören zu der Pflanzenfamilie Melastomataceae (Schwarzmundgewächse), die insgesamt etwa 5.000 Arten zählt. Die meisten dieser Pflanzen werden von Bienen bestäubt. Lediglich ungefähr 100 Arten machen sich zur Fortpflanzung die Dienste anderer Tiere wie Käfer, Fliegen oder Kolibris zunutze.

Die Wissenschaftler um Agnes Dellinger vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien fanden nun heraus, dass Axinaea eine exotische Fortpflanzungsart entwickelt hat, für die sie Sperlingsvögel als Pollenverbreiter einsetzt. "Wir waren erstaunt, dass die Vögel nicht wie bei den meisten anderen von Vögeln bestäubten Pflanzen Nektar trinken, sondern die Staubblätter von Axinaea fressen", so Dellinger in einer Aussendung.

Farbe und Geschmack locken Vögel an
Bei verschiedenen Axinaea-Arten stehen die Blüten in lockeren oder dicht gedrängten Blütenständen mit rosa, gelb, orange oder rot gefärbten Kronblättern. Die männlichen Reproduktionsorgane - die sogenannten Staubblätter - bilden bei fast allen Arten einen starken Farbkontrast zu den Blütenkronblättern.

Die Vögel werden von den auffällig gefärbten und zuckerreichen Anhängseln der Staubblätter angelockt. Schicken sich die Sperlinge an, diese zu fressen, aktivieren sie dort ein eigenes Blasebalg-Organ, das eine Pollenwolke auswirft. Dabei bleibt Pollen am Schnabel und Kopf haften, wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Current Biology" berichten. Macht sich der Vogel dann zu einer neuen Blüte auf, um dort ein weiteres Staubblatt zu fressen, berührt er dabei zwangsläufig das weibliche Organ - die Narbe - der anderen Pflanze und führt so die Bestäubung durch.

Bestäubungsmethode bisher unbekannt
Diesem Vorgang kamen die Forscher mittels Videobeobachtungen, Bestäubungsexperimenten und Laboranalysen zu Aufbau, Struktur und chemischer Zusammensetzung der Staubblätter auf die Schliche. Obwohl sich die Wissenschaft schon seit Jahrhunderten mit Bestäubung auseinandersetzt, unterscheidet sich diese Methode deutlich von bisher bekannten Vogelbestäubungssystemen, berichten die Forscher.

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