Experte warnt

Cyberkrieg gegen Iran: Flame nur Schuss vor den Bug

Web
08.06.2012 08:04
Nach der Entdeckung fortgeschrittener Computerviren auf EDV-Systemen im Nahen Osten spricht ein Wissenschaftler der kalifornischen Universität Stanford von einem offenen Cyberkrieg der USA gegen den Iran. Die Trojaner Stuxnet und Flame seien lediglich eine Warnung an die Iraner und andere Staaten gewesen, sagte der Politologe und Soziologe Roland Benedikter in Wien. "Das nächste Mal kommen die USA mit einer Bombe."

Laut Benedikter ist die Auseinandersetzung über das Internet nur die Vorbereitung für einen realen Krieg. Die bisher eingesetzten Viren hätten praktisch keinen Schaden angerichtet, obwohl sie Rechner in zentralen Bereichen infizierten, etwa der Stromversorgung und der Wasserversorgung. "Das war wie ein US-Kampfflugzeug, das am Roten Platz landet und nichts macht."

Der kürzlich entdeckte Schädling Flame (siehe Infobox) sei lediglich ein "kleiner Schuss vor den Bug" gegen das Regime in Teheran gewesen, "das nächste Mal kommen die USA mit einer Bombe". Das Timing der Viren stimme mit dem Zeitplan der westlichen Regierungen überein, mutmaßliche iranische Bemühungen zum Bau einer Atombombe binnen der kommenden eineinhalb Jahre zu vereiteln.

Weitere Cyberkrieg-Schauplätze
Doch der Iran ist nicht der einzige Schauplatz für Cyberkonflikte. Benedikter sieht eine immer schärfere Konfrontation im Internet zwischen den USA und China, die vor allem auf die Kontrolle über Schlüsseltechnologien abziele. Die Cyberspionage habe inzwischen der klassischen Wirtschaftsspionage den Rang abgelaufen und mache auch vor militärischen Geheimnissen nicht halt.

So soll es etwa im Jahr 2009 zu einem massiven Fall von chinesischer Spionage bei der Entwicklung des neuesten US-Kampfjets, des F-35 Joint Strike Fighter, gekommen sein. Chinesische Hacker sollen die Baupläne inklusive aller Schwachstellen des Jets gestohlen haben. Nach Schätzungen von Experten führte der Fall zu einer jahrelangen Verzögerung bei der Entwicklung des Prestigeprojektes, das insgesamt mehr als 300 Milliarden US-Dollar kosten soll.

Cyberspionage ermögliche äußerst effiziente Einsätze, glaubt Benedikter. China brauche das Kampfflugzeug gar nicht nachzubauen, es reiche bereits aus, über die Informationen zu verfügen, um kostspielige Umstellungen bei dem Milliardenprojekt zu bewirken. Solche Cybereinsätze seien zum Schlüssel für die künftige militärische Rüstung geworden.

"Waffenarsenale" aufmunitoniert
Nach Einschätzung von Experten haben die USA und China ihre "Cyber-Waffenarsenale" in den vergangenen Jahren kräftig aufmunitioniert. Benedikter zufolge habe es früher mehr als 100.000 Hacker im kalifornischen Hightech-Mekka Silicon Valley gegeben - die meisten von ihnen arbeiteten nun für Sicherheitsfirmen und das US-Heimatschutzministerium.

Auch in China gebe es Zehntausende Hacker, die im Dienste der Regierung und Firmen stehen würden, um Know-how aus dem Westen abzusaugen. "Der Cyberwar macht einen Machtzuwachs möglich, der mit konventionellen Mitteln nie zu erreichen wäre", erklärte der gebürtige Südtiroler, der auf Einladung der Sicherheitsfirma CIS bei einem Symposium von IT-Firmen in Wien war.

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