Fast rund um die Uhr schuftete der 38-Jährige, um seiner Frau und den drei Kindern ein schönes Leben zu ermöglichen: Offiziell war er ein aufstrebender Turnus-Arzt im AKH Linz - inoffiziell hielt sich der Familienvater mit vielen Arbeiterjobs über Wasser. "Im Laufe der Zeit hat er sich selbst in diese Situation gebracht, aus der er nicht mehr herauskam", schilderte sein Anwalt Dr. Hans Toriser.
Doktortitel sogar in Pass
Denn obwohl der 38-jährige Angeklagte das Medizinstudium bereits 1999 hingeschmissen hatte, ließ er sein Umfeld weiterhin im Glauben, er studiere. 2005 feierte er sogar seine Anstellung als Spitalsarzt. Urkunden, die er dafür benötigte, fertigte er am Computer selbst an. Sogar in den Pass fand der falsche Doktortitel durch erfundene Unterlagen Eingang. So schöpfte auch seine Frau keinen Verdacht. Und einen Kredit für ein repräsentatives Haus gab's auch nur aufgrund des erschwindelten Berufes.
Das war auch der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Dass der falsche Arzt sich ein Darlehen über 315.000 Euro ergaunerte, welches er als Arbeiter trotz guten Verdienstes nicht bekommen hätte. "Es gibt keine offene Rate. Er ist kein Arzt - doch er bezahlt alle Schulden", hält dem der Verteidiger entgegen. "Von Betrug kann keine Rede sein. Niemand wurde bei dem Fall geschädigt."
Überraschendes Urteil
Das Gericht war derselben Meinung wie der Anwalt: Daher wurde der Arbeiter vom Vorwurf des Betruges überraschend freigesprochen - nur für die Urkundenfälschung gab's drei Monate bedingt. Die Gattin hat ihrem Mann mittlerweile übrigens offenbar verziehen. Sie hilft ihm trotz der Jahre voller Lügen, den Kredit fürs Luxushaus abzuzahlen.
von Kerstin Wassermann, Kronen Zeitung
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