Blutiger Brauch

Brutale Stierhatz in Spanien empört Tierschützer

Tierecke
17.09.2015 09:20
Der umstrittene Brauch der Stierhatz hat in Spanien wieder die Wogen hochgehen lassen. Es gab Zusammenstöße zwischen den rund 500 angereisten Gegnern und den Tausenden Befürwortern des Treibens, von denen manche spanische Fahnen schwenkten.

Eine Viertelstunde lang wird der Stier gehetzt, drangsaliert und brutal angegriffen. Zu Pferd und zu Fuß attackieren Dutzende von Männern den Bullen mit ihren Lanzen. Die Spitzen dringen bis zu 30 Zentimeter tief in das Fleisch des Tieres ein, zerstören auch Knochen. Als der Stier namens "Rompesuelas" ("Sohlenzerstörer") nach dem entscheidenden Stoß blutüberströmt zu Boden stürzt und von mehreren Männern umzingelt und getötet wird, färbt sich das Gras rot. Die Menge auf der Wiese bei Tordesillas rund 170 Kilometer nördlich der spanischen Hauptstadt Madrid johlt und jubelt.

Tierschützer protestierten gegen Hatz
"Das ist eine Ungeheuerlichkeit, es gibt in Spanien andere Tierquälereien, aber kaum eine ist so brutal und sadistisch wie diese", meinte Rosa Montero. Die bekannte spanische Schriftstellerin hatte am Samstag in Madrid mit Tausenden von Gesinnungsgenossen gegen "Toro de la Vega", die umstrittenste Stierhatz des Landes, protestiert. Aber auch mit Sitzblockaden und Menschenketten konnten Tierschützer am Dienstag nicht verhindern, dass die aus dem Mittelalter stammende Veranstaltung eine neue Ausgabe erlebte.

Polizei verhinderte Eskalation
"Mörder, Mörder", "Barbaren" und "nationale Schande" schrien die Demonstranten. Die Gegenseite, fast nur Männer, schimpfte: "Haut ab!" Fäuste und Steine flogen. Mindestens ein Journalist wurde von einem Stockschlag verletzt. Doch die in großer Zahl erschienene Polizei verhinderte Schlimmeres, in dem sie die vorwiegend weiblichen Demonstranten wegzerrte und isolierte.

Befürworter: Hatz verhindert Gewalt gegen Frauen
Die konservative Zentralregierung hatte das Event, das 1980 zum "Fest von touristischem Interesse" erklärt wurde, jüngst wieder unter Hinweis auf "Tradition" und "Kultur" in Schutz genommen. Und Justizminister Rafael Catala sagte: "Was nicht verboten ist, gehört in einer demokratischen Gesellschaft zu den Freiheiten." Die Argumente mancher Befürworter haben mit Tradition und Kultur allerdings nichts zu tun. Bei "Toro de la Vega" könnten die Teilnehmer Gewalt ausleben, die Frauen daheim würden auf diese Weise geschont, sagte ein Einwohner von Tordesillas.

"Ein jämmerliches Bild von Spanien"
Wenn solche Worte fallen und das Fernsehen wieder live aus Tordesillas berichtet, dreht sich nicht nur Tierliebhabern der Magen um. "Hirnrissig, dass sich Menschen mit dem Leiden von Lebewesen amüsieren", klagte Starschauspieler Dani Rovira in einem Video der Tierschutzpartei PACMA. Die stellte eine Petition ins Netz, die von 130.000 Menschen unterzeichnet wurde. "Toro de la Vega" sei eine "Barbarei", die "ein jämmerliches Bild von Spanien abgebe", so die Zeitung "El Pais". Die Sozialisten (PSOE) versprachen, bei einem Sieg bei den Parlamentswahlen von Ende des Jahres würden sie Veranstaltungen wie Toro de la Vega verbieten.

Die wenigsten wollen ein Verbot
Proteste gegen Tierquälerei waren in Spanien schon mehrfach von Erfolg gekrönt. Etwa in Manganeses de la Polvorosa, wo zum Dorffest nicht mehr eine lebende Ziege vom Kirchturm geworfen wird, sondern eine Puppe. In Tordesillas wollen aber die wenigsten ein Verbot. An die 30.000 Menschen reisen jedes Jahr zur Stierhatz in die 9.000-Einwohner-Gemeinde. Der Mann, der dem Bullen den entscheidenden Stoß versetzt, wird wie ein Held gefeiert, im Rathaus empfangen und erhält die Hoden des Tieres als Trophäe.

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