Hauptbahnhof

Im Schutz der Nacht wahren viele ihre Fluchtchance

Tirol
15.09.2015 13:32
Für Flüchtlinge ist es – wie berichtet – schwierig, tagsüber per Zug Tirol zu verlassen. Die Chancen erhöhen sich hingegen nach Eintritt der Dämmerung, wie Montag ein Lokalaugenschein am Innsbrucker Hauptbahnhof zeigte. Rund 30 Migranten stiegen um 20:32 Uhr in den Eurocity ein – von Polizisten keine Spur.

"Das ist jetzt mein fünfter Versuch, Tirol zu verlassen. Trotz gültiger Tickets wurde ich von Polizisten immer wieder aufgefordert, aus den Zügen auszusteigen", schildert ein 20-jähriger Mann gegenüber der "Krone". Ursprünglich wollte er nach Deutschland, doch sein Reiseziel hat sich plötzlich verändert: "Ich habe in den letzten Tagen mitbekommen, dass mittlerweile auch in den deutschen Städten nahezu alle Anhaltestellen überfüllt sind. Daher möchte ich nun nach Schweden."

Rat von Einheimischen

Bei knapp zehn Grad trägt er Sommerkleidung und zerrissene Schuhe, hat lediglich einen kleinen Rucksack bei sich und mach einen müden, erschöpften Eindruck. Er geht auf Einheimische zu, bittet um Hilfe und erkundigt sich, wie er sich im Zug verhalten solle. "Ich möchte es dieses Mal wirklich schaffen", äußert er willensstark. Mit dieser Entschlossenheit ist er nicht allein. Frauen sitzen mit Babys in ihren Armen auf dem Boden und blicken hoffnungsvoll in die Richtung, von der jede Sekunde der Eurocity nach München einfahren wird.

Voller Zug, keine Polizei

Der Zug kommt pünktlich am Bahnsteig an, die Gruppe von Flüchtlingen stürmt regelrecht zu den Türen. Daran gehindert werden sie nicht, da weder auf dem Bahnsteig noch auf dem gesamten Bahnhofsgelände Polizisten, Ordner oder Wachmänner zu sehen sind. Auch im Inneren des Eurocitys, der rund zehn Minuten verspätet abfährt, ist von Ordnungshütern keine Spur – hingegen Flüchtlinge so weit das Auge reicht. Es gibt kein Abteil, in dem sich nicht mindestens drei Migranten aus verschiedenen Herkunftsländern aufhalten. Es scheint so, als würde zumindest in den Abend- und Nachtstunden auf Kontrollen verzichtet. Dennoch bleibt die Frage offen: Wo geht die Reise für die Insassen schlussendlich hin?

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