Herr Landeshauptmann, gleich zur Causa prima, der Flüchtlingstragödie, wie geht es Ihnen persönlich, wie berührt es Sie?
„Das berührt jeden Menschen, der ein Herz hat, und somit berührt es uns alle. Manche können es nicht zeigen, aber die Zahl derer, die mithelfen will, ist groß. Wir erleben enorme Hilfsbereitschaft, aber die Dinge können sich stündlich ändern. Jetzt ist die Stimmung im Land jedenfalls die: Wir haben die moralische Verpflichtung, Menschen zu helfen, die nur durch Flucht ihr Leben retten konnten. Und, ich sage, wir brauchen Herz und Verstand.“
Die Steiermark hat bisher 6000 Menschen aufgenommen, würden wir nicht noch ein paar mehr vertragen?
„Es sind sogar 6700, und es kann leicht sein, dass wir bis Ende des Jahres weitere 5000 Plätze brauchen. Die Zahl der Menschen, die anruft und sagt, ich möchte spenden oder eine Wohnung zur Verfügung stellen, ist groß, das müssen wir jetzt kanalisieren. Wir in der Steiermark sind ja immer in der Kritik gestanden, dass wir bei der Quote nachhängen.“
Wie unterbringen? Groß- oder Kleinquartiere?
„Wir sind mit heutigem Stand bei knapp unter 93 Prozent. Aber wir haben die Flüchtlinge in kleineren Einheiten untergebracht. Und das ist die beste Form der Integration, das lasse ich mir nicht ausreden. Ich könnte jetzt auch sagen, stellen wir ein paar Container auf, das wird vielleicht in ein paar Wochen eh so sein müssen, aber noch gibt’s die Notwendigkeit nicht. Und ich sage ganz deutlich: Ja, wir haben 1,2 Millionen Einwohner, wir vertragen schon noch was. Bitte, während der Bosnien-Krise, da sind in wenigen Tagen 18.000 in die Steiermark gekommen. Wenn eine Völkerwanderung stattfindet, kann ich denen, die am Zaun stehen, nicht sagen, die Quote ist erfüllt, geht’s nach Hause, nein, verantwortliche Politik muss Flagge zeigen. Es geht um Menschlichkeit, nicht? Mich lässt seit meinem Amtsantritt diese Frage nicht mehr los. Und das kostet Substanz, das ist aufwühlend“
Wenn ich es jetzt reduziere, dann meinen Sie, das Boot ist noch lange nicht voll?
„Das Boot ist nicht voll. Mir erzählen Menschen, die bei der Bosnien-Krise mitgeholfen haben, dass damals alles unspektakulärer abgegangen ist. Die haben sich zusammengesetzt, haben gesagt, jetzt sind wieder so und so viele gekommen, was machen wir? Du nimmst 15, du 20. Wir zahlen eine halbe Köchin! Heut’ ist leider, auch bei den NGOs – um Gottes willen, ich will sie nicht kritisieren – , alles ein wenig bürokratisiert. Es geht doch darum, dass Menschen, die lange auf der Flucht sind, ein Quartier bekommen, ein sauberes, dass sie Essen bekommen und dass sie menschlich behandelt werden. Jetzt muss ich nicht in jedem Zimmer einen Fernseher haben, nicht in jedem Zimmer ein Bad.“
Das ganze Interview lesen Sie in der Donnerstags-"Krone"!
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