Drei Wochen Protest

Größte US-Demonstration seit Vietnam

Ausland
11.04.2006 17:25
In den USA haben wieder mehrere Hunderttausend Menschen für ein Bleiberecht für die rund elf Millionen illegalen Einwanderer demonstriert. Allein in der Hauptstadt Washington gingen am Montag (Ortszeit) nach unterschiedlichen Angaben der Polizei und Organisatoren zwischen 100.000 und einer halben Million Menschen auf die Straße. Es war damit die größte Demonstration seit den Protesten gegen den Vietnam-Krieg sowie der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner vor mehr als drei Jahrzehnten. Nach Angaben der Organisatoren nahmen an den Großkundgebungen am Montag landesweit rund eine Million Menschen teil.

Die Massenproteste gegen eine Verschärfung der Einwanderergesetze halten nicht nur die dritte Woche hintereinander an, sondern weiten sich auch zunehmend aus. Im Rahmen eines "Nationalen Aktionstages für Einwanderer-Rechte" versammelten sich in Phoenix (Arizona) 100.000, in Atlanta (Georgia) 50.000 und in New York 30.000 Menschen. In Houston (Texas) und Boston (Massachusetts) waren es mindestens 10.000. Auch in Seattle (Washington) und Los Angeles (Kalifornien) gingen wieder Einwanderer, Menschenrechtsaktivisten, Gewerkschaftsvertreter sowie Mitglieder von Kirchen auf die Straße.

Demonstranten fordern Reform der Reform
Die Demonstranten verlangen vom US-Kongress eine Lösung im Streit um die Reform des Einwanderungsgesetzes. Demokraten und Republikaner hatten sich am Freitag im Senat nicht auf ein Kompromisspapier einigen können. Danach wäre illegalen Einwanderern, die mindestens fünf Jahre in den USA leben, die Möglichkeit einer Staatsbürgerschaft innerhalb von sechs Jahren eingeräumt worden. Dafür hätten sie jedoch Englisch lernen sowie eine Geldstrafe begleichen und Steuern nachbezahlen müssen. Ähnlich strittig ist ein Programm, das mehr als 300.000 Gastarbeitern pro Jahr einen befristeten legalen Aufenthalt sichern würde.

Bush erkennt Relevanz der Einwanderungsproblematik
US-Präsident George W. Bush sagte in Washington, die Demonstrationen seien wichtiges Zeichen dafür, wie sehr das Einwanderungsproblem die Menschen in den USA beschäftige. Während der friedlichen Demonstrationen kritisierten die Teilnehmer auch den Gesetzentwurf des Abgeordnetenhauses, der den illegalen Aufenthalt in den USA zu einer Straftat erklärt. Als Zeichen des friedlichen Widerstandes trugen viele Demonstranten wieder weiße T- Shirts und Fähnchen mit der US-Flagge. Auf Transparenten stand: "Liebt uns - weist uns nicht aus", "Wir sind Amerikaner" oder "Alles, was wir wollen, ist der Amerikanische Traum".

Die US-Medien nennen die Latinos im Zusammenhang mit den Massenprotesten "einen erwachenden Riesen". Mit einem Anteil von 14 Prozent sind die "Hispanics" die größte Minderheit in den USA.

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