Motorola-Gerät

Nexus 6 im Test: Das kann das neue Google-Handy

Elektronik
31.01.2015 08:30
Alljährlich tut sich Google mit einem Smartphone-Hersteller zusammen und entwickelt das Handy, das seiner aktuellen Android-Idealvorstellung am nächsten kommt. In der Vergangenheit kamen dabei Preis-Leistungs-Hits wie das Nexus 5 heraus, die zum Mittelklasse-Preis Oberklasse-Technik boten. Mit dem neuen Nexus 6 verabschiedet sich Google von dieser Strategie und bringt Premium-Hardware zum Premium-Preis unter das Volk. Ob das riesige Nexus 6 trotz einem Preis von mindestens 604 Euro ein empfehlenswertes Paket geworden ist, hat krone.at getestet.

Das von Motorola gebaute Nexus 6 ist ein gewagtes Experiment – und zwar nicht nur, weil es die Konkurrenz auf der Preisebene nicht mehr unterbietet, wie es seine Vorgänger noch taten. Auch die Größe des neuen Google-Flaggschiffs ist gewöhnungsbedürftig. Mit sechs Zoll Diagonale gehört das Nexus 6 zu den größten Android-Smartphones am Markt, was sich trotz sehr schmalem Bildschirm-Rahmen in ziemlich üppigen Abmessungen niederschlägt und nicht bei jedem Nutzer Begeisterung auslösen dürfte.

Bei der Hardware setzt Motorola auf aktuelle Oberklasse-Technik. Was genau im Nexus 6 steckt, erfahren Sie in dieser Tabelle:

Motorola Nexus 6

CPU

Snapdragon 804; 2,7 GHz Quad-Core

RAM

3 GB

Diagonale

6 Zoll

Auflösung

2.560 x 1.440 Pixel

Speicher

32 / 64 GB

microSD-Slot

Nicht vorhanden

Hauptkamera

13 Megapixel; Dual-LED-Blitz, optischer Bildstabilisator

Frontkamera

2 Megapixel

Funk

LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.1, NFC, GPS

Maße

159 x 83 x 10 Millimeter; 184 Gramm

Akku

3.220 mAh

Software

Android 5.0

Extras

Unverändertes Android
Schnellladefunktion
Stereo-Lautsprecher

Straßenpreis

Ab 604 / 654 Euro

Die Kombination aus schneller CPU und reichlich RAM überzeugte im Test. Für ein flüssiges Bedienerlebnis, flotte App-Starts und problemloses Multitasking ist mehr als genug Leistung vorhanden. Optisch anspruchsvollere 3D-Games wie "Asphalt 8" laufen ebenfalls angenehm flüssig und in äußerst ansehnlicher Qualität. In einschlägigen Benchmarks wie "Antutu" gehört das Nexus 6 mit einer mit Samsungs Galaxy Note 4 vergleichbaren Leistung zu den schnellsten Geräten am Markt.

Ein Minuspunkt des Nexus 6: Wie bei den Vorgängermodellen verzichtet Google auf einen microSD-Slot. Das war beim Nexus 5 angesichts des überaus attraktiven Preises einigermaßen verschmerzbar, tut beim hochpreisigen Nexus 6 aber doch weh – insbesondere, wenn man viel Musik mit sich herumträgt oder gerne mit dem Smartphone filmt. Wer viel Speicherplatz braucht, hat beim Nexus 6 nur die Möglichkeit, zum teureren 64-Gigabyte-Modell zu greifen und 50 Euro mehr für 32 Gigabyte mehr Speicher zu zahlen. Zum Vergleich: Eine 64-Gigabyte-Speicherkarte gibt's derzeit für rund 30 Euro.

Display scharf, dürfte aber heller sein
Das Display des Nexus 6 ist sehr gut und spielt seine Stärken insbesondere beim Surfen, bei Videos und Games aus. Text wird sehr scharf dargestellt und ist selbst bei geringer Schriftgröße noch klar lesbar. Bilder und Videos sind durch die hohe Auflösung sehr detailreich, beim Spielen und Videoschauen profitiert man von der großen Diagonale.

Dank AMOLED-Technologie überzeugt das Display mit sattem Schwarz und hohem Kontrast, die Farbdarstellung ist relativ neutral – für Freunde intensiver Farben, wie sie etwa auf Samsungs AMOLED-Displays zu sehen sind, vielleicht zu neutral. Die seitliche Ablesbarkeit überzeugt, die maximal erzielbare Helligkeit dürfte für den Außeneinsatz aber noch eine Spur höher sein.

Gute Kamera-Performance – auch im Zwielicht
Die 13-Megapixel-Kamera im Nexus 6 ist überzeugend. Sie liefert bei gutem Licht detailreiche und scharfe Bilder, stellt sehr schnell scharf und Verwackler sind dank optischer Bildstabilisierung selten. Im Test erwies sich die Kamera zudem als recht lichtstark: Selbst in der Dämmerung gelingen noch vernünftige Bilder, bei denen sich das Rauschen in Grenzen hält.

Der Dual-LED-Blitz macht seine Sache ebenfalls gut, was der Zwielicht-Performance ebenfalls zuträglich ist. Die Frontkamera ist zweckmäßig: Für Videotelefonate und dergleichen reicht sie, Selfies könnten aber eine etwas höhere Auflösung vertragen.

Aktuelle Funkausstattung, praktische Extras
Die Konnektivität des Nexus 6 lässt keine Wünsche offen: Der Datenturbo LTE sorgt – einen entsprechenden Tarif vorausgesetzt – für flottes Surfen, in den heimischen vier Wänden verbindet sich das Gerät über Gigabit-WLAN mit dem Internet. Und Peripherie kann über stromsparendes Bluetooth 4.1 und NFC angesteuert werden. Höchstens ein Infrarotmodul, das das Gerät zur Universalfernbedienung machen würde, könnte der eine oder andere vermissen.

Erwähnenswert: Das Nexus 6 kommt mit ein paar netten Extras, die im Test einen positiven Eindruck hinterlassen haben. Dazu gehören die lauten und wohlklingenden Stereo-Lautsprecher an der Front, die besonders beim Spielen und Online-Videos praktisch sind. Aber auch die Schnellladefunktion – das Nexus 6 lässt sich in rund einer Stunde zu rund zwei Dritteln aufladen – überzeugte, wenngleich das Gerät beim Laden ungewöhnlich heiß wurde.

Gute Verarbeitung mit wenigen Schwächen
Die Verarbeitungsqualität ist stimmig: Das Nexus 6 überzeugt mit hoher Steifigkeit, lässt sich nirgends eindrücken und kommt ohne unschöne Spalten oder Ähnliches aus. Das Gehäuse besteht aus einem Metallrahmen und einer nicht abnehmbaren Plastikrückseite, die Front ist durch kratzfestes Glas geschützt. Haptisch erinnert das Gerät so ein wenig an aktuelle Samsung-Smartphones wie das Galaxy Note 4, bei dem ebenfalls Metallrahmen und Plastikrückseite zu finden sind.

In der Hand fühlt sich das Gerät so relativ wertig an, was auch der Detailverliebtheit der Designer zu verdanken ist. So wurde bei den an der rechten Geräteseite angeordneten Buttons beispielsweise der Entsperrknopf mit einer Riffelung versehen, während die Lautstärkewippe ohne Struktur auskommt. Die Folge: Im Dunkeln erfühlt der Nutzer den richtigen Button.

Kritik auf hohem Niveau: Die Plastikrückseite wird von einem großen Nexus-Schriftzug geziert, was den Nutzer zum Werbeträger wider Willen macht. Außerdem neigt die matte Rückseite dazu, nach längerem Gebrauch "speckig" auszusehen. Ein gänzlich aus Metall gefertigtes Gehäuse wie etwa beim 2igital/Huawei_Ascend_Mate_7_Starker_Alu-Gigant_im_Test-6-Zoll-Smartphone-Story-418725" onclick="sto_oc(this)">Huawei Ascend Mate 7 hätte hier Abhilfe geschaffen.

Gutes Handling, ausdauernder Akku
Das Handling des Nexus 6 überzeugt für ein Smartphone dieser Größe. Durch schmale Displayränder ist es für ein Gerät mit sechs Zoll Diagonale vergleichsweise kompakt und kann mit einer durchschnittlich großen Männerhand gehalten werden. Um es vernünftig bedienen zu können, braucht es aber zwei Hände. In die Hosentasche des Testers passt es gerade noch, hier macht das eine Zoll mehr gegenüber den meisten anderen aktuellen Top-Smartphones keinen allzu großen Unterschied mehr. Generell gilt: Das Nexus 6 ist ein Gerät für Freunde großer Smartphones. Wer unsicher ist, ob ihm sechs Zoll nicht zu viel sind, sollte es in jedem Fall vor dem Kauf in die Hand nehmen.

Der Akku ist mit 3.220 Milliamperestunden angesichts der schieren Größe des Nexus 6 nicht sonderlich kapazitätsstark, verhalf dem Gerät im Test aber trotzdem zu ordentlicher Laufzeit. Ein Tag intensiver Nutzung ist für das Nexus 6 kein Problem, viele Nutzer dürften ihm sogar eine Laufzeit von zwei Tagen abringen können. Realisiert wird das vor allem durch verbesserte Stromspar-Technologien.

Android 5.0 ist hübsch anzusehen
Die sind Bestandteil von Android 5.0 "Lollipop", das am Nexus 6 seinen Dienst verrichtet und seine Updates direkt von Google bekommt, in aller Regel also schneller mit neuen Funktionen versorgt wird als auf Konkurrenzgeräten. Es ist die neueste Version von Googles Mobilbetriebssystem, die vor allem durch ein überarbeitetes Interface, neue Benachrichtigungsfunktionen für den Sperrbildschirm und eben neue Stromspar-Funktionen ergänzt wurde.

Das schnörkellose und moderne Interface – Google nennt es "Material Design" – wusste im Test gut zu gefallen und zieht sich durch alle vorinstallierten Apps bis hinein in die SMS- und die Telefon-App. Nexus-typisch ist reichlich Google-Software auf dem Gerät vorinstalliert. Wer kein Freund des Internetgiganten ist und ihm nicht allzu viel über sich verraten will, könnte sich daran stören und wird die eine oder andere Anwendung wohl durch eine Konkurrenz-App ersetzen. Generell muss man Google aber zugutehalten, dass die Mobil-Anwendungen des Konzerns allesamt gut gemacht und benutzerfreundlich sind.

Fazit: Gutes Smartphone, starke Konkurrenz
Das Nexus 6 ist ein sehr gutes Smartphone geworden. Googles neuestes Android-Flaggschiff überzeugt mit aktueller Software, schneller Hardware und einer guten Kamera. Der nicht erweiterbare Speicher und die nur durchschnittliche Displayhelligkeit sind allerdings zwei nicht zu unterschätzende Nachteile – vor allem, weil die Nexus-Serie in ihrer sechsten Inkarnation ihren größten Vorteil gegenüber der Konkurrenz verspielt hat: das tolle Preis-Leistungs-Verhältnis.

Wer ein Riesen-Smartphone sucht und die volle Google-Dröhnung inklusive zeitnaher Android-Updates will, wird mit dem Nexus 6 zwar sicher glücklich werden. Als Preis-Leistungs-Killer kann es sich gegenüber Konkurrenzmodellen anderer Android-Gerätehersteller aber nicht mehr positionieren. Diese Rolle überlässt man in der Riege der Sechs-Zoll-Smartphones nun Huawei mit seinem Mate 7.

(Bild: Google)
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