Sorge um Luftwerte

Zweite Einsatznacht, Kampf gegen Glutnester

Tirol
29.06.2025 20:47

Weiter keine Entwarnung in Osttirol: Seit Samstag wütet in Nußdorf-Debant ein Brand auf dem Areal einer Recycling-Anlage. Nach wie vor kämpfen Hunderte Einsatzkräfte gegen das Inferno an. Der Brand konnte zwar eingedämmt werden, die Warnungen an die Bevölkerung bleiben aber aufrecht. In den betroffenen Gemeinden wird die Schul- und Kindergartenpflicht für Montag ausgesetzt. 

„Ziel für die Nacht war es, die Ausbreitung des Brandes über das Gelände hinaus zu verhindern“, schilderte Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement, Sonntagfrüh im Gespräch mit der „Krone“. Das sei auch gelungen. Mit weitreichenden Wasserwerfern konnte das Inferno auch „etwas eingedämmt“ werden.

Samstag kam es zu Explosionen, rechts eine Luftaufnahme.
Samstag kam es zu Explosionen, rechts eine Luftaufnahme.(Bild: APA/FEUERWEHR, BFV Kufstein)
Sonntagvormittag stieg immer noch dichter Rauch auf.
Sonntagvormittag stieg immer noch dichter Rauch auf.(Bild: Martin Oberbichler)

Weitere KAT-Züge zur Unterstützung
Seit Sonntagvormittag erfolgen wieder gezielte Löschangriffe durch die eingesetzten Feuerwehrkräfte. Dabei konnte laut Polizei der Großbrand unter Kontrolle gebracht werden. Der aktuelle Fokus der Arbeiten liegt auf dem Umgraben des Einsatzortes, um weitere Glutnester zu bekämpfen. Die großen Brandherde müssen hierfür unter ständiger Kühlung mit Wasser zerteilt werden, um auch tieferliegende Brandherde zu erreichen.

Neun Feuerwehrleute medizinisch versorgt
Seitens der Feuerwehren sind mit Stand Sonntagabend rund 290 Einsatzkräfte mit 46 Fahrzeugen von 22 Feuerwehren im Einsatz. Insgesamt sind an den Löscharbeiten seit Samstag rund 500 Einsatzkräfte der Feuerwehren mit 61 Fahrzeugen aus Osttirol, Oberkärnten sowie aus den Bezirken Kufstein und Kitzbühel und der Berufsfeuerwehr beteiligt. Neun Feuerwehrleute wurden während des Einsatzes medizinisch versorgt, überwiegend aufgrund kreislaufbedingter Probleme durch die große Hitze.

Am Montag sind neue Löschangriffe geplant
Über Nacht ist eine Brandwache inklusive Drohne geplant, um ein Wiederaufflammen zu verhindern, teilte das Land Sonntagabend mit. Die Katstrophenhilfszüge aus Kärnten, Kitzbühel sowie Kufstein beenden ihren Einsatz. Am Montag werden die Nachlöscharbeiten fortgesetzt. Dabei kommen Bagger zum Einsatz, um das teils stark erhitzte Brandgut in den Abfallboxen umzuschichten. Die Feuerwehr löscht dabei freigelegte Glutnester gezielt ab. Rund 100 Mitglieder aus zehn Feuerwehren werden an diesen Arbeiten beteiligt sein. Wie lange der Einsatz noch andauern wird, ist derzeit nicht absehbar und hängt laut Land maßgeblich vom Fortschritt der Grabungs- und Löscharbeiten ab.

Riesige Rauchschwaden 
Aufgrund des Großbrandes kam es zu einer starken Rauchentwicklung im gesamten Lienzer Talboden, die auch noch in Oberkärnten sowie im Unteren Iseltal und Pustertal bemerkbar war. 

Zitat Icon

Vor den Einsatzkräften liegt jedenfalls noch ein hartes Stück Arbeit.

Elmar Rizzoli, Leiter Krisen- und Katastrophenmanagement

Schul- und Kindergartenpflicht ausgesetzt
In diesen Gemeinden wird die Schul- und Kindergartenpflicht für Montag ausgesetzt. Die Schulen und Kindergärten werden grundsätzlich offen gehalten, die Eltern haben aber die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie ihre Kinder zu Hause lassen wollen oder ob sie in der Schule bzw. im Kindergarten betreut werden sollen. In den Schulen und Kindergärten sollen die Fenster und Türen geschlossen gehalten werden. Zudem gibt es seitens des Landes Tirol und der Bildungsdirektion Tirol die Empfehlung, keine Schulveranstaltungen im Freien durchzuführen. 

AT-Alert für weitere Osttiroler Gemeinden
Sonntagnachmittag erging ein erneuter AT-Alert des Landes, sodass die betroffenen Gemeinden (Nußdorf-Debant, Lienz-Stadt, Iselsberg-Stronach, Lavant, Tristach, Dölsach, Nikolsdorf, Leisach, Assling, Amlach und Oberlienz) darüber informiert sind, dass die Warnungen und Handlungsempfehlungen weiter Gültigkeit haben.

Warnung an Bevölkerung bleibt aufrecht
Die Bevölkerung bleibt weiterhin aufgerufen, alle Fenster, Türen und Dachluken zu schließen und das Gebiet im nahen Umkreis des Einsatzortes zu meiden. Im Nahbereich des Einsatzortes sollen zudem Lüftungs- und Klimaanlagen ausgeschaltet werden. An die Gemeinden Abfaltersbach, Anras, Ainet, Schlaiten, St. Johann, Hopfgarten und Matrei wurde eine Gefahreninformation versendet mit Informationen über die Luftbelastung.

„Brand aus“ noch in weiter Ferne
Wie lange der Einsatz noch ungefähr andauern werde, darüber wagte Rizzoli keine Prognose abzugeben. „Vor den Einsatzkräften liegt jedenfalls noch ein hartes Stück Arbeit.“ Komplett abgelöscht werden könne der Brand aber vermutlich auch heute noch nicht, vermutet der Krisenmanager.  

Auch Bezirksfeuerwehrkommandant Harald Draxl geht davon aus, dass der Einsatz noch länger andauern wird.

Bezirksfeuerwehrkommandant Harald Draxl über die Lage am Vormittag:

Gebiet ist abgeriegelt, niemand darf durch
Die Polizei riegelte das Areal und das umliegende Gebiet ab. Niemand darf durch. „Zu gefährlich“, hieß es. Seitens der Landespolizeidirektion hieß es, man unterstütze die Osttiroler Kollegen mit Kräften aus Nordtirol, auch zur Ablöse. Ebenfalls seien Drohnen im Einsatz, um die Brandstelle stets genau zu überwachen. „Im ganzen Talboden riecht nach Rauch, auch in der Luft sieht man Partikel“, schildert ein Augenzeuge gegenüber der „Krone“.

Abfallentsorgung weiter gesichert, betont Land
Die Abfallversorgung im Bezirk Lienz ist laut einer aktuellen Information des Landes Tirol vom Sonntagabend gesichert und wird über die Deponie in der Gemeinde Lavant abgewickelt. Zudem wurde die analytische Taskforce der Berufsfeuerwehr München sowie ein Messzug aus Bozen angefordert, um tiefergreifende Analysen hinsichtlich möglicher Schadstoffe durchzuführen. Prinzipiell gebe es die medizinische Empfehlung, den Aufenthalt im Freien auf das Notwendigste zu beschränken. Vulnerablen Gruppen wird empfohlen, im Freien einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

Gefahreninformation direkt aufs Handy
Der verheerende Brand war Samstagnachmittag gegen 13.30 Uhr ausgebrochen. Aufgrund der massiven Rauchentwicklung wurde eine behördliche Gefahreninformation an die in den Gemeinden Nußdorf-Debant, Lienz, Iselsberg-Stronach, Lavant, Tristach und Dölsach eingeloggten Mobiltelefone ausgelöst. Dieser AT-Alert des Landes wurde am Abend auf die Gemeinde Nikolsdorf ausgeweitet.

Stromabschaltung, Bahnstrecke gesperrt
Zwischen Lienz und Oberdrauburg wurde der Bahnverkehr eingestellt. Im Nahbereich des Brandes gab es zudem eine bewusste Stromabschaltung. Ein Fokus lag auch darauf, eine Stromleitung, die im Bereich des Areals liegt, sowie einen Mast im Nahbereich vor den Flammen zu schützen. Schwimmbäder wurden evakuiert, Veranstaltungen abgesagt.

Aufgrund der Rauchentwicklung wurde in sieben Gemeinden AT-Alert ausgelöst.
Aufgrund der Rauchentwicklung wurde in sieben Gemeinden AT-Alert ausgelöst.(Bild: Ivana Kis)

Heftige Explosionen auf Areal
Im Laufe des Samstagnachmittags breiteten sich die Flammen „massiv“ aus. Es kam auch zu heftigen Explosionen. Ein direkter Löscheinsatz war für die Einsatzkräfte aufgrund „massiver Eigengefährdung“ zunächst nicht möglich, hieß es. Aufgrund dessen kamen schlussendlich die weitreichenden Wasserwerfer zum Einsatz. Um den betroffenen Bereich wurde noch am Abend ein Sperrkreis errichtet, um die Gefährdung für unbeteiligte Personen so gering wie möglich zu halten.

Verletzte und beschädigte Einsatzfahrzeuge
Das Land hatte am späten Samstagnachmittag dazu aufgerufen, in Osttirol auf die traditionellen Herz-Jesu-Feuer zu verzichten. Wenn noch etwas passiere, stünden keine Feuerwehren mehr zur Verfügung, hieß es. Durch das Brandgeschehen wurden bereits Feuerwehrleute verletzte und mehrere Einsatzfahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen.

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