Kaum eine Woche vor Eröffnung der weltgrößten Aids-Tagung erlebten die Forscher einen herben Rückschlag: Bei dem als funktional geheilt geglaubten "Mississippi-Baby" wurde nach 27 Monaten ohne Medikamente und ohne Virennachweis plötzlich HIV im Blut festgestellt (siehe Infobox). Unabhängig davon macht die Forschung große Fortschritte, betonte die Konferenzvorsitzende Francoise Barre-Sinoussi. "Es gibt keinen Grund, nicht optimistisch zu sein", sagte sie.
Der Exekutivdirektor der UN-Organisation UNAIDS, Michel Sidibe, präsentierte eine neue Vision: "Bis 2020 sollen 90 Prozent aller HIV-Infizierten ihren Status kennen, 90 Prozent sollen Zugang zu Medikamenten haben und bei 90 Prozent soll das Virus nicht mehr nachweisbar sein" sagte er. "So kann die Epidemie bis 2030 beendet werden." Eine Mammutaufgabe: Noch sind sich 54 Prozent der weltweit 35 Millionen Betroffenen ihrer Infektion gar nicht bewusst.
Diskriminierende Gesetze als Hindernis
Ein Hindernis auf dem Weg zu diesem Ziel sind diskriminierende Gesetze etwa in Russland, Indien und afrikanischen Ländern, die Homosexuelle und HIV-Positive in den Untergrund treiben. "Wir dürfen nicht einfach zusehen, wenn Regierungen monströse Gesetze erlassen, die die verwundbarsten Gesellschaftsschichten marginalisieren", sagte Barre-Sinoussi.
Die Kriminalisierung bestimmter Verhaltensweisen - Drogenkonsum, Sexarbeit, Männersex mit Männern - führt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO dazu, dass gerade die Gruppen, die größte Gefahr laufen, sich mit dem HI-Virus zu infizieren, medizinisch nicht angemessen versorgt werden.
12.000 Experten nehmen an Konferenz teil
Bis 25. Juli berichten rund 12.000 Forscher, Experten und Aktivisten aus rund 200 Ländern über neue Medikamente und Impfstoffforschung und tauschen Erfahrungen im Umgang mit dem HI-Virus und der Immunschwächekrankheit Aids aus.
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