Erste Eindrücke von der Premiere: Nach über 55 Jahren löste eine Neuinszenierung von Beethovens „Fidelio“ durch Hausdebütant Nikolaus Habjan die legendäre Otto-Schenk-Produktion ab. Franz Welser-Möst und das Staatsopernorchester ernteten Riesenjubel, für einzelne Sänger und Regie gab es auch einzelne Buhs.
Eine Premiere des „Fidelio“ hat in Wien einen ganz, ganz besonderen Stellenwert. Im Theater an der Wien wurden die ersten beiden Fassungen von Beethovens einziger Oper uraufgeführt, am Kärntnertortheater schließlich die letzte, endgültige. Die Freiheitsoper musste auch immer wieder bei besonderen Anlässen herhalten: Im Oktober 1945 eröffnete „Fidelio“ das Theater an der Wien als Ausweichquartier für die zerbombte Staatsoper. Diese erstrahlte dann mit dieser Hymne auf die Gattenliebe im November 1955 im wiederaufgebauten Glanz.
Wiener Operngeschichte schrieb auch die letzte Neuproduktion, die, man lese und staune, im Mai vor 55 Jahren ihre ersten drei Vorstellungen im Theater an der Wien erlebte, bevor sie ins große Haus am Ring übersiedelte. Otto Schenk inszenierte, Leonard Bernstein dirigierte die bejubelte Aufführung.
253 Reprisen hat dieser „Wiener Klassiker“, der allerdings für heutige Augen schon durchaus staubig wirkte, bis letzten Februar erlebt.
Ganz schön viel historisches Gewicht, das also auf dem 38-jährigen Grazer Nikolaus Habjan bei seiner ersten Regiearbeit im Haus am Ring lastete. Wobei er sich darüber nicht viele Gedanken gemacht hat, wie er im „Krone“-Interview verriet. Sein Ziel: „Die Leute sollen sich am Ende in die Produktion verlieben“.
Man wird sehen, wie sehr sein „Fidelio“, in dem er Leonore und Florestan lebensgroße Puppen zur Seite stellt, den Wienern ins Herz wächst.
Nach der Premiere am Dienstagabend gab es nur wenig Buhs für den neuen „Fidelio“, keine Proteste! Obwohl Habjan im Vorfeld böse Briefe erhalten hatte, weil er Fidelio und Florestan durch Puppen genauer charakterisiert. Ihnen „ins Herz schaut“. Das macht am Anfang Sinn, wirkt aber allmählich überflüssig, besonders in der Kerkerszene. Eine allzu brave, wenig stimmige Inszenierung, für die Paulus Hochgatterer die Zwischentexte behutsam aktualisierte. Zeitlos schlicht Justus Theodor Semmelmanns Bühne mit einer schimmernden Freiheitsstatue im Finale. Die Besetzung lässt viele Wünsche offen. Souverän: Franz Welser-Möst. Er sorgt für Spannung und einen (fast zu) rasanten Schluss.
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