Gegen den Pflegeraub

Tausende kämpfen für die Gesundheitsversorgung

Salzburg
25.11.2025 20:59

Den Pflegekräften in Salzburg reicht es mittlerweile, wie sie bei gleich zwei Demozügen lautstark verlauteten. Doch sie haben starke Unterstützung und Rückhalt in der Bevölkerung. Gleich 81.000 Menschen unterschrieben bereits die Petition gegen den Pflegeraub.

„Wer die Pflege nicht ehrt, ist in Salzburg verkehrt“ oder „Wir pflegen Menschen, ihr pflegt Ausreden“ – es sind Sprüche wie diese, die zeigen: Den Pflegekräften reicht es. Tausende Salzburger haben sich am Dienstagnachmittag trotz nasskalten Winterwetters auf die Straße begeben, um gemeinsam für ihre Sache einzustehen. Gleich zwei Demozüge machten sich auf den Weg, einer bei den SALK, einer bei der Arbeiterkammer. Ab der Staatsbrücke ging es dann gemeinsam weiter zum Unipark Nonntal – friedlich, aber bestimmt und lautstark.

Dabei äußerten die Pflegekräfte ihren Unmut über die Kürzungen der Landesregierung und machten noch einmal auf ihre Forderungen aufmerksam. Sie wollen, dass der Pflege-Bonus in der Höhe von monatlich 162,67 brutto – wie in allen anderen Bundesländern – weiterhin an all jene ausbezahlt wird, die direkt mit den Patienten arbeiten. Für Teilzeitkräfte sind das 80 Euro netto monatlich. Ein entsprechender Warenkorb war bei der Demonstration dabei.

Die Stimmung war friedlich, die Botschaften klar.
Die Stimmung war friedlich, die Botschaften klar.(Bild: Markus Tschepp)

„Wir wollen heute auch mit einigen Unwahrheiten und Lügen aufräumen“, sagte Sabine Gabath, Betriebsratschefin bei den Salzburger Landeskliniken (SALK). Der Pflegebonus sei kein Corona-Zuckerl, sondern schon seit 2019 aufgrund der Schwerarbeit in der Pflege gefordert worden. „Mit der Bezeichnung Corona-Bonus versucht die Landesregierung bei den Menschen draußen Zwietracht zu schüren“, ist Markus Pitterka, Angestellten-Betriebsrat an der SALK überzeugt.

Trommeln, Plakate, Musik und laute Rufe: Die Demo war nicht zu übersehen.
Trommeln, Plakate, Musik und laute Rufe: Die Demo war nicht zu übersehen.(Bild: Markus Tschepp)

Die SALK-Beschäftigten pochen auch auf die Umsetzung des Strukturpakets, das wie berichtet ebenfalls gestrichen wurde. Es soll neben Verbesserungen für die Ärzte schwer zu besetzende Journaldienste aufwerten. Die Dringlichkeit zeigen immer weiter steigende Überstunden, die geleistet werden. Im Jahr 2023 waren es noch knapp 580.000, heuer waren es bis November schon 610.000 Überstunden.

Wenn sie bei der Gesundheit sparen wollen, sollen sie es sagen. Aber das tun sie nicht. Die Landesregierung sagt, es wird sich an der Qualität nichts ändern. Aber das ist eine Lüge. Es wird sich etwas ändern. Die Qualität wird darunter leiden.

Markus Pitterka

Angestellten-Betriebsrat SALK

Den Pflege-Bonus nur einer bestimmte Gruppe wie Neueinsteigern zu bezahlen, da bin ich dagegen. Alle sollen gleich behandelt werden. Diese Idee gleicht einem Auseinanderdividieren unserer Berufsgruppe.

Sabine Gabath

Zentralbetriebsrats-Vorsitzende SALK

Das Landeskrankenhaus ist eine kleine Stadt in der Stadt. Es ist sieben Tage in der Woche 24 Stunden in Betrieb. Die gestrichenen Verbesserungen bei Journaldiensten betreffen alle Berufsgruppen von Haustechnikern bis zum Küchenpersonal.

Thomas Brandstötter

Arbeiterbetriebsrat SALK

„Ich sehe die Gefahr, dass wir die aktuelle Versorgung nicht mehr aufrechterhalten können“, sagt Gabath. Eine Betriebsvereinbarung über längere Dienstzeiten hat der SALK-Betriebsrat jedenfalls schon aufgekündigt.

Pflegerin Hatija Halilagic: „Ich erwarte mir, dass es in Zukunft wieder besser wird mit der ...
Pflegerin Hatija Halilagic: „Ich erwarte mir, dass es in Zukunft wieder besser wird mit der Pflege. Und dass die Regierung auf uns hört. Denn nur zu klatschen ist zu wenig. Ich bin schon lange Pflegerin, überlege jetzt aber tatsächlich aufzuhören, wenn sich nichts ändert.“(Bild: Markus Tschepp)

Damit dürfte ab 1. Mai nur mehr im Rahmen der gesetzlichen Arbeitszeit gearbeitet werden. „Röntgen gibt es dann nur mehr von 8 bis 16 Uhr“, kündigt Gabath an.

Knapp 81.000 Unterschriften fordern, dass der Pflegebonus bleibt.
Knapp 81.000 Unterschriften fordern, dass der Pflegebonus bleibt.(Bild: Markus Tschepp)

Pflegedemo als „Aufstand der Menschlichkeit“
Solidarisch zeigten sich dabei auch Demo-Teilnehmer aus Oberösterreich und Kärnten, die unterstützend angereist sind. Die Stimmung? Alles andere als verzagt. Bei der anschließenden Kundgebung war die Rede von einem „Aufstand der Menschlichkeit“ anstelle eines Protests. Die Forderungen an die Regierung? Ganz klar, den „Kurs zu korrigieren“. So wurden auch noch während der Demo Unterschriften gesammelt.

Im Anschluss übergaben Betriebsräte und Personalvertreter im Chiemseehof die Petition gegen den Pflegeraub mit 81.000 Unterschriften – stilecht in einem Pflegebett. Die Proteste sind dabei freilich nicht vorbei. Für Samstag ist schon die nächste Demo der Flachgauer Seniorenwohnheim-Mitarbeiter in Hof angekündigt.

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