Vom Dorfladen bis zum Bankomaten im Gemeindeamt: Der Ortschef der 489-Seelen-Gemeinde Muhr im Salzburger Lungau kann vieles im Dorf halten. Was es alles beim Nahversorger gibt und worauf der Bürgermeister lieber verzichten will.
Wer in Muhr das Gemeindeamt betritt, kann auch gleich einkaufen gehen. Der Murtalladen ist eine Genossenschaft, der Ortschef Geschäftsführer. Seit fünf Jahren wird die Nahversorgung so im Ort gehalten. „Es gibt nur eines nicht: Kondome, weil wir Kinder brauchen“, sagt Hans-Jürgen Schiefer mit Augenzwinkern.
Gemeindebürger kommen auch für größere Einkäufe her. Der Ortschef legt Wert darauf, dass die Preise dieselben sind wie im Supermarkt. Ob das Geschäft rote Zahlen schreibt? „Es ist unser Schwimmbad“, sagt der Ortschef und meint damit, dass die Gemeinde laufend zuschießen muss. Pro Jahr sind es rund 25.000 Euro.
Noch eine wichtige Infrastruktur hat Schiefer erkämpft. Nachdem die Bank abgesiedelt war, steht im Gemeindeamt nun ein Bankomat bereit.
Rund zwei Millionen Euro sind im Jahr im Gemeindebudget. Und: „Wir haben auch Rücklagen“, betont Schiefer. Er tut alles, dass der Dorfkern lebendig bleibt. Ein Neunsitzer-Bus wurde gerade angekauft. Bürger können ihn buchen. Schüler werden transportiert. Ein neues Baulandsicherungsmodell ist leistbar und damit verlockend.
489 Einwohner hat die einzige Nationalparkgemeinde im Lungau aktuell. Zehn Kinder sind in der Volksschule, 16 im Kindergarten. Das persönliche Flair sei ein Luxus, den Minigemeinden noch bieten können. „Hier sind wir auf Privatschul-Niveau“, meint Schiefer. Sanft ist der Weg auch im Tourismus. „Es gibt bei uns beim Gipfelkreuz keinen Massenauflauf.“
Gemeindezusammenlegungen sind in Muhr kein gern gehörtes Thema und irgendwie aufgrund der Geografie im Seitental auch fern der Realität. „Dann würde alles sterben – Brauchtum, Kultur, alles“, wird Schiefer bei dem Thema emotional.
Viel Kommunalsteuer fließt in Muhr nicht in die Gemeindekasse. Es gibt aber rund 20 kleine, zumeist Ein-Mann- oder Ein-Frau-Betriebe. Bestes Beispiel: Sonja Pfeifenberger mit eigenem Friseurstudio.
Stammkunden vertrauen ihr. Darunter sind auch deutsche Gäste, die einmal beim Floriani-Frühschoppen einen Styling-Gutschein gewonnen haben und jetzt immer wieder kommen.
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