„Ich bring‘ dich um“

Schwester legte Kopftuch ab: 14-Jähriger zuckt aus

Gericht
12.11.2025 16:30

„Zieh‘ dein Kopftuch wieder an oder ich bring’ dich um und wasche unsere Ehre wieder rein“ – mit solchen Drohungen sah sich eine 16-jährige Schülerin ab Ferienbeginn konfrontiert. Durch ihren eigenen Bruder. Der erst 14-Jährige wollte die westlichen Einstellungen der Schwester und Mutter einfach nicht akzeptieren. Vor der Richterin weint er nun bitterlich. 

Vor der Richterin im Wiener Verhandlungssaal 208 sitzt ein kindlicher Jugendlicher im weißen Hemd. Zwischen den zwei Justizwachebeamten sieht der 14-Jährige aus, als könne er keiner Fliege etwas zu Leide tun. Bis der Staatsanwalt die Anklage vorträgt: Seit Ferienbeginn soll er das Leben seiner älteren Schwester zur Hölle gemacht haben. Fast täglich hätte er sie mit der Faust geschlagen, sie beschimpft und bedroht – auch mit einem Messer. 

„Wasche unsere Ehre rein“
Warum? „Es hat damit begonnen, dass ich mein Kopftuch ausgezogen habe. Das war am letzten Schultag“, erinnert sich das zierliche 16-jährige Mädchen. Da drohte er ihr zum ersten Mal: „Zieh‘ dein Kopftuch wieder an oder ich bring‘ dich um und wasche unsere Ehre wieder rein.“ Der junge Iraker fing an, ihr zu verbieten, männliche Schulkollegen zu treffen, aber auch Freundinnen. Auf Instagram sollte die Schwester all ihre Fotos löschen. Der Angeklagte vertrat immer extremere Ausprägungen des Islams. „Mein Leben war eingeschränkt“, so das Mädchen im Zeugenstand.

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Er hat das schlichtweg aus Angst um den Ruf der Familie gemacht. Er hat sich in der Rolle des einzigen Mannes im Haus gefühlt.

Verteidiger des 14-jährigen Irakers

Die 16-Jährige legte ihr Kopftuch freiwillig ab. Dem Bruder passte das gar nicht.
Die 16-Jährige legte ihr Kopftuch freiwillig ab. Dem Bruder passte das gar nicht.(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Und dann war da noch die Angst. „Meine Mutter hat gesagt, ich soll in der Nacht mein Zimmer zusperren, nicht, dass mein Bruder kommt und mir die Haare abschneidet oder mich absticht. Ich war oft die ganze Nacht wach, damit er mir nichts antut.“ Die 16-Jährige bekam dann mit, dass ihr Bruder sich eine Pistole besorgen wollte. „Ich hab‘ gefragt, was willst du mit der Waffe machen? Er hat gesagt, das wirst du schon sehen.“ Irgendwann vertraute sich die Schülerin ihrer Lehrerin an, sie schaltete das Jugendamt ein. Auch die Mutter sagt aus: „Er hat zu mir gesagt, er wird uns beide umbringen.“

Krokodilstränen erwirken Ausschluss
Der 14-Jährige wurde in Untersuchungshaft genommen. Sein Verteidiger erklärt: „Er hat das schlichtweg aus Angst um den Ruf der Familie gemacht. Er hat sich in der Rolle des einzigen Mannes im Haus gefühlt. Das war Überforderung als unreifer Jugendlicher.“ Von diesem ist weitaus mehr vor Gericht zu sehen als vom „Mann im Haus“. Denn der Bursche bekommt gerade ein „teilweise schuldig“ heraus, bevor er bitterlich in Tränen ausbricht. Weil ihn die Zuschauer im Gerichtssaal so einschüchtern würden, wird für seine Aussage die Öffentlichkeit ausgeschlossen. 

Für die gewalttätigen Handlungen gegen seine Schwester wird der Iraker letztlich verurteilt. Er fasst fünf Monate bedingte Haft aus. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

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