Es ist ein Album, das alle Formatvorgaben im Streamingzeitalter ignoriert und Genregrenzen sprengt – und auf großes internationales Interesse stößt: „Lux“ von Rosalía. Die vierte Studioarbeit der Sängerin und Songschreiberin aus Katalonien ist „ein erstaunlich ambitioniertes Werk“, heißt es etwa in einer Lobeshymne in der britischen Ausgabe des „Rolling Stone“. Die 33-Jährige schuf ein atemberaubendes Crossover aus Klassik und Pop, gesungen in 13 Sprachen.
In Barcelona stellte die Künstlerin am Mittwoch das Album erstmals öffentlich vor. Im Palau Nacional hörten geladene Gäste die 18 Lieder, während Rosalía auf einem Podest aus weißem Tüll wie eine Art Schneewittchen im Schnee lag. Anschließend verließ sie lächelnd, aber wortlos durch die Reihe applaudierender Gäste huschend den neoklassizistischen Saal. Die spanische Zeitung „El País“ schrieb von einem „antikommerziellen Album“, einem „sinnlichen Abenteuer“.
Björk als kreative Partnerin
Bevor Rosalía zu einem Pop-Phänomen wurde, studierte sie Flamenco unter ihrem ganzen bürgerlichen Namen Rosalía Vila Tobella und beschäftigte sich mit spanischer Folklore-Tradition. Ihre kulturelle Herkunft verknüpft sie längst mit modernem Pop in vielen Facetten, gerne mit elektronischen Beats und Latin-Rhythmen. Mit „Lux“, aufgenommen mit dem London Symphony Orchestra und Chor, schwingt sie sich zur Höchstform auf und übertrifft noch den gelobten, mehr als drei Millionen Mal gestreamten Vorgänger „Motomami“. Als kreative Gäste wirkten diesmal Björk, Carminho, Estrella Morente, Silvia Pérez Cruz, Yahritza und Yves Tumor mit.
Schon die erste Single „Berghain“ (mit Björk und dem Produzenten Yves Tumor), wohl in Anlehnung an den gleichnamigen legendären Berliner Technoclub benannt, stieß auf enorme Resonanz. Der Song in drei Sprachen, darunter Deutsch, bietet Dramatik pur, ein intensives Erlebnis durch Verschmelzung der Stile. Es ist eine Reise durch Emotionen, die sich ebenso wie der ausgelöste Film im Kopf über das gesamte Album erstreckt – und alle Songs haben enorme Kraft.
Album geleakt
Unterteilt ist das Album, das vorab im Netz geleakt wurde, in vier Sätze. Rosalía, die über eine bemerkenswerte Stimme mit großer Ausdruckskraft verfügt, hat sich endgültig ein eigenes Genre geschaffen. „Obwohl die Veröffentlichung von ,Lux‘ zweifellos ein antikommerzieller Schritt von Rosalía ist, zeigt die Präsenz von ,Berghain‘ in den britischen Trending-Charts direkt nach Erscheinen, dass die Fans bereit sind, genauso viel Zeit und Mühe in diese Musik zu investieren, wie offensichtlich in sie geflossen ist“, schreibt die Nachrichtenagentur AP, die das „einzigartige Album des Jahres“ als „Anti-Easy-Listening“ bezeichnet.
„Wir leben in einer Dopamin-Ära, aber ich sehne mich nach dem Gegenteil. Ich weiß, das ist viel verlangt, aber ich wünsche mir, dass man das Album eine Stunde lang ohne Ablenkung hört“, sagte Rosalía in einem Podcast der „New York Times“. „Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich in allen Sprachen der Welt gesungen“, erzählte sie wiederum vor kurzem auf einer Pressekonferenz in Mexiko-Stadt. „Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich die ganze Welt auf dieses Album gebracht.“ 13 Sprachen auf „Lux“ – darunter Mandarin, Latein, Deutsch, Arabisch und Englisch – sind beeindruckend genug.
Flamenco für eine neue Ära
Rosalía hat bereits zwei Grammys und 13 Latin Grammys verbucht. Ihr Durchbruch gelang ihr mit dem zweiten Album „El Mal Querer“ (2018), „das den Flamenco für eine neue Ära prägte“, wie es in ihrer Biografie heißt. Außerdem ist sie als Schauspielerin tätig, etwa im Almodóvar-Film „Leid und Herrlichkeit“ und in der kommenden Staffel der viel gefeierten Serie „Euphoria“.
APA/Wolfgang Hauptmann
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