Terror in der Bundeshauptstadt: Dem Horror des 2. November folgte ein beispielloser Polizeieinsatz, der bis in die Morgenstunden andauerte. Alle Fäden liefen in einem Innenstadt-Lokal zusammen. Im „Krone“-Interview erinnert sich Oberst Manfred Ihle zurück.
Einige Ereignisse brennen sich derart stark in die Erinnerung, dass man sofort weiß, wo man sich zu besagtem Zeitpunkt befunden hat. Der 11. September 2001 war etwa so ein Tag. Und in der österreichischen Seele ist es eben der 2. November 2020: Gegen 20 Uhr wurde in Wien Terroralarm ausgelöst, nachdem IS-Sympathisant Kujtim F. mit Sturmgewehr und Pistole wahllos auf Menschen feuerte.
Vier Tote, Angst und Chaos
Bei dem Anschlag kamen vier Personen ums Leben, Dutzende wurden teils schwer verletzt. Der Attentäter selbst wurde nur neun Minuten später von Beamten der Spezialeinheit WEGA zur Strecke gebracht. Dass es sich bei dem 20-jährigen Nordmazedonier letztlich um einen Einzeltäter handelte, war zunächst völlig unklar – daher lief ein bislang beispielloser Polizeieinsatz an, der noch Stunden dauern sollte ...
2000 Polizisten im Einsatz
Eine zentrale Rolle nahm damals die Bereitschaftseinheit (BE) der Landespolizeidirektion Wien ein, das Kommando hatte Oberst Manfred Ihle inne. Rund 2000 Polizistinnen und Polizisten waren im Einsatz, „die überwiegende Mehrheit hätte eigentlich gar keinen Dienst gehabt“, erinnert sich Ihle.
Sie verließen eine sichere Umgebung und setzten sich freiwillig der Gefahr aus. Das erfüllt mich auch noch fünf Jahre später mit Stolz und zeigt den Zusammenhalt bei der Polizei.
Einsatzleiter Oberst Manfred Ihle
Doch in ihrer Freizeit streiften sie sich sofort ihre Uniform über und meldeten sich zum Dienst. Ihle: „Sie verließen eine sichere Umgebung und setzten sich freiwillig der Gefahr aus. Das erfüllt mich auch noch fünf Jahre später mit Stolz und zeigt den Zusammenhalt bei der Polizei.“
10.000 Funksprüche in einer Nacht
Das Castelletto in der Rotenturmstraße wurde zur Einsatzzentrale umfunktioniert. Hier liefen die Fäden zusammen. Es galt, nicht nur die Innenstadt, sondern auch Bahnhöfe, Regierungsgebäude und andere Einrichtung zu schützen. „In dieser Nacht gingen 10.000 Funksprüche ein“, erinnert sich der Einsatzleiter zurück. Erst weit nach Mitternacht hatte sich die Einzeltäter-Theorie bestätigt.
Kuriosum am Rande: Der Gastronom akzeptierte zwar die Einsatzzentrale in seinem Lokal, die Bitte um einen Kaffee quittierte er mit den Worten: „Nein leider, die Maschine ist schon geputzt.“ Erst als absehbar war, dass der Einsatz die ganze Nacht dauern würde, ließ er sich erweichen und die Maschine wieder anlaufen. Zwei Wochen später flatterte die Rechnung per Post in die LPD, die natürlich sofort beglichen wurde: 180 Tassen Kaffee sowie Dutzende Energydrinks und Säfte.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.