Josefstadt

Bernhards Theatermacher in furioser Selbstironie

Kultur
24.10.2025 16:14

Das Theater in der Josefstadt wurde bei der jüngsten Premiere zum Gipfeltreffen der „Theatermacher“. Der frühere Burg-Direktor Matthias Hartmann inszenierte, Josefstadt-Chef Herbert Föttinger spielte die Hauptrolle in Thomas Bernhards gleichnamigem Stück reizvoll gegen die Tradition.

Den einen vermisst man, seit er 2014 wegen einer Malversationsaffäre unverschuldet die Burg-Direktion räumen musste. Den anderen wird man vermissen, wenn er im Sommer die Josefstadt-Direktion verlässt. Regisseur Matthias Hartmann, ein inspirierter Handwerker von unzeitgeistiger Textversessenheit, führt den Unterschiedspieler Herbert Föttinger nun in ein nicht alltägliches Bernhard-Abenteuer.

Der „Theatermacher“ Bruscon wütet seit Peymanns Uraufführung anno 1985 mit Glanz im Repertoire: ein einst gefeierter Großschauspieler, der zum Tyrannen einer Familienschmiere abgesunken ist. Im Wirtshaussaal des Kaffs Utzbach (Bild: Volker Hintermeier) hat er den Tiefpunkt erreicht. Hartmann wie Föttinger verkörpern selbst die Existenzprobleme des gegenwärtigen Theaters, das rücksichtslose Genies den Gesetzen der Sittsamkeit unterwirft: Gegen beide wurden entsprechende Vorwürfe erhoben.

Verhaltene Grandezza, ironische Wehmut
Den furiosen Fast-Monolog nimmt Föttinger mit verhaltener Grandezza und ironischer Wehmut: kein Brüller, sondern ein einst imponierender, jetzt zerstörter Geist. Fabelhaft sind auch die fast stummen Nebengestalten gearbeitet. Oliver Rosskopf und Larissa Fuchs als Bruscons Kinder malen mit Blicken und Gesten eine kompakte Familienhölle. Und Martin Zauners Wirt ist ein Gigant der Pointe ohne Worte.

Würde nur nicht diese zweite Ebene eingezogen! Silvia Meisterle als Bruscons Gattin gibt die Tanzpantomime einer rächenden Erinnye, die den Tyrannen in einer finalen Performance zum Teufel befördert. Erklärterweise wollte man sich damit von Bruscons üblem Umgang mit seiner Frau distanzieren. Aber abgesehen davon, dass Moralisieren gegen den Text nicht dem Format der Beteiligten entspricht:

Jedes Bernhard’sche Wort ist maßlos übertrieben, dringt dabei aber zur inneren Wahrheit vor. Die richtet sich allerdings ebenso gegen den Sprecher wie gegen den Apostrophierten. Dennoch ein erlebenswertes Bühnenabenteuer.

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