Geheimcode des Körpers

Medizin-Nobelpreis für Wächter des Immunsystems

Wissenschaft
06.10.2025 11:38

Der diesjährige Nobelpreis für Medizin geht Forschende, denen ein Durchbruch geglückt ist, der Millionen Menschen Hoffnung gibt. Mary E. Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi zeigten mit ihren bahnbrechenden Entdeckungen zur sogenannten peripheren Immunetoleranz, wie das Immunsystem daran gehindert wird, den eigenen Körper anzugreifen – ein Meilenstein für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen, Krebs und Transplantationskomplikationen.

Shimon Sakaguchi, Professor an der Universität Osaka, legte in den 1990er-Jahren den Grundstein. Er identifizierte regulatorische T-Zellen (Tregs) – spezialisierte Immunzellen, die verhindern, dass das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift. Diese Zellen wirken wie eine Art „Wächtertruppe“ und spielen eine zentrale Rolle bei der Kontrolle von Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose oder Typ-1-Diabetes.

Völlig neues Verständnis von Immunreaktionen
Mary E. Brunkow und Fred Ramsdell, damals Forschende bei der Immunex Corporation in Seattle, erweiterten die Entdeckung im Jahr 2001. Sie identifizierten das Foxp3-Gen als entscheidenden Schalter für die Funktion dieser Tregs. Studien an Mausmodellen und Patienten mit der seltenen IPEX-Erkrankung belegten: Mutationen in diesem Gen lassen das Immunsystem außer Kontrolle geraten.

Gemeinsam lieferten die drei Wissenschaftler das Fundament für ein völlig neues Verständnis der körpereigenen Immunregulation – und damit für Therapien, die gezielt Immunreaktionen bremsen oder aktivieren können.

Mary Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi wurden für ihre bahnbrechenden Entdeckungen zur ...
Mary Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi wurden für ihre bahnbrechenden Entdeckungen zur peripheren Immuntoleranz, die das Immunsystem daran hindert, den Körper zu schädigen, mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2025 ausgezeichnet.(Bild: EPA/CLAUDIO BRESCIANI/TT)

Hoffnung im Kampf gegen Krebs 
Die Forschung von Brunkow, Ramsdell und Sakaguchi hat weitreichende Auswirkungen. Klinische Studien, die auf regulatorischen T-Zellen basieren, werden weltweit durchgeführt, um Behandlungen für Krankheiten wie Rheumatoider Arthritis, Lupus oder Typ-1-Diabetes zu entwickeln. In der Krebsimmuntherapie könnten Tregs genutzt werden, um die Immunantwort gegen Tumore zu verstärken. Auch in der Transplantationsmedizin versprechen ihre Erkenntnisse Fortschritte, indem sie Abstoßungsreaktionen reduzieren.

Der Nobelpreis für Medizin, der seit 1901 verliehen wird, ehrt Entdeckungen, die das Verständnis der menschlichen Gesundheit revolutionieren. Frühere Laureaten wie Alexander Fleming (Penicillin, 1945) oder Katalin Karikó (mRNA-Impfstoffe, 2023) haben die Medizin nachhaltig geprägt. Die Arbeit von Brunkow, Ramsdell und Sakaguchi steht in dieser Tradition und könnte Millionen von Patienten weltweit zugutekommen.

Laureaten erhalten 11 Millionen Schwedische Kronen
Die Ankündigung markiert den Beginn der Nobelwoche 2025, die bis zum 13. Oktober weitere Preisträger in Physik, Chemie, Literatur, Frieden und Wirtschaftswissenschaften küren wird. Der Preis umfasst eine Goldmedaille, ein Diplom und ein Preisgeld von 11 Millionen Schwedischen Kronen (ca. 1 Million Euro), das sich die drei Laureaten teilen.

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