Bestohlen, erpresst und unter Drogen vergewaltigt – was den Jugendlichen im Wiener Landesgericht vorgeworfen wird, ist schockierend: Über ein halbes Jahr sollen sie eine junge Lehrerin regelrecht gequält haben. Der Ausgangspunkt: Ein Verhältnis zwischen der Frau und einem ihrer ehemaligen Schüler. Auch er sitzt auf der Anklagebank.
Schulter an Schulter sitzen die sieben Jugendlichen – 14 bis 17 – auf der Anklagebank im Wiener Landesgericht, bewacht von elf Justizwachebeamten. Die Staatsanwältin setzt zur Schilderung des unsagbaren Martyrium an, dass eine junge Lehrerin über ein halbes Jahr laut Anklage durchleben musste.
Affäre begann nach Partynacht
Von Anfang: „Das Opfer ging letztes Jahr ein Verhältnis mit einem 16-Jährigen ehemaligen Schüler ein – dem Viertangeklagten. Das ist aber strafrechtlich nicht relevant“, nimmt die Staatsanwältin vorweg. „Ich dachte eigentlich, dass sie gar nicht antworten würde, weil sie eine Lehrerin ist“, erinnert sich der mittlerweile 17-Jährige, dass er der jungen Frau damals auf Instagram geschrieben hatte. Einige Wochen später, nach einer Partynacht, kam es zu einem Treffen – „Es war schon mehr als sexuell“, so der Bursche.
Sie hatte Angst, dass sie auch Opfer der Straftaten der Angeklagten sein könnte, wenn sie sich ihnen gegenüber nicht wohlwollend zeigt.
Staatsanwältin im Wiener Landl
Man traf sich immer wieder, ihr ehemaliger Schüler nahm auch seine Freunde in die Wohnung der jungen Frau mit. „Das Opfer ließ die Besuche zu. Sie präsentierten sich als Jugendbande.“ Und zeigten ihr Videos von Sachbeschädigungen und auch Gewalttaten. „Sie hatte Angst, dass sie auch Opfer der Straftaten der Angeklagten sein könnte, wenn sie sich ihnen gegenüber nicht wohlwollend zeigt.“ Da hätte eine Abwärtsspirale aus Diebstählen, Nötigungen und Erpressungen begonnen.
Mit kompromittierenden Videos presst
Welche schließlich in zwei sexuellen Übergriffen gipfelten. Unter Drogen sollen zwei der Angeklagten (15 und 17) die Lehrerin vergewaltigt haben. Einem Dritten wird geschlechtliche Nötigung vorgeworfen. Davon sollen sie Fotos und Videos angefertigt haben – weiteres Material für Erpressungen.
Die junge Frau traute sich nicht, die Polizei einzuschalten. „Einer der Angeklagten hat immer wieder gedroht, er könne in kürzester Zeit 50 Leute stellig machen, die vor ihrer Haustüre stehen.“ Erst Mitte Jänner dieses Jahres fand das Martyrium ein Ende. Als sie gerade im Ausland war, brannte ihre Wohnung völlig aus. Auch das wird vier der Angeklagten vorgeworfen. Durch die Brandermittlungen kam schließlich auch der Rest ans Licht.
„Es war alles einvernehmlich“
Den die Burschen jedoch vor Gericht großteils in Abrede stellen. „Die Anklage basiert im Wesentlichen auf den Angaben des Opfers“, so der Anwalt des Erstangeklagten, David Jodlbauer. Seinem Mandanten werden acht Straftaten vorgeworfen – ihm drohen bis zu siebeneinhalb Jahre Gefängnis. „Wir wissen von den sexuellen Kontakten, da gibt es Aufnahmen – danach wird es eng. Da gibt es nichts mehr objektivierbares.“ Verteidigerin Anita Schattner, sie vertritt den Zweitangeklagten, sagt: „Es gab‘ Kontakt. Es gab‘ Treffen in der Wohnung. Aber es war alles einvernehmlich.“
„War romantische Beziehung“
Besonders unschuldig sieht sich der Viertangeklagte, jener Jugendliche, der mit der jungen Lehrerin ein Verhältnis hatte. Seine Verteidigerin schwärmt fast: „Mein Mandant hatte so etwas wie eine romantische Beziehung mit dem Opfer. Er ist ein besonders liebenswerter, charmanter junger Mann. Er war der, der sie beruhigt hat, sie beschützt hat. Er war der menschliche.“ Der 17-Jährige bekennt sich als einziger in allen Punkten nicht schuldig – ihm wird jedoch auch lediglich schwerer Diebstahl zur Last gelegt. „Das einzige, was er sich vorwerfen kann, ist, dass er die anderen mitgebracht hat.“
Wie erwartet wird bei der Einvernahme des Erstangeklagten schnell die Öffentlichkeit ausgeschlossen. In dem Vergewaltigungsprozess sind vier Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil soll am 20. Oktober fallen.
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