„Krone“-Analyse

Dornauer lachender Dritter: „Nichts unmöglich!“

Tirol
04.10.2025 09:00

Dass ihn die Partei „abschießt“, wusste der ehemalige Tiroler SPÖ-Vorsitzende und Jäger. Georg Dornauer plante das wohl genau so. Nun wird er als „wilder Abgeordneter“ aber heftig zurückschießen. Eine Analyse von Claus Meinert, Chefredakteur der „Tiroler Krone“.

Es war fast schon bemitleidenswert, wie sie dastanden – die Tiroler SPÖ-Genossen und -genossinnen der ersten, auch zweiten Reihe. Von den Hinterbänklern ganz zu schweigen. Alle hatten sie brav ihre möglichst finsterste Miene aufgesetzt, als SPÖ-Geschäftsführerin Eva Steibl-Egenbauer – sichtlich nervös – und SPÖ-Chef Philip Wohlgemuth am Donnerstag um Punkt 20 Uhr verkündeten, dass man den unliebsamen „Schorschi“ aus der Partei verbannen wird. Endlich ist es vollzogen, dachte sich wohl der eine oder andere, immer darauf bedacht, nur ja nicht zu jubeln. Um den „Schorschi“ loszuwerden, brauchte man aber letztlich die Hilfe vom Koalitionspartner ÖVP, dazu aber mehr später.

Sexistische Sager und Co.
Eine kurze Rückblende zeigt, dass man in der SPÖ Tirol ja monate-, nein jahrelang nicht in der Lage war, die Eskapaden von Dornauer in den Griff zu bekommen, geschweige denn die Reißleine zu ziehen. Man erinnere sich an seinen sexistischen Sager im Tiroler Landtag in Richtung der damals zu Hause krank im Bett liegenden grünen Landesrätin Gabriele Fischer, als er meinte: „Ich will mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen.“

Georg Dornauer liebt es, im Rampenlicht zu stehen.
Georg Dornauer liebt es, im Rampenlicht zu stehen.(Bild: Birbaumer Christof)

Das war im November 2018, also vor sieben (!) Jahren. Schon damals gab es Rücktrittsaufforderungen, etwa von der SPÖ-Frauenvorsitzenden Gabriele Heinisch-Hosek. Auch die damalige SPÖ-Bundesvorsitzende Pamela Rendi-Wagner bezeichnete Dornauers Sager als „unakzeptabel“ und meinte, er sei als stellvertretender Bundesvorsitzender „nicht mehr tragbar“.

Passiert ist freilich kein Rücktritt. Im Gegenteil: Der Bekanntheitsgrad von Dornauer erreichte neue Höchstwerte. Dass ausgerechnet der damals noch dem Tiroler ÖGB vorstehende Philip Wohlgemuth Dornauer die Stange hielt und meinte, die Bundespartei mache hier einen „Schnellschuss“ und solle diesen überdenken, ist an Süffisanz kaum zu überbieten.

Druck vom Koalitionspartner stieg
Denn Donnerstagabend war es Wohlgemuth als Parteichef, der den Rausschmiss forcierte. Aber wie zuvor erwähnt, brauchte es schon die Hilfe der ÖVP. Der große Partner in der Koalition (die ÖVP verfügt über 14 Mandate, die SPÖ nun nur noch über sechs) gab den Sozialdemokraten auf verschiedenen Kanälen klar zu verstehen, dass Dornauer zusehends zum Problem der Partnerschaft werde. Und da naturgemäß auch in der SPÖ so manchen das Hemd näher sitzt als der Rock, sprich der Verlust von Ämtern und Posten im Raum stand, musste rasch gehandelt werden.

Bei Dornauer ist nichts unmöglich
Lachender Dritter ist freilich Dornauer. Neuerlich hat er es geschafft, Schlagzeilen für sich zu machen – und genau darum ging und geht es ihm. Stets den Fokus darauf, dass sein Name nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Somit ist klar, dass Dornauer weiter im politischen Geschehen bleiben will. Das ist das Klavier, das der 42-Jährige am liebsten bedient. Wie, das wird die Zukunft weisen. Wohl kaum mit der SPÖ, aber bei Dornauer gilt der Spruch: „Nichts ist unmöglich!“

Dornauer wird als sogenannter wilder Abgeordneter im Landtag verweilen. Diese Art des „Abgeordnetendaseins“ gab es in den vergangenen Jahrzehnten nur vereinzelt. In den 90er-Jahren etwa war es der Unterländer ÖVP-Politiker Hans Lintner, der die ÖVP damals ziemlich ins Schwitzen brachte, da die Partei 19 von 36 Mandaten hatte und er nun das Zünglein an der Waage spielen konnte.

Zünglein an der Waage wird Dornauer keines sein. Er wird vielmehr sein Dasein dazu nützen, auf sich aufmerksam zu machen, und wohl auch, um die eine oder andere offene Rechnung mit seinen einstigen „Parteifreunden“ zu begleichen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Tirol
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt