US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat die Militärführung des Landes darauf eingeschworen, sich auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. Für seine Ansprache ließ er Top-Militärs von mehreren Kontinenten einfliegen – auch um ihnen zu sagen, dass einige von ihnen „fett“ seien.
„Von diesem Moment an ist die einzige Mission des neu wiederhergestellten Kriegsministeriums: Krieg führen, sich auf den Krieg vorbereiten und sich auf den Sieg vorbereiten“, sagte der Pentagon-Chef vor hochrangigen Militärführern in Quantico. Das sei nicht deswegen notwendig, weil die USA einen Krieg wollten, sondern weil sie Frieden liebten.
„Niemand hier will Krieg“, betonte er. Die, die Frieden wollten, müssten sich auf Krieg vorbereiten, betonte er bei seiner Rede im US-Staat Virginia weiter. Der US-Verteidigungsminister, den die US-Regierung neuerdings als „Kriegsminister“ bezeichnet, hatte Militärs weltweit zu dem Treffen vorgeladen. Experten stuften die Zusammenkunft unter anderem angesichts ihrer Größe und Kurzfristigkeit als ungewöhnlich ein.
„Krieger-Ethos“ müsse Standard werden
Hegseth sprach schon vor Wochen von einem „Krieger-Ethos“, den man wiederbeleben wolle, um nach außen hin abzuschrecken. Nun verkündete er neue Standards: Wer die „körperlichen Standards auf männlichem Niveau für Kampfpositionen“ nicht erfülle, sich nicht rasiere oder professionell aussehen wolle, solle sich einen neuen Beruf suchen.
„Es ist ermüdend, dicke Truppen in Kampfformationen zu sehen. Gleichzeitig ist es komplett inakzeptabel, fette Generäle und Kommandeure zu sehen“, erklärte Hegseth seinem Top-Personal. Dabei lobte der „Kriegsminister“ und ehemalige Fox-News-Moderator seinen eigenen Fitnesszustand. Zudem wolle er gegen „Woke-Müll“ vorgehen. In seiner Rede wetterte Hegseth gegen „dumme Einsatzregeln“, die Soldaten im Feld einschränken würden.
Hegseth kritisiert Frauen im Militär
Er verteidigte zudem die Entlassung von über einem Dutzend ranghoher Offiziere, darunter viele Frauen und sogenannte „People of Color“. Künftige Beförderungen, so der Minister, würden ausschließlich auf Leistung basieren. „Wir haben schon viel getan, aber weitere Änderungen kommen bald“, versprach er. Wenn diese Standards bedeuteten, dass sich keine Frauen für bestimmte Kampfberufe qualifizierten, dann sei das so. „Das ist nicht die Absicht, aber es könnte das Ergebnis sein“, sagte Hegseth.
Die Streitkräfte müssten „Jahrzehnte des Niedergangs“ rückgängig machen, sagte Hegseth. Alle Programme für Gleichstellung und gegen Diskriminierung würden rückgängig gemacht, bekräftigte der Pentagonchef.
Auch US-Präsident Donald Trump sprach zu den Truppen – jedoch ohne erkennbare Botschaft. Er lobte seine Zölle, kritisierte seinen Amtsvorgänger Joe Biden und polterte, dass ihm der Friedensnobelpreis zustehe. Von Zeit zu Zeit warf er eine Statistik oder Beobachtung zum Militär ein. „Ich denke, wir sollten vielleicht anfangen, über Schlachtschiffe nachzudenken“, sagte er einmal mitten in einer Tirade über Zölle. „Ich habe früher Victory at Sea gesehen. Ich liebe Victory at Sea.“
Trump sieht US-Städte als „Übungsgelände“
Trump erklärte zudem, dass er Hegseth angewiesen habe, US-Großstädte als „Übungsgelände“ zu nutzen. Der US-Präsident entsendete jüngst Truppen unter dem Vorwand einer „kriegerischen Kriminalität“ in Städte wie Portland, Washington und Los Angeles. Als Nächstes sei Chicago dran. Der „Commander-in-Chief“ sei über den „Feind aus dem Inneren“ besorgt.
Er verwies auf ein kürzlich unterzeichnetes Dekret zum Aufbau einer „schnellen Einsatztruppe, die Bürgerunruhen niederschlagen kann“. Die US-Regierung müsse eingreifen, bevor die Lage außer Kontrolle gerate.
Schnell kam Kritik an dem teuren Zusammentreffen auf. Die Generäle und Admiräle mussten aus aller Welt eingeflogen werden, kurz vor einem drohenden Regierungs-„Shutdown“.
Die Militärs blieben während der Ansprachen von Hegseth und Trump auffallend still, wie es ihre Tradition der Überparteilichkeit gebietet. Der genaue Grund, für das in diesem Ausmaß präzedenzlose Treffen war den Führungskräften im Vorfeld nicht mitgeteilt worden, was für erhebliche Unruhe sorgte.
„Pete Hegseth gab Millionen aus, um alle unsere Generäle einfliegen zu lassen, damit er über Gesichtsbehaarung schimpfen und damit prahlen konnte, wie viele Klimmzüge er machen kann, und damit Donald Trump eine Liste parteipolitischer Beschwerden herunterleiern konnte“, erklärte ein pensionierter General der „New York Times“ in Reaktion auf das Treffen.
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