Wiener Volkstheater
Irgendwo überm aufblasbaren Spießer-Regenbogen
Das Volkstheater führt mit „The Boys Are Kissing“ vor, wie sich alle Geschlechtergrenzen dank Buben-Kuss weglachen lassen.
Drall ist sie, glänzend und abwaschbar: Diese bunte, luftgefüllte Gummibühnenwelt, die Sophie Lux der Regisseurin Martina Gredler für ihre flott gelungene Inszenierung auf die Bühne gewuchtet hat.
Bald bricht hier in der cleanen Kleinstadtidylle die Hölle los, wenn sich zwei Elternpaare, ein heterosexuelles Spießer-Doppel und zwei Lesben, heftig zoffen. Denn ihre neunjährigen Söhne haben sich auf dem Schulhof geküsst. Das sorgt bei Vater Matt (urkomisch: Simon Bauer) für homophobe Wallungen, während seine Gattin (entzückend überfordert: Karoline Reinke) zu kalmieren versucht und dabei kein Fettnäpfchen auslässt.
Damit bringt sie wiederum die Anwältin Amira (herzhaft tough: Nancy Mensah-Offei) erst so richtig in Wallung, um für die Rechte der LGBT-Community den Holzhammer zu schwingen. Dabei träumt Partenrin Chloe (nett verklemmt: Katharina Kurschat) nur vom kleinen Familien-Glück vor großer Kücheninsel.
Über all dem schweben die sexy queeren Engel Analis und Klitoris als wahrlich himmlische Spieltreiber. Besonders Nick Romeo Reimann, aber auch Luca Bonamore beweisen sich damit als echte Assets des Abends, der herzlich amüsant alle Mainstream-Klichees zwischen Joga-Matte und LGBT+-Handbuch durchhechelt.
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