Nach 25 Jahren Planung und 900 Millionen Euro Investition ist der Ostabschnitt der Fürstenfelder Schnellstraße S7 befahrbar. Autofahrer kritisieren Tempo 80, Überholverbot und fehlende Pannenstreifen – Anrainer freuen sich über weniger Verkehr.
Nach einem Vierteljahrhundert Planung und rund 900 Millionen Euro Investition ist es soweit: Die Fürstenfelder Schnellstraße S7 ist seit 20. September durchgehend befahrbar. Der neue Ostabschnitt verbindet Ilz mit Heiligenkreuz, schafft eine direkte Verbindung zwischen Steiermark und Burgenland und erleichtert zugleich die Anbindung nach Ungarn. Direkt an den Tunnel Rudersdorf anschließend, führt die Strecke über 13,5 Kilometer bis zur Grenze. Insgesamt erstreckt sich die S7 über 28,4 Kilometer.
Kaum eröffnet, hagelt es Kritik. Viele Autofahrer sprechen von einer „Geisterbahn“: einspurig, 80 km/h, Überholverbot, kein Pannenstreifen. Die alte Bundesstraße wird weiterhin stark befahren. Entlastung für Pkw? Bisher kaum spürbar. Doch Anrainer loben: weniger Lärm, weniger Durchzugsverkehr, mehr Ruhe in den Ortschaften.
Warum nur eine Spur?
Die Asfinag erklärt, dass die Entscheidung für eine Spur je Richtung auf den prognostizierten Verkehrszahlen basiert: „Die Zahlen liegen deutlich unter 10.000 Fahrzeugen pro Tag. Nach über 30 untersuchten Varianten haben wir die einspurige Lösung mit Überholverbot als sinnvollste bewertet.“ Ähnliche Eingewöhnungseffekte habe es bereits beim Westabschnitt gegeben, man gehe davon aus, dass sich das Verkehrsverhalten in den kommenden Wochen und Monaten anpassen werde.
Kritiker fürchten, dass es bei Pannen oder Unfällen sofort zu langen Staus kommt. Das sieht man bei der Asfinag anders: „Wir haben alle möglichen Szenarien gemeinsam mit den Blaulichtorganisationen durchgespielt und entsprechende Ab- und Umleitungskonzepte entwickelt, um den Verkehrsfluss rasch wiederherstellen zu können.“
Auch die Geschwindigkeitsbegrenzung und das Überholverbot dienen dem Schutz aller Verkehrsteilnehmer. „Die Strecke wurde nicht überreguliert, sondern entsprechend ihrer baulichen Gegebenheiten und Verkehrsprognosen ausgestattet“, so die Asfinag.
Bringt die S7 wirklich Vorteile für Autofahrer?
Autofahrer sehen bislang auch wenig Zeitersparnis. „Komplette Fehlplanung. Alle fahren weiter auf der Bundesstraße – nur nicht auf der S7“, kommentiert eine Nutzerin. Andere bemängeln die einspurige Lösung.
Anrainer hingegen spüren bereits Vorteile: weniger Verkehrslärm, weniger Durchzugsverkehr, mehr Lebensqualität. Auch die Nutzung durch ungarische Pendler müsse sich erst einspielen – die Vignettenpflicht werde langfristig nicht entscheidend sein. Die Asfinag steht dazu in engem Austausch mit den ungarischen Behörden.
Nachhaltig geplant, Änderung denkbar
Die S7 ist kein reines Lkw-Projekt, sondern ein Infrastrukturvorhaben mit vielen Vorteilen: Sie erleichtert Arbeitswege, fördert wirtschaftliche Ansiedlungen und entlastet die Ortskerne. „Die Planungen laufen seit über 20 Jahren und orientieren sich an realistischen Verkehrsprognosen. Sollte sich die Verkehrsentwicklung ändern, sind wir bereit, neue Überlegungen anzustellen“, erklärt die Asfinag.
Die Finanzierung der Schnellstraße erfolgt übrigens ausschließlich durch Vignette und Maut.
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