Erschreckend, aber wahr: Obwohl das Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs bundesweit kostenlos ist, nutzen nur 40 Prozent der Frauen dieses Angebot! Im Burgenland sollen nun alle zur Vorsorge bewegt werden.
Brustkrebs ist weltweit die am häufigsten vorkommende Krebserkrankung bei Frauen. Eine von acht Frauen erhält im Laufe ihres Lebens die schockierende Diagnose. Auch im Burgenland ist das so. Jedes Jahr erkranken hierzulande rund 175 bis 180 Frauen und etwa zwei Männer am Mammakarzinom. 50 bis 52 Frauen sterben jährlich an den Folgen der bösartigen Tumore. Zwar werden die meisten Diagnosen bei über 50-Jährigen gestellt, doch auch jüngere sind betroffen, weiß Charity-Fürstin Agnes Ottrubay.
Seit sieben Jahren ist sie Pink-Ribbon-Botschafterin der Krebshilfe Burgenland, seit 17 Jahren Schirmherrin des alljährlichen Pink Ribbon-Benefizabends von Estee Lauder im Schloss Esterházy in Eisenstadt. Den Event, der am 1. Oktober, dem internationalen Brustkrebstag stattfindet, besuchen jedes Jahr mehr als 600 Frauen. Er gilt als Auftaktveranstaltung für eine Reihe von Initiativen, die in den nächsten Wochen landesweit über die Bühne gehen. Sie sollen dazu beitragen, Spenden für betroffene Frauen zu sammeln und das eigene Bewusstsein für Brustgesundheit zu schärfen.
Die rosarote Brille abnehmen
„Es wird mich schon nicht erwischen – dieser Blick durch die rosarote Brille ist leichtsinnig und in manchem Fall auch lebensgefährlich. Weitaus vernünftiger und hilfreicher ist es, die Botschaft der rosaroten Schleife ernst zu nehmen, seine Brust und Achselhöhlen regelmäßig abzutasten und alle zwei Jahre zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Je früher Brustkrebs erkannt wird, umso besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen“, mahnt Ottrubay.
In den vergangenen zehn Jahren sei das Sprechen über Brustkrebs zwar enttabuisiert worden: „Früher haben sich erkrankte Frauen geschämt und Perücken getragen. Heute mischen sich viele Betroffene selbstbewusst mit Glatzkopf unter die Leute“. Doch das Thema Brustgesundheit sei für viele Frauen immer noch nicht selbstverständlich.
Die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben dem Alter spielen die genetische Veranlagung (etwa Mutationen der Gene BRCA1 oder BRCA2) und familiäre Vorbelastung eine entscheidende Rolle. Aber auch eine früh einsetzende Regelblutung und späte Menopause erhöhen das Erkrankungsrisiko.
Darüber hinaus wirken sich Übergewicht, vor allem nach den Wechseljahren, Bewegungsmangel, Alkohol- und Zigarettenkonsum sowie Hormonersatztherapien negativ auf den Körper aus. Bis zu einem gewissen Grad haben Frauen es also selbst in der Hand, wie es um ihre Brustgesundheit steht.
Nur 40 Prozent gehen zur Mammografie
Das bestätigt auch Oberärztin Doris Glocknitzer-Mad, die Leiterin des Brustgesundheitszentrums im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt. Die Einrichtung ist die zentrale Anlaufstelle für Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge bei gut- und bösartigen Brusterkrankungen. Hier sind alle fachlichen Ressourcen optimal gebündelt – von modernsten Diagnoseverfahren über genetische Beratung bis hin zu operativen Eingriffen, Rekonstruktionen und Chemotherapien.
„Bund, Länder, Sozialversicherung und Österreichische Ärztekammer haben 2014 ein Brustkrebs-Früherkennungsprogramm eingeführt, um Frauen zwischen 40 und 79 Jahren einen leichten und unbürokratischen Zugang zum kostenlosen Mammografie-Screening zu ermöglichen. Leider nutzen diese Möglichkeit nach wie vor nur 40 Prozent der Zielgruppe!“
Ob eine anhaltende psychische Belastung Brustkrebs auslösen kann, ist bislang wissenschaftlich nicht belegt. Nachgewiesen ist jedoch, dass ein negativer Stress und chronischer Schlafmangel das Immunsystem schwächen und das Erkrankungsrisiko erhöhen.
Oberärztin Doris Glocknitzer-Mad
Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Angst vor Schmerzen bei der Untersuchung. Angst vor der Diagnose. Angst vor der Therapie. Dabei erhalten 970 von 1000 Frauen nach einer Mammografie einen unauffälligen Befund. 30 Frauen werden zu einer weiteren Untersuchung eingeladen, sechs erhalten dann in weiterer Erfolge die Diagnose Brustkrebs. „Durch die Vorsorgeuntersuchung werden pro Jahr zwei bis sechs von 1000 Frauen vor dem Tod durch den Tumor bewahrt. Erkennt man ein Mammakarzinom im Frühstadium, liegen die Heilungschancen sogar bei 95 bis 98 Prozent“, so Glocknitzer-Mad.
Die weibliche Brust reagiert stark auf hormonelle Veränderungen – zum Beispiel im Zyklus, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren. Wer regelmäßig seine Brust kontrolliert, lernt seinen Körper kennen und kann Veränderungen früh bemerken. Das Um und Auf ist daher die monatliche Selbstuntersuchung nach der Regelblutung.
Durch achtsames Abtasten der Brust und Achselhöhlen lassen sich Knoten leicht ertasten. Auch Veränderungen der Brustform und Brustgröße sollte man im Blick haben. Treten Hautveränderungen auf oder zieht sich eine Brustwarze ein und sondert Flüssigkeit ab, sollte umgehend ein Gynäkologe aufgesucht werden.
„Die Mayerin“ sorgt für Frauenpower
Um fortan alle Frauen zur Vorsorge zu bewegen, werden beim Benefizabend am 1. Oktober, bei dem alle herzlich willkommen sind, Betroffene und Experten am Podium Platz nehmen und mutige Geschichten der Hoffnung erzählen. Mit dabei ist auch die bekannte burgenländische Sängerin „Die Mayerin“, die neben der Musik als Psychologin arbeitet und Frauen in ihre Selbstwirksamkeit bringt.
Fast jede Frau kennt die Situation: Man spürt etwas in der Brust, ist sofort verunsichert, geht zum Arzt – und steckt plötzlich in dieser Panikspirale: Was wäre wenn? Wenn wir offen darüber sprechen, nehmen wir dem Thema diesen enormen Schatten und die Angst, damit allein zu sein.
Sängerin und Psychologin Ulrike Mayer alias „Die Mayerin“
„Krisen können Chancen sein. Mir ist wichtig, Frauen in ihrem Potenzial und ihrer Gestaltungskraft zu stärken und den Mut zu haben, ihr eigenes Leben zu leben, abseits von gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenzwängen. Viele Frauen reihen sich selbst hinten an, weil uns Egoismus unterstellt wird, wenn wir uns an erste Stelle setzen. Doch echte Fürsorge für andere beginnt bei der Fürsorge für sich selbst. Selbstliebe und Selbstachtsamkeit ist die Basis für alles.“
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