Ewiges Hin und Her

Polit-Hammer: Grünes Licht für Bau von Lobautunnel

Innenpolitik
25.09.2025 11:02

Nach fast 17 Jahren intensiver Prüfung wird Österreichs wohl umstrittenstes Verkehrsprojekt wieder „auf den Weg gebracht“. SPÖ-Minister Peter Hanke und ASFINAG-Chef Hartwig Hufnagl gaben am Donnerstag grünes Licht für den Lückenschluss des Regionenrings im Norden Wiens – und damit auch für den Lobautunnel.

Kaum ein Verkehrsprojekt sorgte in Österreich jemals für so viele Diskussionen wie der Bau des Lobautunnels. Seit dem Jahr 1993 ist das Projekt Thema, im Jahr 2002 wurde der Bau der S1 ins Bundesstraßengesetz aufgenommen. Seither wurde die Dimension des Vorhabens mehrmals geändert und der Projektstart verzögert. Als Basis dafür diente der ehemaligen Verkehrsministerin der Grünen, Leonore Gewessler, letztlich auch ein von der „Krone“ enthülltes Luxus-Gutachten. Satte 460.000 Euro ließ man sich die Evaluierung kosten.

Baldige Entscheidung war angekündigt
Erst zu Wochenbeginn kündigte SPÖ-Verkehrsminister Peter Hanke in der „Krone“ eine „baldige Entscheidung“ über den Bau des Lobautunnels an. Gemeinsam mit Hartwig Hufnagl, dem Vorstandsdirektor der ASFINAG, präsentierte er heute dann die Pläne für die „S1 Wiener Außenring Schnellstraße“. 

Das Ergebnis: Nach beinahe 17 Jahren intensiver Prüfung wird der Lückenschluss des Regionenrings im Norden Wiens auf den Weg gebracht. Die S1 Wiener Außenring Schnellstraße gilt als das am besten geprüfte Verkehrsprojekt Österreichs. Mehr als 20 Trassenvarianten wurden untersucht sowie zahlreiche Gutachten erstellt.

SPÖ-Verkehrsminister Peter Hanke bringt den Lobautunnel erwartungsgemäß wieder auf „Schiene“.
SPÖ-Verkehrsminister Peter Hanke bringt den Lobautunnel erwartungsgemäß wieder auf „Schiene“.(Bild: Krone KREATIV/Karl Schöndorfer, EXPA)

Die Trasse vom Knoten Süßenbrunn über Raasdorf bis zum Knoten Schwechat inklusive Tunnellösung sei laut Hanke und Hufnagl der optimale Weg, um den Anforderungen der Region im Sinne des Lebens- und Wirtschaftsraums gerecht zu werden. Denn die Wohlstandsregion Wien-Niederösterreich mit ihren beinahe vier Millionen Einwohnern brauche eine leistungsfähige Infrastruktur, vor allem in den kommenden Jahrzehnten. 

Die Lösung, so argumentieren beide, liege in der Entlastung der Verkehrsadern durch die S1, die, wie beim menschlichen Herzen, als Bypass für die überlasteten Verkehrsgefäße Südosttangente A23, A4, A2, A1 und S2 dienen soll.

Impuls für die Wirtschaft
Die S1 sei aber nicht nur ein Infrastrukturprojekt, sondern wirke sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt und die regionale Wirtschaft aus. Laut WIFO und ECO Austria sichere der Lückenschluss im Regionenring bis zu 25.000 Arbeitsplätze. Langfristig bringe das Projekt eine Wertschöpfung von vier Milliarden Euro für den österreichischen Standort. „Es braucht eine ideologiebefreite und faktenbasierte Lösung für diese Herausforderung statt Blockadepolitik“, erklärt SPÖ-Minister Hanke dazu. 

Fakten zur Südosttangente

Täglich queren knapp 200.000 Fahrzeuge die Wiener Südosttangente (A23). Jährlich sind es rund 900.000 Durchzugs-Lkw, die Wien und das bestehende Straßennetz darüber hinaus massiv belasten. Damit ist sie die am stärksten befahrene Straße Österreichs. Laut ASFiNAG gibt es an durchschnittlichen Werktagen ca. 5,5 Staustunden, die Menschen und Wirtschaft belasten

Der Schaden für Österreichs Volkswirtschaft durch die entstandenen Staukosten auf der A23 wird aktuell auf rund 500 Millionen Euro jährlich geschätzt. Umso größer sei der rasche Handlungsbedarf. Die Anbindung schaffe zudem die Grundlage für mehr als 27.000 neue Wohnungen bzw. Wohnraum in der Donaustadt für 55.000 Menschen und eine bessere Erreichbarkeit für Betriebe.

Unterteilt wird das Projekt in zwei Bauabschnitte. Die erste Bau-Etappe soll bereits nächstes Jahr starten. Die zweite Bau-Etappe, die den so umstrittenen Lobau-Tunnel beinhaltet, könne indes erst frühestens 2030 starten, da laut Ministerium hier noch Verfahren anhängig seien. 

Das Projekt S1 im Detail

 Das Projekt wird in zwei Etappen errichtet:

  • Etappe 1: Groß-Enzersdorf – Süßenbrunn
    Mit 10,8 Kilometer Länge, neun Brücken, fünf Grünbrücken und zwei großen Knotenpunkten schließt dieser erste Abschnitt des Projektes das größte Stadtentwicklungsgebiet Wiens, die Seestadt Aspern, über die sogenannte S1-Spange an das hochrangige Straßennetz an. Der Bau wird im Frühjahr 2026 beginnen, ist mit Kosten von rund 500 Mio. Euro veranschlagt und dauert rund sechs Jahre. Der Abschnitt Groß-Enzersdorf-Süßenbrunn ist für sich bereits verkehrswirksam und entlastet rund 100.000 Menschen in den Wiener Stadteilen Essling, Aspern und Breitenlee, sowie den Ortschaften Raasdorf und Groß-Enzersdorf. Bei der ersten Etappe bzw. dem „Verwirklichungsabschnitt 1“ liegen bereits alle notwendigen Bescheide rechtswirksam vor und der Bau kann 2026 beginnen. 
  • Etappe 2: Schwechat – Groß-Enzersdorf (Donau-Lobau Tunnel) Der 8,3 km lange Straßenabschnitt umfasst einen Tunnel in geschlossener Bauweise. Mit zwei Röhren (je zwei Fahrspuren) und modernster Sicherheitstechnik wird der Transitverkehr unter der Donau und unter der Lobau durchgeführt. Der Nationalpark Donau-Auen bleibt dabei völlig unberührt. Aktuelle Schätzungen gehen von einem Baustart im Jahr 2030 und Kosten in Höhe von 2,2 Mrd. Euro aus, die Bauzeit wird auf rund zehn Jahre geschätzt. Bei dieser Etappe (Verwirklichungsabschnitt 2) sind noch Verfahren anhängig, diese gilt es abzuwarten. 

ASFINAG bezahlt rund 2,7 Milliarden Euro
Die gesamten geplanten Baukosten für beide Etappen belaufen sich auf rund 2,7 Milliarden Euro und werden gänzlich über die ASFiNAG finanziert. Aufgrund der selbstständigen Finanzierungslogik des Straßenbetreibers bezahlt niemand für das Projekt, der selbst keine hochrangige Straßeninfrastruktur nutzt. 

Bereits in den vergangenen Tagen brachten sich die Demonstranten wieder in Stellung und drohten mit neuen Protesten. „Wir stehen für alle möglichen Formen des Protests bereit und behalten uns auch vor, wieder Flächen zu besetzen“, droht Jutta Matysek, Obfrau der Bürgerinitiative „Rettet die Lobau“ in der „Krone“. Auch mit massivem Protest der Grünen ist auszugehen. Lena Schilling, die durch ihren Protest gegen das Projekt Bekanntheit erlangte, meldete sich gegenüber der „Krone“ bereits zu Wort.

Lena Schilling.
Lena Schilling.(Bild: Klemens Groh )

Schilling attackiert SPÖ
„Am Mittwoch noch Klimaschutz versprechen, am Donnerstag dann Autobahn bauen: Die SPÖ schwingt gestern noch große Worte beim Klima, doch dahinter nichts als heiße Luft. Julia Herr bekennt sich stolz zum Klimaschutz, heute schon kündigt Peter Hanke den Lobautunnel an – einen Highway direkt in die Klimakatastrophe. Mit Milliarden Euro betonieren wir unsere Zukunft, um ein Naturschutzgebiet zu zerstören. Andreas Babler stellt sich als reine Klimaluftnummer heraus. Liebe SPÖ: Wer Straßen sät, wird Widerstand ernten“, erklärt die Grüne.

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